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Nadine Lux

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Nadine Lux

Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin von sciencehoch3, einer Agentur für Wissenschaftskommunikation

Foto: Daniel Kause


Wo arbeiten Sie und was ist dort Ihre genaue Aufgabe?

Vor ein paar Jahren habe ich mit zwei Freund*innen ein StartUp gegründet und in dieser Firma arbeite ich weiterhin als geschäftsführende Gesellschafterin. Wir heißen „sciencehoch3“ und sind eine Agentur für Wissenschaftskommunikation. Ich bin hauptsächlich als Konzeptionerin und Trainerin für Wissenschaftskommunikation tätig.
 

Was haben Sie studiert?

Ich habe Physische Geographie, Raumplanung und Medienwissenschaft studiert. Damals noch als Magister, da mir das interdisziplinäre Arbeiten wichtig war. Später habe ich noch berufsbegleitend an der TU Berlin den Masterstudiengang Wissenschaftskommunikation und Marketing absolviert.
 

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Das war interessengeleitet. Mir hat es schon immer Spaß gemacht, Umwelt- und Wissenschaftsthemen zu kommunizieren. Bereits in der Schule habe ich mit Freund*innen eine Ausstellung zum Washingtoner Artenschutzabkommen gestaltet, wir wurden dafür sogar beim Bundesumweltwettbewerb ausgezeichnet. Im Studium habe ich dann als Redakteurin für verschiedene Tageszeitungen gearbeitet und habe mit Kommiliton*innen einen Geo-Lehrpfad gestaltet, auf dem wir auch Führungen für Schulklassen angeboten haben. In meiner Abschlussarbeit habe ich Webfilme für unsere Forschungsgruppe produziert. Die sind, glaube ich, immer noch online, auch nach mehr als 15 Jahren… Das Thema Wissenschaftskommunikation begleitet mich also schon eine ganze Weile.
 

Welche drei Sachen haben Sie auf der Arbeit zuletzt erledigt?

Wir haben gerade eine Webseite gelauncht, zu einem spektakulären Forschungsprojekt am Südpol, das mit einem in das Gletschereis eingebauten Detektor Neutrinos aus dem All sucht und damit dem Urknall auf der Spur ist. Dann habe ich gerade auch diverse Online-Workshops zum Thema Wissenschaftskommunikation für internationale Nachwuchswissenschaftler*innen geleitet und Wissenschaftler*innen eines Sonderforschungsbereichs gecoacht. Und natürlich habe ich auch die „klassischen Geschäftsführer*innentätigkeiten“ - Gesellschafter*innenversammlung und Jahres-Finanzabschluss - erledigt.
 

Wer sind denn Ihre häufigsten Kund*innen?

Ganz häufig unterstützen wir verschiedene Einrichtungen und Arbeitsgruppen an Universitäten und Forschungseinrichtungen. Für Workshops und Trainings sind dies oft Graduiertenakademien oder Career Services oder ähnliche Einrichtungen der Führungskräfteausbildung und Personalentwicklung. Im Bereich der Redaktionsleistungen arbeiten wir oft im Team mit Pressestellen oder Kommunikationsabteilungen. Wir beraten aber auch einzelne Wissenschaftler*innen, thematische Arbeitsgruppen und Forschungsverbünde, die ihre Arbeit gezielt kommunizieren wollen. In den letzten Jahren haben wir verstärkt auch Projekte für Ministerien wie das BMBF oder Landesministerien und für Förderorganisationen wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft begleitet.

 

„Unsere Aufträge sind so vielfältig wie die Wissenschaft selbst.“

 

Was sind die häufigsten Themen? Haben Sie sich auf bestimmte Themen spezialisiert und wie gut müssen Sie sich damit dann auskennen?

