Die Klimakatastrophe zu verhindern, sei eine Aufgabe für die gesamte Menschheit, sagt die Forscherin. Das Abkommen der UN-Klimakonferenz von 2015 belegt das. Immerhin haben 197 Staaten daran mitgewirkt, fast alle haben es inzwischen ratifiziert. Gleichzeitig hätten nicht alle Menschen dieselben Möglichkeiten, etwas zu bewirken. Arm und Reich, politisch mächtig oder nicht, globaler Süden und Norden – manche sitzen einfach am längeren Hebel. Aber haben jene, die mehr erreichen können, auch eine größere Verantwortung, es wirklich zu tun? Theoretisch strebt das Konzept der Klimagerechtigkeit genau das an: die Lasten und Chancen des Klimawandels global gerecht zu verteilen. Demnach müssen die Hauptverursacher des Klimawandels mehr tun. „In der Praxis schwierig“, sagt Kalia Barkai. „Die Erfahrung zeigt: Wenn man Verantwortung zuweist, besteht die Gefahr, dass am Ende niemand mehr etwas tut.“ Also gehe es darum, positive Anreize zu setzen. „Wir müssen jene, die mehr tun können, überzeugen.“ Durch erfolgreiche Beispiele etwa. „Das könnte dazu führen, dass alle mehr beitragen wollen.“ Gleichzeitig dürfe der öffentliche Druck, den Aktivisten, Journalisten und Initiativen der Zivilgesellschaft auf die Politik ausüben, nicht nachlassen.
Etwas bewegen will auch Kalia Barkai selbst. „Ich möchte so etwas wie eine Brückenbauerin sein zwischen Wissenschaft und Politik.“ Dafür forscht sie beispielsweise zu sogenannten „klimaresilienten Entwicklungspfaden im globalen Süden“ – also der Frage, wie es gerade Entwicklungsländern gelingen kann, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen anzugehen, ohne den Klimaschutz außen vor zu lassen. Die in Südafrika geborene Forscherin kam mit einem Bundeskanzler-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung nach Potsdam und wird ab Herbst bei Politikwissenschaftler Fabian Schuppert promovieren. „Aktuell beschäftige ich mich mit dem Phänomen der Klimamobilität“, sagt sie. „Denn wie der Klimawandel Migration und die Mobilität von Menschen beeinflusst, ist keineswegs wirklich verstanden.“ Wer ist wo wie betroffen? Wie funktioniert klimabedingte Mobilität? Wie geht die Politik damit um? Klar ist: Die Klimakrise zwingt Menschen an verschiedenen Orten der Welt, ihre Heimat zu verlassen. Aber noch sind zu viele Fragen offen, ist zu wenig bekannt. Mit ihrer Forschung will Kalia Barkai dazu beitragen, hier mehr Klarheit zu schaffen.
Nach Potsdam ist sie gekommen, um hier zum Austausch zwischen Akteuren der Forschung verschiedenster Disziplinen und der internationalen Klimapolitik beizutragen. Denn auch das gehört zum Projekt der Klimagerechtigkeit: „Es sollte noch mehr ‚shared learning‘ geben zwischen dem globalen Süden und Norden“, so die Wissenschaftlerin. „Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir Netzwerke aufbauen, informieren und Vertrauen schaffen, damit die nötigen Transformationen von allen mitgetragen werden.“
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Aktuelle Publikation von Kalia Ruth Barkai Taylor, A., Methner, N., Barkai, K. R., McClure, A., Jack, C., New, M., & Ziervogel, G., Operationalising climate-resilient development pathways in the Global South. Current Opinion in Environmental Sustainability, 64 (2023), https://doi.org/10.1016/j.cosust.2023.101328
Die Forscherin
Die in Südafrika geborene Kalia Ruth Barkai kam mit einem Bundeskanzler-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung nach Potsdam und wird ab Herbst bei Politikwissenschaftler Fabian Schuppert promovieren.
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Wissen - Eins 2024 „Bildung:digital“ (PDF).