Bei der Fachtagung im Februar haben Sie die Keynote zum Thema „Das Potsdamer Inklusionsdidaktische Unterrichtsmodell“ gehalten. Können Sie kurz erläutern, was Sie darunter verstehen?
Das Unterrichtsmodell richtet sich an (angehende) Lehrer:innen, Seiteneinsteiger:innen, Quereinsteiger:innen und Referendar:innen. Es dient der Planung, Durchführung und Reflexion von Lernangeboten von Klasse 1 bis 13 an allen Schulformen und in allen Fächern. Das visuell gestützte Modell bildet die Parameter und Variablen der Unterrichtsgestaltung ab und soll das gemeinsame Lernen an einem Lerngegenstand fördern. Es ist das Ergebnis einer 1,5-jährigen Zusammenarbeit von Dozierenden und Lehramtsstudierenden verschiedener Fächer an der Universität Potsdam mit Schulleitungen und Lehrer:innen aus Brandenburg und Berlin.
„Inklusion im schulischen Kontext steht für ein gemeinsames Lernen und Miteinander innerhalb einer Schulgemeinschaft“ – von dieser Definition ging die Arbeitsgruppe „Das Potsdamer Inklusionsdidaktische Unterrichtsmodell“ des Zentrums für Lehrerbildung (ZeLB) damals aus. Für den Unterricht bedeutet das, dass die individuellen Lernvoraussetzungen aller Schüler:innen wertschätzend anerkannt und bei der systematischen Gestaltung von Lernangeboten berücksichtigt werden.
Welche Fertigkeiten und welches Wissen kann die Universität Potsdam Lehrkräften vermitteln?
Am Fachtag kamen die Mitglieder der ZeLB-AG mit Expert:innen aus der Praxis, Lehrer:innen, Schulleitungen und Berater:innen ins Gespräch, um das Modell mithilfe des Feedbacks aller zu verbessern. Die Teilnehmenden der Veranstaltung erhielten zudem aus acht Fächern konkrete Impulse für die Anwendung des Modells.
Was sind die Besonderheiten, mit denen Lehrerinnen und Lehrer inklusiver Klassen zu tun haben?
Lehrer:innen in inklusiven Klassen stehen vor der Herausforderung, die sehr geringen personellen, zeitlichen und räumlichen Ressourcen einerseits mit ihrer professionellen Arbeit, ihrer inklusiven Grundhaltung und hohen Differenzierungsarbeit andererseits in Einklang zu bringen. An dieser Stelle fehlt den Brandenburger Lehrer:innen Unterstützung.
Warum sind Fortbildungen für Lehrkräfte gerade im Hinblick auf Inklusion so wichtig?
Die Fortbildungen sind eine Möglichkeit, um weitere Impulse für die Arbeit an Schulen zu erhalten, als Multiplikator:innen durch die Nutzung des Modells Brücken zwischen Förderlehrer:innen und anderen pädagogischen Mitarbeiter:innen zu schaffen und das Modell in Schulteams einzubringen. Dafür benötigt es einen langen Atem und ein Netzwerk. Dieses Netzwerk kann durch den Austausch mit neuen „Kolleg:innen“ am Fachtag angestoßen werden.