Als Agentur sind wir auf Wissenschafts- und Forschungskommunikation spezialisiert, das macht auch den Unterschied zur klassischen Kommunikations- oder Werbeagentur aus. Wir arbeiten meist themenübergreifend, bringen aber natürlich unsere persönlichen fachlichen Hintergründe mit. Die reichen dabei von den Natur- zu den Geisteswissenschaften, bei mir zum Beispiel Geo und Medien, bei meinen Geschäftspartnerinnen Astrophysik, Journalistik, Germanistik und Mathematik. Über unsere Berufserfahrungen kommen dann noch andere Themen hinzu: Pressesprecher*innen- und Referent*innen-Tätigkeiten, Moderation, Marketing, EU-Projektmanagement, Wissenschaftsmanagement, Karriereentwicklung in der Wissenschaft. In unserem Kernthema Wissenschaftskommunikation müssen wir uns selbstverständlich gut auskennen und sind da auch entsprechend in der deutschsprachigen und internationalen Community vernetzt, bilden uns regelmäßig fort und verfolgen neue Formate und Entwicklungen in dem Bereich. Das macht oft ja auch sehr viel Spaß, diese neue Formate selbst auszuprobieren. Das Wissen können wir dann an unsere Kund*innen weitergeben.
 

Wie sieht ein typisches Projekt bei Ihnen aus?

Ein typisches Projekt gibt es eigentlich nicht. Unsere Aufträge sind so vielfältig wie die Wissenschaft selbst. Sie reichen von einzelnen Konzeptions-Workshops oder Pressetexten bis hin zur jahrelangen Begleitung von Kommunikationsvorhaben. Für eine*n einzelne*n Kundin*en bis zu großen Forschungskonsortien mit zehn, fünfzehn Partner*innen, zum Beispiel Universitäten im In- und Ausland, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, weiteren Agenturen aus der Kreativbranche etc. Die Konstellationen sind also immer neu, es gibt viel Abwechslung. Das ist genau das, was ich an meinem Beruf sehr liebe: Wir müssen immer flexibel bleiben und können uns aufgrund unserer Firmenstruktur dem Bedarf unserer Kund*innen anpassen. Dann vergrößern wir unser Team mit Grafiker*innen, Designer*innen, Fotograf*innen. Spannend wird es auch, wenn wir mit internationalen Partner*innen zusammenarbeiten oder die Projekte rein digital werden. Mit unseren Kund*innen und Partner*innen in Berkeley zum Beispiel haben wir auch lange vor Corona alles per Zoom-Konferenz erledigt. Für internationale Projekte gibt es dann noch kleinere „weltzeitliche“ Herausforderungen zu beachten, zu welcher Uhrzeit man zum Beispiel Meetings ansetzt. Allen Projekten ist aber eins gemeinsam: Es ist immer Team-Arbeit und bringt unterschiedlichste Menschen zusammen.

 

„Es geht nicht darum, wie ich selbst mein Forschungsthema sehe,
sondern was die
anderen davon verstehen.
Für sie muss ich meine Kommunikation gestalten.“

 

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Kompetenzen, die man als Wissenschafts- kommunikator*in mitbringen sollte?

Offenheit und sich immer auf neue Situationen einlassen zu können. Ganz wichtig ist, die Perspektive wechseln und sich in andere hineinversetzen zu können. Es geht nicht darum, wie ich selbst mein Forschungsthema sehe, sondern was die anderen davon verstehen. Für sie muss ich meine Kommunikation gestalten. Und zwar so, dass sie anschlussfähig ist an die Lebenssituation meines Gegenübers. Egal ob es eine Webseite, ein Buch, ein Vortrag, ein Schüler*innen-Workshop, ein Kurz-Video oder eine Social Media Kampagne ist.
 

Sie arbeiten zusammen in einem Team mit einer Astrophysikerin und mit einer Germanistin – welche Rolle spielt diese Fächerpalette bei Ihrer täglichen Arbeit?

Das spielt eine sehr große Rolle, denn genau das erwarten unsere Kund*innen von uns: den Blick über den fachlichen Tellerrand. Für mich passt das hervorragend, denn wir ergänzen uns super. Und vielleicht kennt manch einer das ja aus eigener Erfahrung: Der Blick von außen, ohne Fach- oder Spezialkenntnisse der Details, ist oft sehr hilfreich, um die zentralen Inhalte für die Kommunikation zu identifizieren.
 

