Das EDUC Think Lab ist die erste internationale studentische Denkfabrik, ins Leben gerufen, um die größte Stakeholdergruppe der EDUC-Hochschulen – die Studierenden – in den Prozess der Entwicklung des virtuellen Campus einzubinden. Das Think Lab bringt sie mit entsprechenden Experten aus allen Mitgliedshochschulen zusammen, um die Hilfsmittel zu schaffen, die wirklich gebraucht werden, darunter einen Chatbot, ein professionelles Netzwerk und eine Arbeitsplattform. Mit dabei sind Pascal Kienast und Timilehin Ogunnusi. Ausgestattet mit einem Universitätsstipendium erhalten die beiden Studenten der Universität Potsdam die Gelegenheit, die studentische Perspektive einzubringen.
Von der Idee zum digitalen Campus
EDUC begann 2019 als Vision: Europäische Universitäten vereinen sich, um Studium, Forschung und Arbeit auf ein neues Niveau zu heben – ein gemeinsamer Raum ohne administrative, kulturelle oder soziale Hürden. Und dieser Raum sollte vor allem ein digitaler sein, der allen die Möglichkeit bietet, dabei zu sein, egal, ob sie die Mittel und Zeit für Reisen und ein ganzes Auslandssemester haben.
Diese EDUC-Idee nimmt seit einiger Zeit Formen an, wie Ulrike Schmidt vom EDUC-Team erklärt. „Studierende, Doktoranden, Postdocs, aber auch Beschäftigte finden im Kurskatalog bereits viele Kurse von allen EDUC-Hochschulen.“ Kollaborative Seminare, Blendend-Learning-Formate, aber auch Summer Schools, die Studierende an einer der Partner-Unis zusammenbringen: Immer mehr Formate kommen hinzu. Das Netzwerk wächst.
„EDUC ist für mich wie eine eigene transnationale Universität, die Studierende vernetzt und das Studium auf ein ganz neues Niveau hebt“, sagt Timilehin Ogunnusi. Er muss es wissen. Ogunnusi stammt aus Nigeria, kam 2021 für sein Masterstudium „Economic Policy and Quantitative Methods“ nach Potsdam. Sein wissenschaftliches Steckenpferd ist Klimaökonomie, Reisen seine Leidenschaft. Mit verschiedenen EDUC-Programmen war er bereits in Rennes und Brno. Sein Think Lab-Partner Pascal Kienast, der Europäische Medienwissenschaft studiert, kommt aus Brandenburg und ist bislang weniger weit gereist. Die Begeisterung für EDUC verbindet die beiden: „EDUC verändert die Idee eines internationalen Studiums grundlegend: Die umfassende Flexibilität – durch einen virtuellen Campus mit digitalen Arbeits- und Vernetzungsmöglichkeiten sowie kleinen Micro-Degrees – hat Mobilität quasi neu definiert.“
Das Think Lab bringt Experten und Studierende zusammen
Der Virtual Campus soll nun, wo sich das Programmbuch immer weiter füllt, auch technisch fit gemacht werden und eigene maßgeschneiderte Hilfsmittel bekommen. „Der virtuelle Campus macht nicht nur das gemeinsame Studieren und Arbeiten in EDUC leichter und produktiver, sondern trägt hoffentlich auch dazu bei, das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Allianz zu stärken. Uns ist wichtig, bei der Entwicklung auch die Bedürfnisse der Studierenden zu berücksichtigen“, sagt Ulrike Schmidt. Immerhin haben die EDUC-Hochschulen rund 200.000 Studierende bei „nur“ rund 13.500 Forschenden und 17.500 Verwaltungsbeschäftigten. Deshalb hat die Allianz ein Think Lab auf den Weg gebracht. In diesem sitzen IT- und Bildungsexperten mit Studierenden der Allianz-Unis an einem Tisch und arbeiten ein Jahr lang an den EDUC-Tools. „Die Studierenden werden dafür mit einem Stipendium oder einem Arbeitsvertrag ausgestattet – und haben so den nötigen Freiraum, ihre Erfahrung aus dem Studium einzubringen“, erklärt Ulrike Schmidt. Die beiden Potsdamer Studenten erhalten ein einjähriges Universitätsstipendium, eines davon wird von der Universitätsgesellschaft Potsdam gestiftet. Timilehin Ogunnusi hat sich im Studium bereits mit dem Wachstum von technologischen Trends beschäftigt, Pascal Kienast davor schon Wirtschaftsinformatik studiert. „Wir wollen mithelfen, technologische Fortschritte so einzusetzen, dass sie auch der Bildung zugutekommen: Dadurch können wir mehr Bildung erreichen, ohne dass sie an Qualität einbüßt“, sagt Ogunnusi.
