Wurden die Betroffenen 2023 und 2024 rechtzeitig vor den Überflutungen gewarnt? Wie hoch waren finanzielle Schäden? Wie schnell konnten diese beseitigt werden? Wie geht es den Menschen gesundheitlich? Wo bestehen Versorgungs- und Unterstützungslücken? Hier gelangen Sie zur Befragung, die online bis Ende Februar beantwortet werden kann: https://umfragenup.uni-potsdam.de/Haushaltsbefragung/.
Seit 2021 hat sich viel getan: Sirenen wurden wieder installiert, Cell Broadcast eingeführt, Vorhersagemodelle und Warnprozesse verbessert. Doch kommen diese Änderungen bei den Menschen an? Das möchte die Universität Potsdam nun mit einer erneuten Befragung von Menschen in Gebieten, die 2023 und 2024 von Überflutungen betroffen waren, ermitteln. „Seit Herbst 2023 haben wir in vielen Städten Deutschlands Überflutungen nach Starkregen, Sturmfluten und Flusshochwasser erlebt. Wir wissen aber nicht, ob die Änderungen in den Hochwasserwarnsystemen und in der Hochwasservorsorge bei den Menschen ankommen“, erläutert Professorin Annegret Thieken, Leiterin der Studie. „Daher möchten wir alle Menschen, die 2023 oder 2024 direkt geschädigt wurden, oder deren Wohnort überflutet war, bitten, sich an unserer Befragung zu beteiligen.“
Das Hochwasser vom Juli 2021 hat mit 190 Todesopfern, einer weiterhin vermissten Person und Sachschäden von mehr als 30 Milliarden Euro in Deutschland deutliche Spuren hinterlassen. Die Universität Potsdam war an der wissenschaftlichen Begleitung der Wiederaufbauprozesse in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Projekt KAHR „Klima-Anpassung, Hochwasser und Resilienz“, das im Februar 2025 zu Ende geht, beteiligt. Im Projekt wurden wichtige Erkenntnisse aus Betroffenenbefragungen gewonnen, die zu einer Verbesserung der Hochwasservorsorge und -nachsorge beigetragen haben: So zeigte sich, dass in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz etwa ein Drittel der Betroffenen im Juli 2021 keine Warnung erhalten hatte. Von denjenigen, die gewarnt wurden, unterschätzten acht von zehn das Ausmaß der Katastrophe; etwa die Hälfte wusste nicht, wie sie sich vor dem Hochwasser schützen sollte.
Die Schäden im Juli 2021 waren nicht nur deutschlandweit enorm, sondern auch auf ganz individueller Ebene: Befragungsdaten zeigen, dass betroffenen Haushalten ein Schaden am Wohnhaus von durchschnittlich 150.000 Euro und am Hausrat von 30.000 Euro entstanden ist. Nur etwa die Hälfte der Haushalte war versichert. Auch ein Jahr später war der Wiederaufbau oft noch nicht abgeschlossen. Das Erlebte hinterlässt deutliche Spuren und kann mitunter zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. Ein Jahr nach der Flut wurden bei 28% der Befragten im Landkreis Ahrweiler Anzeichen einer Posttraumatischen Belastungsstörung ermittelt. Dieser Anteil lag drei Jahre nach dem Hochwasser immer noch bei 17%. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung sind es knapp 2%.
Erhalten die Betroffenen genügend Hilfen? Welche Versorgungsengpässe werden sichtbar? Auch diese Fragen sollen mit der jetzigen Befragung weiter erforscht werden. „Nur Betroffene können berichten, welche Informationen und Hilfen bei Ihnen angekommen sind und was sie benötigt hätten“, ist Professorin Thieken überzeugt.
Die Befragung ist Teil des Projektes „Innovative Instrumente zum Management des Urbanen Starkregenrisikos“ (Inno_MAUS), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis Ende Juli 2025 gefördert wird. Sie richtet sich an alle, die von Überschwemmungen, Flusshochwasser oder Sturmfluten an der Küste betroffen waren. Das Projekt Inno_MAUS ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Wasser-Extremereignisse“ (WaX).
Die Online-Befragung ist zugänglich unter:
https://umfragenup.uni-potsdam.de/Haushaltsbefragung/
Weitere Informationen:
Projekt Inno_MAUS: https://www.uni-potsdam.de/de/inno-maus/
Fördermaßnahme WaX: https://www.bmbf-wax.de/
Literatur:
Thieken, Annegret und Koautoren (2023): Performance of the flood warning system in Germany in July 2021 – insights from affected residents. Highlight-Paper in NHESS, https://nhess.copernicus.org/articles/23/973/2023/
Zenker, Marie-Luise und Koautoren (2023): Always on my mind: indications of post-traumatic stress disorder among those affected by the 2021 flood event in the Ahr valley, Germany. Highlight-Paper in NHESS, https://nhess.copernicus.org/articles/24/2837/2024/
Kontakt:
Prof. Dr. Annegret Thieken, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie
Tel.: 0331 977-2984
E-Mail: innomaus-befragunguuni-potsdampde
Medieninformation 22-01-2025 / Nr. 007