Sie sind spezialisiert auf den Bereich Trainings und Online-Medien. Welche Kommunikationsform ist Ihr Lieblingsformat?

Wenn man an Online-Medien denkt, ganz klar Bewegtbild. Also Webvideoformate für diverse Plattformen. Videos oder Filme können schnell und einfach Inhalte transportieren, die sich in Texten nur schwer ausdrücken lassen. Videos geben auch einen persönlichen, authentischen Einblick in den Forschungsalltag. Und genau den wollen wir oftmals in der Wissenschaftskommunikation abbilden. Seit einigen Jahren bin ich ehrenamtlich in der Jury des „FastForward Science“ Webvideowettbewerbs von „Wissenschaft im Dialog“ tätig. Es macht großen Spaß, die vielen eingereichten Videos zu sichten und zu sehen, wie kreativ hier Wissenschaft und Forschung dargestellt wird.

Was mir in meinen Workshops am meisten Spaß macht, ist der Elevator Pitch. Auch hier ist es toll zu sehen, wie unglaublich kreativ Forschende mit diesem Vortragsformat umgehen. Für mich springt dabei immer ein Live-Einblick in die Forschung heraus. Und wenn dann alle in der Kaffeepause miteinander ins Gespräch kommen, hat der Pitch schonmal perfekt funktioniert.
 

Was fordert Sie an Ihrem Beruf heraus?

Immer am Zahn der Zeit zu bleiben. Es gibt weltweit so viele gute Initiativen zu Wissenschaftskommunikation, dass es fast ein Vollzeit-Job ist, da immer gut informiert zu sein. Auch unterschiedlichste Arbeitszeiten und Arbeitstage mit bis zu 12 Stunden sind schon mal eine Herausforderung, da Projekte nicht immer bis ins kleinste Detail planbar sind und unsere Kund*innen oftmals unter hohem Zeitdruck agieren. Diese Arbeitsspitzen kennen natürlich auch Angestellte. Es fällt mir aber ehrlich gesagt leichter als in früheren Tätigkeiten, weil wir viel mehr Einfluss auf die Auswahl unserer Aufgaben haben und da fällt es dann gar nicht so sehr auf, dass man eine lange „Schicht“ hinter sich hat.
 

Ihre Tipps für Berufseinsteiger*innen?

Ein Tipp, der wahrscheinlich für viele Berufe gilt: Möglichst früh testen, ob mir das Arbeiten in diesem Bereich Spaß macht. Also unbedingt schon im Studium oder während der Promotionszeit nebenbei in kleineren Projekten oder Initiativen mitarbeiten. Oftmals gibt es auch Jobs für Studierende, die mit Wissenschaftskommunikation zu tun haben, eventuell kann man eine Forschungs-Webseite betreuen, Social Media-Kanäle bespielen oder im weiten Feld der Öffentlichkeitsarbeit tätig werden. Wer später stärker in den Bereich Journalismus möchte, sollte sich schon frühzeitig um Praktikumsplätze, kleinere Redakteurstätigkeiten und vielleicht auch ein Volontariat oder Traineeship bemühen. Gut ist es auch, Kontakte zu Personen und Institutionen zu knüpfen. Das heißt, an Veranstaltungen teilnehmen oder sich – derzeit virtuell ­– dazuzuschalten. Wer vor allem das eigene Forschungsthema an ein fachfremdes Publikum kommunizieren möchte, kann auch erst mal mit Freunden und Familie diskutieren. Vielleicht macht das so sehr Spaß, dass als nächstes ein Auftritt bei einem Science Slam ansteht oder die Teilnahme an Hochschulwettbewerben. Weiter kann man natürlich auch an Workshops teilnehmen – häufig an der eigenen Uni – und wer es dann noch intensiver möchte, kann auch entsprechende Studiengänge belegen oder eine Ausbildung zum Fachjournalisten anstreben. Einen sehr guten Überblick hat die Webseite „wissenschaftskommunikation.de“. Auf jeden Fall freue ich mich, wenn demnächst ganz viele gute Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren aktiv werden.

 

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in die Arbeit bei einer Wissenschaftskommunikationsagentur, Nadine Lux!

 

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