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Profiliert – Neue Forschungsschwerpunkte der Universität Potsdam

Sprecherinnen und Sprecher der Universitären Forschungsschwerpunkte und Potenzialbereiche erhalten ihre Zertifikate zu Beginn der neuen Förderung.
Foto : Dr. Silke Engel
Sprecherinnen und Sprecher der Universitären Forschungsschwerpunkte und Potenzialbereiche erhalten ihre Zertifikate zu Beginn der neuen Förderung.

2025 schärft die Hochschule mit neuen Universitären Forschungsschwerpunkten (UFS) ihr Profil. Zu den bereits bestehenden „Cognitive Sciences“ und „Evolutionary Systems Biology“ kommen drei weitere in Biologie, Chemie und den Bildungswissenschaften hinzu. Außerdem wurden fünf Potenzialbereiche festgelegt, die thematisch von den Digitalen Geisteswissenschaften bis zur Gesundheitsforschung reichen. Sie alle stärken die Vernetzung mit Forschungseinrichtungen und Hochschulen in der Region und schließen an drängende gesellschaftliche Fragen unserer Zeit an. „Mit diesen insgesamt zehn Universitären Forschungsschwerpunkten und Potenzialbereichen ist die Universität Potsdam für die kommenden Jahre in der international sichtbaren Spitzenforschung hervorragend aufgestellt“, sagt der Präsident der Universität, Prof. Oliver Günther, Ph.D.

Modelle des Denkens: Cognitive Sciences

Der Forschungsschwerpunkt Kognitionswissenschaften befasst sich mit komplexen kognitiven Leistungen von Menschen und künstlichen kognitiven Systemen. Er vernetzt Forschende aus der Humanwissenschaftlichen, Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und der Philosophischen Fakultät sowie aus zwei externen Einrichtungen. Themen der kooperativen Projekte sind unter anderem die Struktur, Dynamik und Entwicklung von Sprache, visueller Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Motorik und Kognition bei Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen. Dabei kommen experimentelle und klinische Methoden ebenso zum Einsatz wie Verfahren der computationalen kognitiven Modellierung.

„Der UFS setzt die langjährige erfolgreiche Forschungstradition in den Kognitionswissenschaften an der Universität Potsdam fort: Psychologie, Linguistik, Mathematik, Informatik und andere Fächer arbeiten eng zusammen, um die Mechanismen des Wahrnehmens und Verhaltens zu ergründen. Die kognitionswissenschaftliche Forschung an der Universität Potsdam zeichnet sich nicht nur durch die erfolgreiche Untersuchung des Zusammenspiels von sprachlichen und nicht-sprachlichen geistigen Prozessen aus, sondern auch durch den Ansatz der Modellierung von Dynamiken und den Altersbereich von Kleinkindern bis zu älteren Personen.“

Prof. Dr. Birgit Elsner, Humanwissenschaftliche Fakultät

Dynamiken der Evolution: Evolutionary Systems Biology

Wie bringt die Evolution neue Merkmalsausprägungen hervor? Dieser Frage gehen die Forschenden mittels experimenteller Ansätze, Bioinformatik und Modellierung nach. Das Wachstum und die Entwicklung von Organismen beruht auf dem Wechselspiel unzähliger Bestandteile in molekularen und zellulären Netzwerken. Im Laufe der Evolution haben sich neue Merkmale herausgebildet, indem die Struktur dieser Netzwerke, ihre Bestandteile oder die Dynamik ihrer Wechselwirkungen verändert wurden. Die Forschenden aus dem Institut für Biochemie und Biologie wollen verstehen, wie diese Veränderungen zustande gekommen sind und wie sie sich in neue Merkmale übersetzen. Außerdem wollen sie herausfinden, ob die Struktur der molekularen und zellulären Netzwerke bestimmte evolutionäre Veränderungen begünstigt.

