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Sandra Höhlbaum

Porträt Sandra Höhlbaum

Beckenbodenkursleiterin für Frauen und Männer

und Prä- und Postnataltrainerin


Was haben Sie studiert?

Bachelor of Arts – Angewandte Sportwissenschaften – Gesundheitssport und Prävention.
 

Welche Arten von Kursen bieten Sie an? Wer sind die hauptsächlichen Teilnehmer*innen?

Ich biete Kurse für Schwangere (Schwangerschaftsfitness), Rückbildungskurse für junge Mütter, einen Aufbaukurs Ganzkörperkräftigung für Mütter, einen Outdoorkurs für Mütter mit ihren Kindern im Kinderwagen, Beckenbodenkurse für alle Frauen von 18 bis über 70 Jahren sowie einen reinen Fitnesskurs für alle Frauen, die gern weiterhin Sport machen wollen, an.
Darüber hinaus führe ich Einzeltrainings für Männer (u.a. Training vor und nach Prostata-OP, Erektile Dysfunktion, Beckenbodentraining allgemein, Inkontinenz) und Frauen (u.a. Inkontinenz, Senkung, Beckenbodentraining allgemein) mit Spezialisierung Beckenboden durch.
 

Sind Sie als Kursleiterin haupt- oder nebenberuflich tätig? 

Derzeit bin ich als Kursleiterin noch nebenberuflich tätig. Hauptberuflich arbeite ich in Teilzeit bei einem Sportfachverband. Dies bietet mir eine gute Mischung aus Bürotätigkeit und Kursbereich und doch auch eine finanzielle Sicherheit mit meinen Kindern.
 

Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen? Bestand Ihrerseits schon immer ein Interesse an Sport und Fitness für (werdende) Mütter?

Als ehemalige Sportlerin habe ich von klein auf ein Interesse an Sport und Fitness. In der ersten Schwangerschaft kam der Wunsch auf und wurde dann nach der zweiten Schwangerschaft umgesetzt. Meine Hebamme hat mich dazu motiviert, da es zu wenig Rückbildungskurse in Potsdam gab und ich mit dem von mir besuchten Rückbildungskurs auch nicht wirklich zufrieden war.
Ich habe daraufhin viele Konzepte für Mütter durchgeschaut und auch sehr viel recherchiert. Das MamaWORKOUT-Konzept war für mich überzeugend und somit die erste richtige Ausbildung zum Thema Beckenboden und Rückbildung.
Dort und auch bei meinen Kursen wird mit einem Theorieteil begonnen, damit die Frauen viel über ihren Körper und richtiges Alltagsverhalten lernen.
Mir hat das Konzept selbst sehr geholfen, meine Probleme nach der Schwangerschaft in den Griff zu bekommen. Ich möchte, dass meine Kursteilnehmerinnen von meinen Erfahrungen profitieren und ihnen somit auch helfen.
Auch bei den Personal Trainings fällt immer wieder auf, dass die meisten Frauen trotz Besuch eines Rückbildungskurses nicht fit im Beckenboden sind und daher noch unbedingt Unterstützung benötigen.
Da ich aber noch mehr Wissen zum Thema Beckenboden haben wollte, habe ich eine Ausbildung als Beckenbodenkursleiterin für Männer und Frauen gemacht. Durch die Ausbildung und diverse Fortbildungen kann ich jetzt alle Frauen (und Männer) umfangreich betreuen.

 

„Mein Ziel ist es, das Thema Beckenboden aus der „Tabu-Zone“ zu holen, damit alle Menschen ohne Hemmungen über ihre Probleme sprechen und sich auch bei diesem wichtigen Thema helfen lassen können.“

 

Mussten Sie spezielle Weiterbildungen durchlaufen, um diesen Beruf auszuüben? Wenn ja, welche?

Ich habe viele Weiterbildungen durchlaufen.

  • Prä- und Postnataltrainerin, um die Kurse für Schwangere und junge Mütter anzubieten.
  • die Ausbildung zur Beckenbodenkursleiterin
  • Aufbauend darauf eine Weiterbildung für Frauen in der Menopause und über die Sexualität des Mannes mit Fokus auf Vor- und Nachbereitung auf die Prostata-OP

Alle Aus- und Fortbildungen waren Voraussetzung für die Anerkennung durch die Krankenkassen, da es sich dabei um Präventionskurse handelt.
 

Welche drei Sachen haben Sie auf Arbeit zuletzt erledigt?

Kurse und Einzeltrainings geplant, administrative Tätigkeiten (Teilnahmebescheinigungen ausgedruckt, Rechnungen schreiben, Homepage aktualisieren, Emails beantworten), Kursdurchführung/ Trainingsdurchführung
 

Wie stehen Krankenkassen zu Ihren Angeboten? Werden die Kosten einer Teilnahme von den Gesundheitskassen übernommen?

