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International und integrativ – Was Lehrkräfte aus dem Ausland an deutschen Schulen leisten können

Marie Rüdiger vom Potsdamer Refugee Teachers Program begrüßt die Gäste der Tagung.
Podiumsdiskussion zum Auftakt der Netzwerkstagung
Teilnehmende aus ganz Deutschland kamen zu einer Tagung des Refugee Teachers Program in Potsdam
Teilnehmerinnen diskutieren bei einer Tagung des Refugee Teachers Programm an der Uni Potsdam
Foto : Kevin Ryl
Marie Rüdiger vom Potsdamer Refugee Teachers Program begrüßt die Gäste der Tagung.
Foto : Marie Rüdiger
Podiumsdiskussion zum Auftakt der Netzwerkstagung
Foto : Marie Rüdiger
Teilnehmende aus ganz Deutschland bei der Tagung in Potsdam
Foto : Marie Rüdiger
Erfahrungsaustausch bei der Tagung an der Uni Potsdam

„Wie kann ich als internationale Lehrkraft gut in Deutschland arbeiten?“ – das war die zentrale Frage einer Podiumsdiskussion zum Auftakt einer Tagung, zu der das Refugee Teachers Program (RTP) der Universität Potsdam und das bundesweite Netzwerk der Qualifizierungsprogramme für internationale Lehrkräfte (QuiL) unlängst nach Potsdam eingeladen hatten. Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis sprachen über die Herausforderungen und Potenziale von Lehrkräften aus dem Ausland, berichteten über den nicht einfachen Prozess ihres Ankommens im deutschen Schulsystem und überlegten gemeinsam, was es braucht, damit sie hierzulande gute Arbeit leisten können.

Die Bildungswissenschaftlerin Prof. Dr. Miriam Vock, die 2016 an der Universität Potsdam das bundesweit erste Qualifizierungsprogramm für geflüchtete Lehrkräfte initiierte, freute sich, dass es inzwischen in ganz Deutschland ähnliche Qualifizierungen gibt. Sie betonte, dass es nicht nur vor dem Hintergrund zunehmender Migration, sondern auch angesichts des bundesweiten Lehrkräftemangels dringend erforderlich sei, alle Potenziale zu nutzen, um Schülerinnen und Schülern eine gute Bildung zu sichern. Es müsse deshalb zügig und passgenau qualifiziert werden. Und auch bei der schnelleren Anerkennung vorhandener und erreichter Abschlüsse bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Professorin sieht hier aktuell einige Verbesserungen: So gelte inzwischen das Deutsch-Sprachniveau C1 anstelle von C2 für die Zulassung zum Anpassungslehrgang. Und auch die in den meisten Ländern übliche Ausbildung in nur einem statt zwei Fächern könnte hierzulande künftig möglich werden, zeigte sie sich optimistisch.

Entisar Karkokli, Lehrerin für Mathematik und Kunst an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Grundschule in Wittenberge, hat alle Herausforderungen gemeistert und ist als Absolventin des ersten Durchgangs des Refugee Teachers Program unlängst verbeamtet worden. Sie berichtete von den zahlreichen Hürden, die sie auf ihrem Weg zu überwinden hatte, vom intensiven Sprachkurs bis zur langwierigen Anerkennung ihrer Abschlüsse. Nach wechselnden befristeten Verträgen sei sie nach Jahren nun endlich fest angestellt worden. Sie habe sich durchgebissen, auch wenn ihr Durchhaltevermögen hart auf die Probe gestellt worden sei. Sie ermutigte alle an der Tagung teilnehmenden Lehrkräfte, nicht aufzugeben, sich gegenseitig zu unterstützen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Umso wichtiger sei eine solche Netzwerktagung, betonte Dr. Amanda Palenberg. Die Beauftragte für Migration und Integration der Landeshauptstadt Potsdam sieht es als gesellschaftliche Aufgabe, den Weg für die Lehrkräfte aus dem Ausland in den deutschen Schuldienst zu ebnen. Dazu gehöre vor allem, gegen strukturellen Rassismus im Land vorzugehen. Hier sei insbesondere die Politik gefordert.  

Petra Becker, Gründerin und Geschäftsführerin des Berliner „Back on Track“ e.V., berichtete, wie der Verein dafür sorgte, dass insbesondere aus Syrien kommende Lehrkräfte geflüchtete Kinder und Jugendliche in verschiedenen Fächern in ihrer Herkunftssprache (oder Erstsprache) unterrichteten, um keine großen Bildungslücken entstehen zu lassen, bis alle ausreichend Schuldeutsch gelernt hätten. Sie wies noch einmal auf die Bedeutung der Mehrsprachigkeit hin und wie diese an den Schulen viel stärker als Ressource genutzt werden müsse.         

Darum ging es unter anderem auch in den Workshops der Tagung, in denen die teilnehmenden Lehrkräfte aus dem Ausland die Möglichkeit hatten, Erfahrungen auszutauschen und sich weiterzubilden. Die Themen reichten von der zunehmenden Heterogenität im Klassenzimmer, dem Einsatz theaterpädagogischer Elemente im Unterricht bis zur kollegialen Fallberatung und dem Umgang mit Stress und Belastungen im Berufsalltag.

Gastgeber der Tagung war das Refugee Teachers Program, ein Projekt am Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Universität Potsdam, das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg gefördert wird.