„Die fortgesetzte Förderung wird es uns ermöglichen, weiterhin erfolgreich die Evolution molekularer Netzwerke zu untersuchen, um zu verstehen, wie es zu neuen Merkmalen kommt. Wir werden ein besonderes Augenmerk darauf legen, welche Unterschiede in diesen Netzwerken verschiedenen Umweltantworten zugrunde liegen, um so die Anpassungsfähigkeit von Organismen an eine sich wandelnde Umwelt zu verstehen.“

Prof. Dr. Michael Lenhard, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

Bildung für Resilienz in einer Welt im digitalen Wandel: Education for the Future

Welche Rolle spielt die digitale Lebensumwelt von Kindern und Jugendlichen für die Entwicklung von gesellschaftlicher Teilhabe in einer sich stark verändernden Welt? Dieser Frage gehen Forschende aus Erziehungswissenschaft, Psychologie, Grundschul- und Inklusionspädagogik, Soziologie und Wirtschaftsinformatik interdisziplinär und anwendungsorientiert nach. Ziel ist es, die komplexen Wechselwirkungen zwischen dem Aufwachsen in einer Kultur der Digitalität einerseits und dem Einfluss individueller Merkmale von Kindern und Jugendlichen andererseits besser zu verstehen. Zudem wollen die Forschenden konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz im Umgang mit einer unsicheren Welt entwickeln. Potenziale digitaler Angebote, die eine gerechtere Teilhabe an Bildungschancen ermöglichen, sollen dabei besser genutzt werden. Zum anderen sollen sie mögliche negative Auswirkungen einer digital geprägten Welt auf Kinder und Jugendliche entschärfen.

„Über die Auswirkungen digitaler Medien auf die psychische Gesundheit und Meinungsbildung bei Kindern und Jugendlichen wird in der Öffentlichkeit viel und oftmals sehr emotional diskutiert. Mit dem UFS wollen wir dazu beitragen, dass die öffentliche Debatte auf empirischen Erkenntnissen beruht, und Kinder und Jugendliche darin unterstützen, verantwortungsbewusst und kompetent in einer digital geprägten Welt zu agieren.“

Prof. Dr. Katharina Scheiter, Humanwissenschaftliche Fakultät

Individuen in Ökosystemen und Globalem Wandel: Individual-Based Global Change Ecology

Der Verlust biologischer Vielfalt und der Abbau von Ökosystemen gehören zu den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Ein besseres Verständnis der komplexen Ursache-Wirkungs-Gefüge zwischen natürlichen Prozessen und menschlichen Aktivitäten ist entscheidend, um daraus Handlungsstrategien und Politikempfehlungen abzuleiten. Bislang ist das Verständnis dieser Prozesse begrenzt, da die vorherrschenden Konzepte in Ökologie, Umwelt- und Klimawissenschaften ihrer Komplexität oft nicht gerecht werden. Der Forschungsschwerpunkt fokussiert deshalb die kausalen Zusammenhänge zwischen Biodiversität, globalem Wandel und menschlichem Wohlergehen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Akteure des Wandels: Individuen. Ziel ist es, die Ökologie des Globalen Wandels zu einer Wissenschaft weiterzuentwickeln, die in der Lage ist, Vorhersagen zu treffen über die Wechselwirkungen zwischen Individuen, Artengemeinschaften und Ökosystemen sowie dem Menschen.

„Individuelle Unterschiede finden bislang in der Ökologie kaum statt. Wir wollen den Fokus auf die Akteure des globalen Wandels richten: die Individuen.“

Prof. Dr. Jana Anja Eccard, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

Materialien der Zukunft: Sustainable Materials Design

Nachhaltige Materialien sind ein entscheidender Baustein, um unseren gegenwärtigen Bedarf an Gütern zu decken und gleichzeitig Ressourcen für künftige Generationen zu erhalten. Sie tragen dazu bei, natürliche Bestände zu schonen, Energie für chemische Prozesse nutzbar zu machen und Stoffkreisläufe zu ermöglichen. Der Forschungsschwerpunkt verfolgt zwei Ziele: Neben der umweltschonenden Herstellung und Verwendung funktioneller Materialien geht es um ein besseres Verständnis von Licht-Materie-Wechselwirkungen, die in Zukunft die nachhaltige Herstellung von Materialien ermöglichen werden. Dafür werden diese Wechselwirkungen mit spektroskopischen und mikroskopischen Methoden untersucht. Letztlich sollen neue Wege zu nachhaltigen Materialien erschlossen werden.

„Wir befassen uns mit den Materialien der Zukunft, die möglichst ressourcenschonend hergestellt werden und recycelbar sein sollen, beziehungsweise mit Materialien, die uns helfen, verfügbare Sonnenenergie zu nutzen. Der UFS verknüpft Forschungen zu grundlegenden physikalischen Prozessen bis hin zur Synthese komplexer und bioinspirierter Materialien.“

Prof. Dr. Ilko Bald, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

Weitere Informationen auch zu den Potenzialbereichen:
https://www.uni-potsdam.de/de/forschung/profile-programme-projekte/forschungsprofil