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Johannes Thom

Porträt Johannes Thom

Assistant im Bereich Disputes

bei Coca-Cola Europacific Partners in Sofia, Bulgarien


Was haben Sie studiert?

Ich habe „Law in Context“ (Bachelor of Law) an der TU Dresden im Bachelor studiert. Im Rahmen dieses Studiums habe ich einen einjährigen Erasmus-Aufenthalt an der Universität in Bologna absolviert. Mein Master-Programm „Politik und Verfassung“ (Master of Arts) habe ich ebenfalls an der TU Dresden absolviert.
 

Welche drei Sachen haben Sie auf der Arbeit zuletzt erledigt?

Zuletzt habe ich auf interne und externe Mails geantwortet, die neuen Disputes der Woche bearbeitet und ältere Fälle zur Zahlung freigegeben.
 

Wo liegen die hauptsächlichen Schwerpunkte Ihrer Aufgaben? Verfolgen Sie als Jurist einen anderen Ansatz als Ihre Kolleg*innen aus anderen Disziplinen?

Meine beruflichen Schwerpunkte liegen eindeutig im wirtschaftlichen Bereich. Die  Disputes, die von mir bearbeitet werden, sind alle finanzieller Natur. Es geht hierbei hauptsächlich um das Aufklären von Fällen, bei denen irgendwo etwas schiefgelaufen ist. Unsere Abteilung bezeichnet sich intern selber als die „Detektive von Coca-Cola“. Ich habe hierbei selten bis kaum Berührungspunkte mit juristischen Problemfeldern.
 

Wie sind Sie mit Ihrem juristischen Studienhintergrund zu einer Tätigkeit in der Finanzabteilung eines Unternehmens gekommen? Hatten Sie von Anfang an vor, in diesem Bereich zu arbeiten?

Ich habe meinen Masterabschluss mitten in der Corona-Pandemie beendet und zu einer ungünstigen Zeit meinen Fuß auf den Arbeitsmarkt gesetzt. Da meine Partnerin Bulgarin ist und ich gerne nach Sofia ziehen wollte, habe ich mich hauptsächlich auf Stellen in der bulgarischen Hauptstadt beworben. In Sofia haben viele internationale Unternehmen aus steuerlichen Gründen ihre Finanz- und Wirtschaftsabteilungen, es gab also kaum Jobangebote im politikwissenschaftlichem oder juristischem Tätigkeitsfeld. Ich bin mehr oder weniger aus Zufall in das Unternehmen geraten und konnte mit meinen Sprachkenntnissen (Deutsch, Englisch und Italienisch) punkten. Ich hatte also definitiv nicht vor, in einem Großunternehmen in der Finanzabteilung zu arbeiten und ich hatte auch keinerlei Kenntnisse auf diesem Feld. Meine erste Stelle nach der Uni habe ich also direkt als Quereinsteiger begonnen.

 

„Ein Tipp von meiner Seite ist definitiv
über den Horizont des Studiums hinauszusehen.“

 

Arbeiten Sie in Ihrem Beruf eher für sich alleine oder viel im Team? Falls Letzteres zutrifft, haben Ihre Kolleg*innen einen ähnlichen fachlichen Hintergrund wie Sie oder ist das Team bunt durchmischt?

Ich arbeite derzeit in einem Team von insgesamt sechs Personen. Meine Kolleginnen und Kollegen haben überwiegend einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund. Eine Kollegin hat aber bspw. auch einen Masterabschluss in Biologie. Auch in der gesamten Finanzabteilung sind die fachlichen Hintergründe sehr durchgemischt (bspw. Wirtschaftswissenschaften, Sprachwissenschaften, Soziologie, Jura etc.).
 

Haben Sie eine klassische 40-Stunden-Woche?

Ich arbeite in einer klassischen 40-Stunden-Woche, Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr.
 

Was finden Sie an Ihrem Beruf besonders spannend oder herausfordernd?

Unsere Abteilung ist in ständiger Kommunikation mit fast allen Abteilungen des Unternehmens. Dadurch versteht man sehr schnell die Arbeitsweise eines international agierenden Unternehmens. Weiterhin ist das Lösen der Fälle an sich eine spannende Aufgabe, da man zum Teil lange und intensiv suchen muss, um den Fehler zu finden. Da ich vorher kaum Berührungspunkte mit wirtschaftlichen Themen hatte, waren vor allem die ersten Monate sehr herausfordernd. Neben einem ein-monatigen Training musste ich mir viele Sachen selber aneignen, um die Materie komplett zu verstehen. 

 

„Ein weiterer Tipp ist für eine gewisse Zeit im Ausland zu leben.“

 

Welche Kompetenzen sind, aus Ihrer Sicht, besonders wichtig, um in Ihrem Berufsfeld erfolgreich zu werden?

Folgende Kompetenzen sind meiner Meinung nach wichtig: analytisches Denken, ein gutes Auge für Details, gute Fremdsprachenkenntnisse (die Kommunikation innerhalb des Unternehmens wird auf Englisch geführt), Teamfähigkeit und Geduld.  
 

Sehen Sie in Ihrem Tätigkeitsbereich auch gute Einstiegsmöglichkeiten für Bachelor of Laws-Absolvent*innen?

Grundsätzlich kann dieser Tätigkeitsbereich interessant sein, da man zunächst in einem Bereich arbeitet, der fachfremd ist. Dadurch kann das jeweilige Portfolio erweitert werden und man wird interessanter für etwaige Arbeitgeber in der Zukunft. Man lernt Skills kennen, die so im Studium nicht vermittelt wurden. Dies kann, meiner Meinung nach, eine sehr interessante Einstiegsmöglichkeit sein.
 

Ihre Tipps für Berufseinsteiger*innen?

Ein Tipp von meiner Seite ist definitiv über den Horizont des Studiums hinauszusehen. Während des Studiums scheint es oft, dass man später in einem gewissen Tätigkeitsfeld arbeiten wird und sich dementsprechend auch nur für diese Felder bewirbt. Dem ist aber häufig nicht so. Wir leben in einer unglaublich dynamischen Zeit in der man sich immer wieder neu erfinden kann und auch muss. Es kann dabei sehr lohnend sein, in Berufsfelder einzutreten, die man während des Studiums überhaupt nicht auf dem Schirm hatte.

Ein weiterer Tipp ist, für eine gewisse Zeit im Ausland zu leben. Dies kann natürlich schon während des Studiums (Erasmus etc.) geschehen.

 

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in die Tätigkeit als Assistant im Bereich Disputes, Johannes Thom!

Das schriftliche Interview wurde im November 2021 geführt.

 

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