Risikomanagement-Maßnahmen haben die Auswirkungen von Überflutungen und Dürren in der Vergangenheit weitestgehend reduziert. Da sie jedoch nicht für Extremereignisse konzipiert wurden, haben Flut- oder Dürreereignisse immer noch schwerwiegende Auswirkungen, wenn sie in noch nie dagewesenem Ausmaß auftreten. Ein internationales Wissenschaftsteam unter der Leitung von Privatdozentin Dr. Heidi Kreibich, Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ hat nun einen Datensatz von 45 paarweise auftretenden Flut- oder Dürreereignissen analysiert, die im gleichen Gebiet im Abstand von durchschnittlich 16 Jahren vorkamen. Dabei wurden Ereignisse auf allen Kontinenten und über unterschiedliche sozioökonomische und hydroklimatische Kontexte hinweg betrachtet. Das Team fand nur zwei Erfolgsgeschichten, bei denen die Auswirkungen des zweiten, gefährlicheren Ereignisses infolge eines verbesserten Risikomanagements und hoher Investitionen in eine integrierte Steuerung geringer waren.
Thorsten Wagener, Humboldt-Professor an der Universität Potsdam am Institut für Umweltwissenschaften und Geographie und Ko-Autor der Studie, sagt: „In einer Zeit, in der sich der Klimawandel durch zunehmende Dürren und Überschwemmungen in weiten Teilen der Welt ankündigt, ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wie unsere Gesellschaft aus vergangenen Katastrophen gelernt hat – oder eben nicht. Anhand von Fallstudien aus der ganzen Welt können wir die sehr seltenen Beispiele erkennen, in denen die Reaktion auf eine Katastrophe die Auswirkungen größerer Katastrophen zu einem späteren Zeitpunkt verringert hat. Hier rechneten die Menschen damit, dass die Zukunft noch schlimmer sein könnte.“
Wie die Studie gezeigt hat, sind Ereignisse beispiellosen Ausmaßes offenbar nur schwer zu bewältigen. Dies lässt sich zum Teil mit der oberen Auslastungsgrenze großer Infrastrukturen wie Deiche und Stauseen erklären. Sobald diese Grenze überschritten ist, werden sie unwirksam. Guilherme Samprogna Mohor, Doktorand am Institut für Umweltwissenschaften und Geographie und ebenfalls Ko-Autor, fasst zusammen: „Die Fallstudien verdeutlichen, dass sowohl die von den Ereignissen ausgehende Gefahr als auch die Anfälligkeit dafür berücksichtigt werden müssen, um eine effektive Reduzierung der Folgen von Flutereignissen und Dürren zu erreichen. So könnte beispielsweise der Bau von Stauseen zur Bekämpfung von Dürren zu einem erhöhten Wasserbedarf führen.“ Risikomanagementstrategien werden noch zu selten vor dem Auftreten großer Hochwasser- und Dürreereignisse umgesetzt. Sie können dann erfolgreich sein, wenn sie Faktoren wie eine wirksame Steuerung des Risiko- und Notfallmanagements, hohe Investitionen in strukturelle und nicht-strukturelle Maßnahmen sowie verbesserte Frühwarn- und Echtzeitkontrollsysteme beinhalten.
Link zur Publikation: Kreibich et al. 2022, The challenge of unprecedented floods and droughts in risk management, Nature, https://doi.org/10.1038/s41586-022-04917-5