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Studieren mit Starthilfe – Mehr als 600 Universitätsstipendien hat die UP in den vergangenen Jahren vergeben, und es werden ständig mehr

Antonia Pydde (l.) und Paula Gilka
Foto : Sandra Cava
Antonia Pydde (l.) und Paula Gilka

Jeden Tag studieren, auch an Wochenenden: Für Paula Gilka ist das die Realität. Die Potsdamerin studiert begleitend zum deutschen Jura-Studium auch französisches Recht. Am Ende winken der Bachelor of Laws (LL.B), das Staatsexamen und die französische Licence en Droit. Ein von der Deutsch-Französischen Hochschule geförderter Studiengang an der Universität Potsdam macht es möglich.

Nebenbei jobben? „Das ginge bei mir kaum“, sagt die 20-Jährige, die bereits in der Schulzeit am Voltaire-Programm des deutsch-französischen Jugendwerks teilgenommen hat. „Der doppelte Abschluss bedeutet auch ein doppeltes Lernpensum, man lebt gewissermaßen nach zwei Studienplänen.“ Einen Teil des Studiums absolviert sie an der Université Paris Nanterre.

Finanzielle Sicherheit bieten ihr zwei Auslandsstipendien und das Universitätsstipendium der UP, das sie mit monatlich 300 Euro unterstützt. Beworben hat sie sich dafür bereits unmittelbar nach dem Abitur parallel zur Bewerbung für den Studiengang. Das Geld stammt zur Hälfte aus dem Deutschlandstipendienprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Student, Alumnus, Förderer

Die andere Hälfte kommt aus dem 300 Kilometer entfernten Buxtehude von Stefan Groth. Seit rund zehn Jahren unterstützt der Steuerfachmann über das Potsdamer Universitätsstipendium junge Akademiker. Groth selbst nahm 2012 an der UP seinen Master of Laws (LL.M) auf – berufsbegleitend. Wochentags optimierte der diplomierte Kaufmann die Zahlenwerke seiner Mandanten. „Am Freitag bin ich zum Studieren nach Potsdam gefahren und am Montag ging es wieder zurück.“

Der Steuerberater erlebt es als Bereicherung, dass er in der Mitte seines Berufslebens nochmals studiert hat. Fachlich, weil ihm die erworbenen Kenntnisse – etwa im Bereich des Steuer- und Wirtschaftsrechts – heute unmittelbar im Job zugutekommen. Aber auch persönlich, wie er sagt. „Man studiert ganz anders, wenn man weiß, dass man es nicht zwingend für einen Start ins Berufsleben benötigt“, sagt Stefan Groth.

Seiner privilegierten Position war sich der Partner einer Steuerberatungsgesellschaft auch damals schon bewusst. Denn die Bologna-Reform hatte viele Studienfächer gehörig umgekrempelt. „Den damals eingeführten Bachelor habe ich im Vergleich zu meinem früheren Diplomstudium als sehr viel verschulter wahrgenommen“, sagt Stefan Groth. „Mit viel Stoff in relativ kurzer Zeit.“

Groth erkannte, dass Vollzeitstudierende, insbesondere in lernintensiven Fachrichtungen, mit Einführung des neuen Systems weniger Möglichkeiten haben, neben dem Studium zu jobben. Er erfuhr von der Option, andere Studierende zu fördern, und entschied sich zu helfen.

„Wir Steuerberater sind keine notleidende Berufsgruppe, also habe ich mir damals gesagt: Mach doch mal was!“ Und er machte: Noch als Master-Student kofinanzierte er im Wintersemester 2014/15 aus eigener Tasche ein erstes Deutschlandstipendium. Inzwischen unterstützt Stefan Groth auf diese Weise dauerhaft drei Studierende an der Uni Potsdam.

Stipendium belohnt schulische Leistungen und soziales Engagement

Einen Einfluss auf deren Studienschwerpunkte oder den akademischen Werdegang hat er dabei nicht. „Ich sehe mich in der völkerrechtlichen Richtung, im Bereich der EU oder bei den Vereinten Nationen“, sagt etwa Antonia Pydde, die ebenfalls von Stefan Groth gefördert wird. Die 21-Jährige aus dem brandenburgischen Ketzin pendelt zum Studieren knapp eine Stunde nach Potsdam und hat ihr Ziel – das Staatsexamen sowie den integrierten Bachelor – klar vor Augen.

Dank hervorragender schulischer Leistungen, aber auch dank ihres außerschulischen Engagements konnte die angehende Juristin die Stipendien-Vergabestelle von sich überzeugen. Chemie und Mathe-Olympiade, Jugend debattiert, Einser-Abi: Bei der Bewerbung um ein Stipendium zahlen sich solche Qualitäten aus.

Um sich ihr Leben selbstständig zu finanzieren, jobbt Antonia Pydde am Lehrstuhl für Europa- und Völkerrecht sowie als Bürokraft im väterlichen Handwerksbetrieb. Für einige Semester hat sie außerdem in einem Supermarkt gearbeitet. „Dank des Stipendiums konnte ich diesen Job kündigen und mich mehr auf das Studium konzentrieren“, sagt sie. „Es spornt zusätzlich an, weil ich zeigen möchte, dass ich das Stipendium auch verdient habe.“

Es sei auch volkswirtschaftlich gesehen sinnvoller, wenn Studierende mithilfe eines Stipendiums schneller zum Abschluss gelangten, sagt Stephan Groth. In der Steuer- und Unternehmensberatung seien gerade Juristen bestens aufgehoben. „Es ist ein spannendes Berufsfeld. Man betreut Unternehmen und sieht, wie und womit sie ihr Geld verdienen“, so der 51-Jährige. „Man pflegt enge Kontakte zu Mandanten, lernt verschiedene Branchen kennen und kann mit soliden Einstiegsgehältern rechnen.“

Mit seiner Starthilfe für den akademischen Nachwuchs an der UP steht der Hanseat in einer Reihe mit anderen Privatpersonen, aber auch institutionellen Förderern wie SAP, Volkswagen oder Deutsche Bahn. „Es war aber nie mein Ziel, so ein Stipendium für unser eigenes Recruiting zu nutzen“, sagt Groth. „Für mich überwiegt das altruistische Motiv.“


Stefan Groth ist Alumnus der Universität Potsdam und fördert heute Studierende der Rechtswissenschaft.


Spender*innen finanzieren mit 1.800 Euro bereits ein Jahresstipendium. Werden fünf oder mehr Stipendiat*innen gefördert, ist zudem eine passgenaue Auswahl von Empfängern möglich, etwa nach Fachrichtungen.

Mehr Infos und Kontakt:
Marianna Bähnisch | 0331 977-153073 | stipendiumuni-potsdamde
https://www.uni-potsdam.de/de/universitaetsstipendium/index

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2024 „Europa“ (PDF).