6:30 Uhr
Über Nacht sind die Amöben bereits in Zellkulturflaschen gewachsen. Kirsten Sachse bereitet sie nun für das Laser-Scanning-Mikroskop (LSM) vor, wäscht sie aus den Flaschen aus und gibt sie „zum Hungern“ in eine nährstofffreie Lösung.
7:00 Uhr
Kirsten Sachse betreut im Labor den Versuch eines Bachelorstudenten der Physik, der für sein Projekt herausfinden möchte, welche Rolle die Form der Amöbe für ihre Fortbewegung spielt. „Ich unterstütze sowohl Bachelor- und Masterstudierende als auch Promovierende und Postdocs der Arbeitsgruppe von Prof. Beta bei ihren Experimenten“, sagt sie.
8:00 Uhr
Das LSM wird angeschaltet und der dazugehörige Rechner hochgefahren, damit die einzelnen Komponenten des Messgeräts erkannt werden können und der Laser Zeit hat warmzulaufen. In der Zwischenzeit werden Laborarbeiten wie das Sterilisieren und Stecken von Pipettenspitzen erledigt.
10:00 Uhr
Anruf beim Dezernat für Bau- und Facilitymanagement – es herrscht ein Unterdruck im Labor, sodass sich die Tür nur sehr schwer öffnen lässt. Die Kollegin kümmert sich umgehend darum, denn im Gefahrenfall muss man das Labor schnell verlassen können. Danach ein Kaffee mit extra viel Milchschaum: „So viel Zeit muss sein“, sagt Kirsten Sachse. Anschließend erledigt sie im Büro Bestellungen, dazu gehört vor allem das Beschaffen des neuen Zellmikroskops.
10:30 Uhr
Für einen Versuch am nächsten Tag gilt es, neue Zellen vorzubereiten: Dazu werden sie aus der Zellkulturflasche abgeklopft, mit einer Pipette vom Boden gelöst und in einen Inkubationsschüttler überführt. Bei einer konstanten Temperatur von 21 Grad Celsius werden die Zellen mit einer Nährlösung sowie einem Antibiotikum versetzt und eine ganze Nacht „durchgeschüttelt“. „Dabei wachsen nur genetisch veränderte Zellen, die später bei Laseranregung leuchten“, erklärt die Laborantin. „Das Antibiotikum sorgt dafür, dass die genveränderten Zellen weiter kultiviert werden, während die nichtgenveränderten absterben.“
11:00 Uhr
Die ausgehungerten Zellen vom ersten Arbeitsschritt sind inzwischen zusammengeklumpt, um Sporen zu bilden – das tun sie bei ungünstigen Umweltbedingungen. Es ist ein Überlebensmechanismus, mit dem die Amöben auf Nährstoffmangel oder extreme Temperaturen reagieren. Sobald die Amöben zusammengeklumpt sind, werden sie mit einer Saugpipette geerntet, in eine Küvette gegeben und mit einem Stromimpuls zu einer großen Zelle fusioniert.
11:30 Uhr
Kirsten Sachse startet die Messungen am LSM. Das Laserlicht regt die genveränderten Strukturen in den fusionierten Zellen an, sodass man ihre Bewegungen beobachten kann. Aus den Beobachtungen können später theoretische Modelle der Zellbewegung erstellt werden.
13:30 Uhr
In der Mittagspause genießt Kirsten Sachse eine leichte Mahlzeit, zum Beispiel einen Proteinshake oder ein Müsli. Danach stehen Aufräum- und Routinearbeiten im Labor an, unter anderem das Gießen von Agar-Platten in Petrischalen. Auf der aus Algen gefertigten Gelatine lassen sich die Sporen züchten und Bakterien gut kultivieren.
15:00 Uhr
Normalerweise schaut nun der Feierabend um die Ecke. Da sich Kirsten Sachse aber ehrenamtlich beim Gesamtpersonalrat und seit 2012 als Vertrauensperson am Standort Golm engagiert, wird es auch mal später. „Eine Herzensangelegenheit ist mir die Beteiligung am Inklusionscafé für Beschäftigte mit Beeinträchtigungen oder Erkrankungen.“
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2024 „Europa“ (PDF).