Warum haben Sie das Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gewählt? Welche Ziele verfolgt die Summer School?
Um die 2015 verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen umsetzen zu können, braucht es vor allem eines: qualitativ hochwertige Bildung. Sie befähigt Menschen und Gemeinschaften dazu, global verantwortungsvoll zu handeln. Künftige Lehrerinnen und Lehrer spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, jüngere Generationen auf die Herausforderungen in einer sich ständig verändernden Welt vorzubereiten. Unsere Summer School soll das Bewusstsein dafür schärfen. Zudem wollen wir auf diesem Feld unsere internationalen Partnerschaften ausbauen, die fachsprachlichen Kompetenzen der Studierenden fördern und mehr interkulturelle Schwerpunkte in die Lehre integrieren.
Wer ist bei der Summer School dabei?
Aus Potsdam nehmen 30 Lehramtsstudierende teil, 24 Studierende und 15 Dozierende kommen von Partnerhochschulen in Brno, Paris, Bogotá, Medellín, Bristol, Wien, Leuven, Den Haag, Melbourne und Cortland, New York. Einige haben sich bereits vorher in gemeinsamen Online-Seminaren vernetzt und lernen sich jetzt persönlich kennen. Auch ein Wissenschaftler des Homi Bhabha Center for Science Education aus Mumbai ist dabei. Wir freuen uns, zahlreiche Gastdozierende aus unseren Partnereinrichtungen in Potsdam begrüßen zu können. Sie bringen eine Vielzahl von Fachkenntnissen, Disziplinen und Perspektiven ein.
Welche Fächer beteiligen sich?
Das Spektrum reicht von der Didaktik der Chemie über Englisch und die romanischen Sprachen Französisch und Spanisch bis zur Musikpädagogik und der Inklusionspädagogik. Für die Potsdamer Studierenden bildet die Summer School den krönenden Abschluss ihrer fachdidaktischen Seminare, in denen sie sich das ganze Sommersemester hindurch mit dem Thema befasst haben.
Dass sich naturwissenschaftliche Fächer für Fragen der Nachhaltigkeit eignen, erklärt sich von selbst. Was aber können die Sprachen oder gar die Musikpädagogik beitragen?
Ursprünglich kam die „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ aus der Geografie, die hier eine Vorreiterrolle spielte und den Ansatz gut etabliert hat. Er wurde auch von der Politischen Bildung aufgegriffen und wird nun nach und nach in alle Fachgebiete integriert. Inzwischen gibt es ja dazu auch eine nationale Agenda und Curricula, die auf Teilhabe und zukunftsorientiertes Denken und Handeln ausgerichtet sind. Für die Sprachen zum Beispiel steht hier ganz klar die Aufgabe, sich mit Mehrsprachigkeit und kultureller Vielfalt zu befassen, um die interkulturelle Kompetenz und Kommunikation zu fördern. Die Musik als universelle Sprache kann hier ganz besonders punkten. In einer von Migration geprägten Welt lässt sich aber auch in Geschichte ein besseres Verständnis erreichen, Stichwort Global History: Wie werden die unterschiedlichen Identitäten repräsentiert? Was lässt sich aus Migrationsgeschichten lernen? Wie verändert die Vielfalt unser Zusammenleben?
Was konkret erwartet die Teilnehmenden? Wie läuft die Summer School ab?
Wir starten mit einer Opening Lecture, für die wir den Hochschuldidaktiker Prof. Dr. Marco Rieckmann von der Universität Vechta gewinnen konnten – ein Spezialist auf dem Feld der Bildung für nachhaltige Entwicklung, nicht nur an Schulen, sondern auch an Universitäten. Danach beginnen vier fachspezifische Studiengruppen damit, konkrete Unterrichtsprojekte zu entwickeln. Wir wollen ja kein vorgefertigtes Wissen vermitteln, sondern gemeinsam etwas Neues erarbeiten und geeignete Methoden ausprobieren. Zusätzlich gibt es interdisziplinäre Workshops und Angebote, in denen die Studierenden lernen, über Fächergrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, um zum Beispiel ein Chemieprojekt für den bilingualen Unterricht aufbereiten zu können. Außerdem werden die Studierenden an einer „Expedition in die Zukunft“ teilnehmen, einem Workshop, in dem sie sich mit den Herausforderungen und auch mit ihrer eigenen Rolle als künftige Lehrkräfte in einer sich wandelnden Welt auseinandersetzen.
Bleibt bei der Fülle des Programms Zeit, die Stadt kennenzulernen?
Ja, natürlich. Wir bieten verschiedene Touren durch Potsdam und Berlin an, in denen historische, politische und auch kulturelle Perspektiven eingenommen werden können. Im Potsdamer Volkspark treffen wir uns zu einem internationalen Picknick. Und am 1. September sind wir zur Verleihung des diesjährigen Better World Award eingeladen, den die Uni- und die Lotto-Gesellschaft für Masterarbeiten und Dissertationen vergeben, die sich besonders innovativ mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandergesetzt haben. Natürlich freuen wir uns auch auf die Präsentation unserer eigenen Ergebnisse – am Ende der Woche wird eine Schulklasse zu Besuch kommen, und die Studierenden diskutieren ihre Ideen und Projekte. Die Ergebnisse wollen wir außerdem Lehrkräften und Schulen zur Verfügung stellen, um die Bearbeitung von Themen der Nachhaltigkeit und von Global Citizenship im Fachunterricht und in der Schule insgesamt zu fördern.
Das Programm im Internet: https://www.uni-potsdam.de/de/isc/kurse/summerschool/esdgs2022