Ein Chatbot für den leichteren Einstieg
Nach einem Kickoff Meeting in Potsdam im November 2024 haben sich drei Gruppen gefunden, die nun ein Jahr an ihren Aufgaben arbeiten. Eine widmet sich der User Experience im Virtual Campus: Wie kann die Arbeit mit vielen digitalen Schnittstellen, die in einer europäischen Hochschulallianz unvermeidlich sind, reibungslos organisiert werden? Ist ein EDUC-eigenes Erscheinungsbild möglich, auch wenn unterschiedliche technische Systeme dahinterstecken? Und ist der digitale Campus barrierefrei? Eine zweite Gruppe entwickelt eine bestehende Netzwerkplattform für Doktorand*innen und Forschende der Allianz weiter, die es noch leichter machen soll, Kooperationspartner an den anderen Universitäten zu finden. Die Plattform wird schon jetzt genutzt, um europaweit Mitstreiter für gemeinsame Forschungsprojekte zu finden. Die beiden Potsdamer Studenten sind Teil der dritten Gruppe, die einen EDUC-Chatbot entwickeln wird. Er soll ein erster Anlaufpunkt für Studierende sein, bei der Suche nach passenden Kursen helfen, aber auch typische FAQs beantworten können. „So ein Chatbot kann Hürden abbauen und das Studium nahtloser machen, weil die Studierenden bei vielen Fragen nicht auf Antworten warten müssen“, ist Timilehin Ogunnusi sicher. Er erstellt deshalb in einem ersten Schritt eine Fallstudie dazu, welche Universitäten bereits Chatbots einsetzen und welche Funktionalitäten sich durchsetzen. Parallel schraubt Pascal Kienast schon im Maschinenraum des neuen digitalen Helfers: „Ich finde die Arbeit im Think Lab super, weil wir uns auf der einen Seite mit strategischen Fragen beschäftigen. Was sollte der Chatbot können? Worauf müssen wir achten, wenn es um Datenschutz & Co. geht? Gleichzeitig können wir aber auch technisch Hand anlegen: Wir tauchen tief in die technischen Aspekte, diskutieren, wie komplex der Bot werden soll, was sich mithilfe von KI erreichen lässt, und wählen passende Chatbot-Modelle aus, die wir implementieren können.“
Das fünfköpfige Team arbeitet großteils virtuell, da zwei von ihnen in Norwegen und Tschechien sitzen. Regelmäßig trifft sich die Gruppe, diskutiert den Fortschritt, verteilt Aufgaben und geht dann wieder in die individuelle Arbeit auseinander. Im Juni 2025 geht das erste Think Lab zu Ende, dann werden die drei Gruppen ihre Ergebnisse EDUC-weit vorstellen. „Wir hoffen, dieses Format fortführen zu können“, sagt Ulrike Schmidt. Pascal Kienast ist längst überzeugt: „Mit unserem Projekt wollen wir dazu beitragen, das Feeling eines physischen Campus in den virtuellen Campus zu übertragen. Für uns hat das schon geklappt und ich bin sicher, dass EDUC davon profitieren wird.“
Mehr zum EDUC Think Lab: https://www.uni-potsdam.de/de/educ/fuer-studierende/educ-think-lab-virtual-campus