Die meisten Kurse sind Präventionskurse und werden von der Krankenkasse bezuschusst. Eine mindestens 80%-ige Anwesenheit der Teilnehmer*innen ist die Voraussetzung für eine Erstattung von etwa 75 Euro (von Kasse zu Kasse abweichend).
 

Gibt es Besonderheiten hinsichtlich der Sport- und Bewegungstherapie für Schwangere und Mütter? Sind Sie auch mit Ängsten oder Zweifeln Ihrer Teilnehmer*innen konfrontiert? 

„Meine“ Schwangeren sind eine sehr dankbare Zielgruppe. Sie sind teilweise unsicher, freuen sich aber über Tipps und genießen den Austausch mit anderen Schwangeren, da es auch nicht viele Angebote für diese Zielgruppe gibt.
Zu den Besonderheiten in der Schwangerschaft zählt, dass nicht mehr alle Bewegungen möglich sind bzw.  nicht mehr alle Muskeln so wie vor der Schwangerschaft trainiert werden sollten. Es muss also eine gute Mischung aus Kräftigung, Mobilisation und Dehnung sein.
Junge Mütter sind meist instabil in der Körpermitte, Geburtsverletzungen müssen im Blick behalten werden und meistens müssen die Mütter sogar gebremst werden, damit sie nicht zu viel im Alltag machen. Die physischen Veränderungen des Körpers, wie der wachsende Bauch in der Schwangerschaft sowie die Veränderung des Körpers nach der Geburt, müssen nach und nach wieder stabilisiert werden. Es ist wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem die Frauen sich wohlfühlen und ohne Hemmungen über ihre Probleme sprechen können. Denn ein sensibler Umgang mit den Frauen ist sehr wichtig! Die meisten meiner Teilnehmerinnen kommen schon mit Problematiken (u.a. Inkontinenz, Senkung, Menopause) zu mir und gemeinsam behandeln wir diese dann vorsichtig und zielgerichtet.
Männer sind eine herausfordernde Zielgruppe, denn vor allem Männer sprechen nicht über ihren Beckenboden, da auch nicht alle Männer wissen, dass sie einen haben. Männer zum Gruppentraining zu motivieren ist gar nicht so einfach. Wenn sie trainieren, dann lieber einzeln.
Mein Ziel ist es, das Thema Beckenboden aus der „Tabu-Zone“ zu holen, damit alle Menschen ohne Hemmungen über ihre Probleme sprechen und sich auch bei diesem wichtigen Thema helfen lassen können.
 

Haben Sie eine klassische 40-Stunden-Woche?

Durch meine zwei Jobs sind es meist wesentlich mehr als 40 Stunden in der Woche. Es variiert jedoch. Vor dem Beginn eines neuen Kurses bzw. nach Kursende habe ich am meisten zu tun. Die Einzeltrainings kosten sehr viel Zeit, durch die individuelle Vor- und Nachbereitung. Die Kurse gehen immer über acht bzw. zehn Wochen und danach beginnt in der Regel wieder ein neuer Kurs.

 

„Eine gute und professionelle Homepage mit einer guten
Google-Platzierung ist auch sehr hilfreich.“

 

Wie haben Sie sich als Kursleiterin auf dem Markt etabliert? Gibt es staatliche Unterstützungs- oder Förderangebote?

Ich hatte keinerlei Unterstützung. Es ist jedoch sehr hilfreich für mich gewesen, Marketing über Flyer, Frauenärzte, Hebammen, Physiotherapien und Kolleg*innen zu machen. Mund zu Mund Propaganda ist unerlässlich und vor allem viel darüber sprechen! Eine gute und professionelle Homepage mit einer guten Google-Platzierung ist auch sehr hilfreich. Am Wichtigsten ist es jedoch, sich ein Netzwerk aufzubauen.
Es gibt in Potsdam den Lotsendienst für Personen, die völlig neu in die Selbstständigkeit starten. Des Weiteren gibt es auch eine Förderung für Geringverdiener. Damit kenne ich mich jedoch nicht so gut aus.
 

Ihre Tipps für Berufseinsteiger*innen?

Sucht euch einen Themenbereich, der euch Spaß macht und an dem ihr Interesse habt. Bildet euch entsprechend weiter und startet einfach, sobald ihr euch sicher fühlt. Man lernt mit jedem neuen Kursteilnehmer*in mehr dazu und entwickelt sich dadurch stetig weiter. Mein Motto: „Du lernst nie aus und solltest dich daher stetig weiterbilden.“
Lasst euch rechtzeitig beraten bei einer Gründung (in Potsdam gibt es mehrere Anlaufstellen). Es ist schwer, in einer kleinen Nische zu starten, aber wenn es sich einmal herumspricht, kann es zu etwas ganz Großem werden.
 

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in die Tätigkeit als Kursleiterin und Prä- und Postnataltrainerin, Sandra Höhlbaum!
Das schriftliche Interview wurde im September 2022 geführt.

 

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