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Finanzwesen

Ob NGO, Großkonzern oder öffentliche Einrichtung - die finanzielle Absicherung der eigenen Organisation spielt in allen Branchen und Arbeitsbereichen eine essentielle Rolle, stellt sie in einer kapitalistischen Gesellschaft wie der unseren doch die Grundlage für jedes weitere Handeln dar. Finanzexpert*innen mit branchenspezifischem Know-How sind somit gern gesehene Mitarbeiter*innen, die quer durch die Branchen leicht Beschäftigung finden.

Grundsätzlich unterscheidet der Begriff Finanzwesen zwischen dem öffentlich-rechtlichen Finanzwesen, also der Verwaltung und (verwaltungsrechtlichen) Steuerung der öffentlichen Finanzen (Staatshaushalt, Steuer-, Zins- und Haushaltspolitik) und dem privaten Finanzwesen, also den Finanzen einzelner Unternehmen und Institutionen. Unter dem Begriff „Finanzwirtschaft“ werden wiederum häufig all die Unternehmen zusammengefasst, deren primäres Geschäftsfeld die Finanzen darstellen, also z. B. Banken, Versicherungen oder Kreditunternehmen.
Stellenausschreibungen im Feld sind somit entweder im Umfeld der Finanzprozesse einzelner Unternehmen, Non-Profit-Institutionen, öffentlichen Einrichtungen oder der Finanzwirtschaft selbst angesiedelt. Unterschiedliche Branchenlogiken führen hier teilweise zur Verwendung unterschiedlicher Begrifflichkeiten für ähnliche Prozesse, weswegen es ratsam ist, sich vor der Stellensuche mit diesen zu befassen.

Klassische Finanz-Tätigkeiten sind:

  • die Kapital-, bzw. Mittelplanung und -beschaffung in Unternehmen bzw. das Fundraising oder die Drittmittelakquise sowie das Drittmittelmangement in Non-Profit-Organisationen
  • das Rechnungswesen bzw. die Buchführung (Accounting)
  • die Abwicklung, Steuerung und Optimierung einzelner Finanztransaktionen (häufig treasurymanagement oder Treasury genannt)
  • die Steuerung, das Monitoring sowie die Optimierung von Finanzprozessen (financial supply chain management) im Allgemeinen sowie die Liquiditätsplanung und -sicherung
  • das (Finanz-)Controlling, das die Kontrolle der Ausgaben und Einnahmen umfasst, aber auch die Markt-, Trend- und Wettbewerbsanalyse, die Erhebung, Verarbeitung und Auswertung anfallender Daten und Kennzahlen und die daraus folgende Ableitung strategischer Entscheidungen (strategisches Controlling)
  • damit zusammenhängend, das Berichtswesen (Erstellung von Wirtschaftsplänen, Monats-, Halbjahres- und Jahresbilanzen sowie Kennzahlensystemen und Rechenschaftsberichten bzw. Verwendungsnachweisen) und die Berichterstattung (Reporting) bzw. Beratung nach innen (z. B. an die Geschäftsführung) und außen, z. B. an Mittel-, Kapital-, Kreditgeber*innen, Mandant*innen und Kund*innen aber auch Behörden
  • das finanzielle Risikomanagement, also die Analyse von Zins-, Währungs- und Ausfallrisiken
  • die Bearbeitung auftretender Problem- und Streitfälle (financial dispute management)

Hinzu kommen Tätigkeitsfelder wie die Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung oder finanzbezogenes Consulting, die häufig an externe Dienstleister ausgelagert werden.

Vorher Spezialisierungs- und Verantwortungsgrad abstecken

Je nach Größe und Aufbau der Einrichtung unterscheidet sich dabei der Spezialisierungsgrad der Tätigkeiten innerhalb eines Unternehmens oder einer Institution. So gibt es bei kleineren Vereinen oder Klein- und Mittelständischen Unternehmen zuweilen nur eine für die gesamten Finanzen zuständige Person, bei größeren Einrichtungen hingegen eine große Finanzabteilung mit entsprechender Untergliederung in Unterabteilungen oder Bereiche. Die Stellenbezeichnungen variieren daher von eher allgemeinen Titeln wie Referent*in oder Mitarbeiter*in Finanzen bis zu spezialisierten Bezeichnungen, wie Controller*in, Spezialist*in Tax oder IFRS Accountant (internationale Buchführung gemäß den International Financial Reporting Standards). Auch der Verantwortungsgrad und damit zusammenhängend die von Bewerber*innen geforderten Qualifikationen unterscheiden sich von Stelle zu Stelle. So erfordern reine Buchhaltungsstellen meist „nur“ eine kaufmännische Ausbildung, können aber auch für Bachelorabsolvent*innen einen guten Berufseinstieg bieten. Für Stellen im Monitoring, der Analyse oder der Optimierung von Finanzprozessen braucht es hingegen in der Regel ein abgeschlossenes Studium, häufig auf Masterlevel.
Gesucht werden fast immer Absolvent*innen aus wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen, gerne auch mit entsprechenden Spezialisierungen wie Accounting, Finanzen oder Steuerrecht. Mit entsprechenden Kenntnissen und Vorerfahrungen ist aber auch ein Einstieg aus anderen Feldern denkbar. Unabdingbar wäre es hierfür schon im Studium entsprechende Erfahrungen zu sammeln und z. B. durch Weiterbildungen die relevanten Kenntnisse zu erwerben. Absolvent*innen anderer Disziplinen kommen zudem in Schnittstellenbereichen zum Einsatz. So wird beispielsweise bei der Einführung und Entwicklung neuer finanzbezogener IT-Lösungen mit Informatiker*innen oder Techniker*innen zusammengearbeitet. Bei steuerrechtlichen Fragen, der Bewertung von Unternehmen oder dem Klären finanzbezogener Streitfälle sowie der vorbeugenden Überwachung und Einhaltung gültiger Regeln und Gesetze (Compliance) kommen Jurist*innen ins Spiel.
Voraussetzung für den Einstieg in viele Berufe im Finanzwesen sind Kenntnisse im Umgang mit Datenbanken sowie sogenannten Business Intelligence Lösungen, also betriebswirtschaftlichen Software-Anwendungen. Darüber hinaus sind Zahlenaffinität und analytische Fähigkeiten ein Muss. Auch der Umgang mit großen Datenmengen sollte einen nicht erschrecken. Da man häufig auch mit anderen Abteilungen oder Bereichen zusammenarbeiten muss, kommen gute Kommunikationsfähigkeiten hinzu. Sonderkenntnisse wie Steuerrecht, Vertragsrecht und Spezialisierungen auf einzelne Bereiche sind ebenfalls gern gesehen.
 

Porträt Johannes Thom

Johannes Thom

ist Assistant im Bereich Disputes bei Coca-Cola Europacific Partners in Sofia, Bulgarien

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