Frau Widmann, wie kam es zu der künstlerischen Kooperation mit der Kammerakademie?
Mit einem Kollegen aus Wien hatten wir im vergangenen Jahr ein Konzert der Kammerakademie Potsdam in der Reihe „KAP modern“ im Nikolaisaal besucht. Im Anschluss gab es ein Gespräch mit Mitgliedern des Orchesters, in dem es auch um dem Zugang zu Musik und Kunst bei Studierenden ging. Daraus entstand die Projektidee, die wir weiterverfolgten und jetzt erfolgreich umgesetzt haben.
Wie reagierten die Studierenden auf dieses ungewöhnliche Projekt?
Es gab nach Ankündigung der Werkstatt so viel Zulauf, dass nicht alle Studierenden aufgenommen werden konnten. Im Verlauf der Veranstaltung zeigte sich ein großes Interesse sowohl an der Thematik als auch an der Methodik. Daraus resultierte ein unglaublich hohes Engagement der Gruppe, sodass während der Arbeit Zeit keine Rolle mehr spielte. Schon nach der ersten Veranstaltung entstand eine Vielzahl von Malereien und Prozessergebnissen.
Wie haben Sie sich im Seminar dem Thema Malerei zur Musik angenähert?
Zunächst einmal haben wir uns mit wahrnehmenden und ästhetischen Zugangsweisen von jeglichem Material auseinandergesetzt, um dann die Notenbilder der Musikstücke genauer zu untersuchen, zu assoziieren und zu reflektieren. Über das Hören der ersten beiden Musikwerke näherten wir uns malerisch-experimentell mit Farben, Schnüren, Pinseln, Bürsten, Kratzern und Besen an die künstlerische Materie an und kamen in eine Art Flow-Zustand, der eine absolut produktive und positiv spannungsgeladene Atmosphäre schuf.
Im Konzert hielt Prof. Dr. Philip Ursprung von der ETH Zürich einen Vortrag über sein neues Buch „Joseph Beuys – Kunst Kapital Revolution“. Welche Rolle spielte dies im Projekt?
Die Bezugnahme auf das Leben und Schaffen von Joseph Beuys, der den Kunstbegriff nachhaltig geprägt und in künstlerischer Hinsicht in eine gesellschaftlich-politische und wirtschaftliche Sprache übersetzt hat, fungierte hier als verbindendes Element im zeitgenössischen Kontext.
Welche Lernziele verfolgten sie in der Werkstatt? Auch im Hinblick auf die künftige Unterrichtspraxis in den Schulen?
Der Bereich der Malerei des Kunst-Studienganges ist als Werkstatt angelegt und zeichnet sich durch produktive und rezeptive Anteile aus. Die Werkstatt „Klang-Bild als Sprache des Ungesagten“ greift gleich mehrere Faktoren: Zum einen sind die körperlichen Zugänge für die eigene Erfahrung wesentlich und sollen Möglichkeiten individueller Ausdrucksweise initiieren. Zum anderen geht es um die Entwicklung der bildkünstlerischen Auseinandersetzung in der Malerei, verbunden mit einem klangexperimentellen Musikwerk. Solche künstlerisch-praktischen, ästhetischen Erfahrungen und Reflexionen, die das Ungesagte, das Variable und Nichtgreifbare einbeziehen, sind für die Studierenden wichtig, um diese später didaktisch klug in die eigene schulische Handlungspraxis überführen zu können.
Beteiligt am Projekt waren die Studierenden: Maria Christina Agerkop, Adrian Bernhardt, Chiara Gehrke, Hannah Grothe, Maria Hartung, Svea Herschel, Henri Mengler, Quinn Metze, Lee-Ann Ott, Carla Pesch, Isabel, Pau Reißland, Felicia Scherf, Anja Söyünmez Armagan