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Timo Geisler

Foto von Timo Geisler

Consultant

bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers GmbH

 

Was haben Sie studiert?

Business Administration (Bachelor of Arts, Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin)
 

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Die Welt der Zahlen lag mir schon immer mehr als alles andere. Im Studium haben mir besonders Kurse der Rechnungslegung bzw. Finanzierung und Steuern gelegen. Unter dem Bereich der Wirtschaftsprüfung konnte ich mir während meines Studiums noch nicht viel vorstellen, lediglich dass man mit all meinen Lieblingsfächern des Studiums in irgendeiner Art und Weise in Berührung gelangt.

Nach einem Pflichtpraktikum während des Bachelorstudiums war mir klar, dass das Berufsbild genau dem entspricht, welches ich gesucht hatte. Nach anschließender Werkstudententätigkeit konnte ich im Anschluss an meinen Abschluss als Festangestellter einsteigen.
 

Welche drei Sachen haben Sie auf der Arbeit zuletzt erledigt?

  • Schlussbesprechung zum Abschluss der Prüfung eines Mandats mit Geschäftsführung, dem Leiter der Finanzen sowie meinem Team
  • Prüfung von Pflichtangaben im Anhang eines IFRS [International Financial Reporting Standards] Konzernabschlusses
  • Prüfung einer Änderung in der Rechnungslegungsmethodik nach IAS 8 [Regelwerk zur Rechnungslegung]
     

Arbeiten Sie in Ihrem Beruf viel im Team oder eher für sich alleine?

Wir arbeiten in der Regel in Teams von 2 bis 4 Personen für die jeweiligen Mandate. Je nach Größe und Komplexität hat man zwischen 3-10 Mandant*innen im Jahr mit unterschiedlichen Teams. Da ich bei einem Großmandaten eingesetzt werde, sind wir innerhalb der Wintermonate bis zu 13 Teammitglieder.

 

„Jede Prüfung ist anders und abhängig vom Geschäftsmodell,
dem Personal und der allgemeinen Komplexität des*r Mandant*innen.“

 

Wie genau gestaltet sich eine Jahresabschlussprüfung?

Den Ablauf kann man schwer pauschalisieren. Jede Prüfung ist anders und abhängig vom Geschäftsmodell, dem Personal und der allgemeinen Komplexität des*r Mandant*innen. Grundsätzlich erfolgt in den ersten Schritten eine Prozessaufnahme, in der man sich mit dem Unternehmen vertraut macht. Das Team muss zum Beispiel verstehen, wie der Prozess von der Materialbeschaffung, über die Produktion bis zum Vertrieb erfolgt und inwieweit das interne Kontrollsystem Sicherheit zur korrekten Abwicklung  und Darstellung in der Buchhaltung gewährleistet. Sofern die finalisierten Zahlen in der Buchhaltung feststehen, müssen die Posten der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung und alle zusätzlichen Anlagen geprüft werden. Bei Großmandant*innen kann dieser Prozess leicht bis zu fünf Monate andauern, bei kleineren Start-Ups wäre die Prüfung bereits nach einer Woche fertig.
 

Welche Aufgaben haben Sie selbst dabei?

Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Mandate, in denen ich mein eigenes Team leite und Mandate, in denen ich ein "normales" Teammitglied bin. Je nachdem fallen unterschiedliche Aufgaben an. Grundsätzlich hat man in jedem Jahr andere Aufgaben und ist immer Ansprechpartner für die Person, die die Aufgaben aus meinem Vorjahr nun zu machen hat. Mit mehr Verantwortung kommen zusätzliche Aufgaben auf einen hinzu, wie zum Beispiel das Schreiben des Prüfungsberichts oder die Koordination mit der Leitung der Finanzen und der Geschäftsführung während der Prüfung.
 

Welche Tätigkeiten gehören noch zu Ihrem Beruf?

  • Referent auf Schulungen
  • Anleiten von jungen Kollegen
  • Hochschulförderung
     

Haben Sie eine klassische 40-Stunden-Woche?

Nein, wir haben ein saisonales Geschäft. In der Regel stellen Gesellschaften ihre Zahlen zum 31.12. eines Jahres auf, wodurch wir eine sogenannte „Busy Season“ von Oktober bis März haben. In denen arbeiten wir so viel, dass wir uns unsere geleisteten Überstunden im Sommer freinehmen können (das sind in der Regel ca. 4-6 Wochen extra Urlaub). Ab April/ Mai wird es langsam wieder ruhiger und wir haben bis Oktober eine klassische 40 Stunden – Woche mit Gleitzeit (jede nicht geleistete Stunde kann später zum Beispiel ausgeglichen werden).

 

"Ich hab während meines Praktikums (6 Monate) mehr gelernt,
als in den 3 Jahren Studium zuvor."

 

Wie sehr hilft Ihnen das Wissen aus dem Studium im Beruf?

Das Fachwissen erlernt man eindeutig erst im Beruf selbst. Grundlegende Dinge habe ich trotzdem aus dem Studium mitnehmen können. Klassische Rechnungslegungsthemen wie Buchungssätze und Grundlagen des HGB’s [Handelsgesetzbuch] sollten vorhanden sein. Viel wichtiger war jedoch die Persönlichkeit, die man während des Studiums entwickelt hat – wie gehe ich mit Problemen um? Wie arbeitet man effizient im Team? Wie werden Konflikte im Team oder mit dem/ den Mandant*innen gelöst? Wie priorisiere ich meine Aufgaben?
 

Was fordert Sie an Ihrem Beruf heraus?

Alles, einfach alles. Man wird in der Wirtschaftsprüfung ins kalte Wasser geworfen, lernt dafür aber jeden einzelnen Tag dazu. Ich hab während meines Praktikums (6 Monate) mehr gelernt als in den 3 Jahren Studium zuvor. Es gibt täglich neue Herausforderungen, weil kein Mandat gleich ist und lernt jede Menge Menschen kennen und jede*r bedarf eines anderen Umgangs. Meine Lernkurve geht auch in meinem derzeit dritten Jahr bei PwC immer noch steil bergauf. Das hat man in klassischen Berufen der Industrie wahrscheinlich weniger.
 

Ihre Tipps für Berufseinsteiger*innen?

Fangt auf jeden Fall mit einem Praktikum an, man kann sich ohne es gemacht zu haben, den Berufsalltag noch gar nicht vorstellen und auch nicht abschätzen, ob man der Belastung im Winter gewachsen ist. Lernt die Wirtschaftsprüfung kennen, indem ihr auf Hochschulevents geht, oder die Ansprechpartner der Gesellschaften auf Messen ansprecht. Hört euch um und macht euch ein eigenes Bild!

 

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in die Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer, Timo Geisler!

Das schriftliche Interview wurde im Mai 2018 geführt.

 

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