Was steht in Ihrem Buch in 3 Sätzen?
Besonders die internationale Handelsschifffahrt arbeitet derzeit daran, autonom fahrende Frachtschiffe zu entwickeln und in den Geschäftsablauf zu integrieren, um Transportkosten zu senken und das Personal zu entlasten. Durch diese technische Weiterentwicklung werden sich in Zukunft auch viele rechtliche Fragen stellen, zu deren Lösung das Buch einen Beitrag leisten soll. Es beschäftigt sich hauptsächlich mit der Vereinbarkeit dieser Schiffe mit dem Seerechtsübereinkommen (SRÜ) der Vereinten Nationen und welche Anpassungen an dem Vertrag für einen Betrieb dieser Schiffe notwendig wären.
Hat Ihr Buch eine Geschichte?
Ich hatte schon im Studium mit dem Gedanken einer Dissertation gespielt, hätte es mir aber auch damals schon nur im Bereich des Völkerrechts vorstellen können. Nach dem ersten Examen habe ich mich dann aber doch erst einmal für eine Kanzleitätigkeit und danach für das Referendariat entschieden. Nach dem zweiten Examen habe ich noch einen Verbesserungsversuch geschrieben und eigentlich eine Stelle zur Überbrückung des halben Jahres gesucht. Ich hatte mich auf eine Stelle am Lehrstuhl meines Doktorvaters beworben und diese auch bekommen. Die Stelle beinhaltete eine Promotionsmöglichkeit und mein Doktorvater hatte auch eine Lehrbefugnis für Völkerrecht. So einigten wir uns schnell auf ein Thema, das für uns beide in Frage kam. Ich komme ursprünglich aus Norddeutschland und konnte mich daher durchaus für den seerechtlichen Bereich begeistern, obwohl ich mich im Studium nur sehr rudimentär mit diesem Thema befasst hatte. Meine Freunde meinten gleich, dann bleibst du deiner Heimat mit dem Thema treu. So waren es dann auch ein bisschen Glück und Zufall, dass ich promoviert habe und das Buch entstanden ist.
Warum ist Ihr Buch wie kein anderes?
Meine Dissertation behandelt ein sehr modernes Thema, zu dem es noch nicht viel Literatur und vor allem keine monographische Aufarbeitung gab. Außerdem wird es sehr spannend sein, zu sehen, wie weit sich die Technik tatsächlich entwickelt. Ich musste teilweise mit Prognosen arbeiten, da die technische Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. Es ist aber trotzdem wichtig gewesen, jetzt schon einen juristischen Beitrag zu leisten, weil sonst die technische Entwicklung schnell die Rechtslage überholt und man am Ende ohne eine rechtliche Grundlage dasteht, die Schiffe aber tatsächlich schon betrieben werden.
Sie veröffentlichen im Universitätsverlag Potsdam und damit open access. Warum?
Mir war wichtig, dass das Buch für den wissenschaftlichen Diskurs möglichst frei zugänglich ist. Besonders bei Dissertationen hat man auch selbst ein Interesse daran, dass die eigene Arbeit durch andere gelesen, diskutiert und verwendet wird. Ich wollte vor allem, dass das Werk auch für Studierende gut zugänglich ist, die sich normalerweise keine Dissertation in der Printausgabe für 80 Euro kaufen.
Wer sollte Ihr Buch lesen - und wann?
Das Buch ist natürlich vor allem für Forschende im Bereich des Seerechts interessant. Hoffentlich kann es aber auch Denkanstöße für die Praxis in dem Bereich liefern. Vielleicht können sich so auch einige Studierende aus dem Schwerpunktbereich Völkerrecht für das Seerecht begeistern, das aus zeitlichen Gründen im Studium nicht so vertieft behandelt werden kann. Es ist gleichzeitig ein sehr altes Rechtsgebiet mit durchaus auch historischen Gesetzesgrundlagen, die immer noch Bedeutung haben. Es wirft, wie man sieht, aber auch immer wieder aktuelle Fragen auf, was diesen juristischen Bereich sehr interessant macht.
Was lesen Sie selbst?
Nach dem Referendariat und der Promotion bin ich im Moment manchmal ganz froh, wenn ich keine Fachliteratur lesen muss, sondern auch privat wieder zum Lesen komme. Dieses Jahr habe ich bisher endlich Das Café am Rande der Welt von John Strelecky und I am Charlotte Simmons von Tom Wolfe gelesen, das meine Mentorin mir empfohlen hat. Jetzt habe ich gerade noch Crossroads von Jonathan Franzen angefangen. Wie man sieht, haben der Leistungskurs Englisch und mein Auslandsjahr in den USA nach dem Abitur ihre Spuren hinterlassen und mir ist, trotz des Jurastudiums meine Begeisterung für amerikanische Gesellschaftsromane erhalten geblieben. Beruflich lese ich im Moment auch öfter das Einkommensteuer- und AO Handbuch.
Was hat Spaß gemacht beim „Buchmachen“ - und was eher nicht?
Mir hat vor allem das Einlesen in ein neues, spannendes Thema und das Entwickeln eigener Ideen dazu viel Freude bereitet. Anstrengend war allerdings häufig die Beschaffung von Literatur. Ich hatte ein sehr modernes aktuelles Thema, zu dem es nicht viel Literatur gab. Dann handelt es sich beim internationalen Seerecht auch um einen Themenkomplex, der im Völkerrecht eher zu den Randbereichen zählt. Ich musste über die Fernleihe Bücher aus Bibliotheken in ganz Deutschland bestellen. Den Großteil der Arbeit habe ich im ersten Jahr der Pandemie geschrieben, in dem dann häufig auch noch Bibliotheksschließungen dazu kamen. Das hat teilweise sehr lange gedauert und war eher nervenaufreibend. Ich hatte mir am Anfang auch vorgestellt zeitweilig an andere Universitäten, die mehr auf den seerechtlichen Bereich spezialisiert sind als das in Potsdam der Fall ist, zu fahren und dort selbst in die Bibliothek zu gehen. Das musste dann ausfallen. Positiv war allerdings, dass sich das kostenlose online Angebot vor allem an internationalen Zeitschriften und auch das online Angebot der Bibliothek drastisch verbessert haben.
Auf einer Skala von 1 bis 10 wie gut ist ihr Buch?
Meine Familie und Freunde würden wahrscheinlich sagen 12 von 10. Wie das andere Wissenschaftler in dem Bereich bewerten, werden wir hoffentlich bald sehen. Da bin ich selbst sehr gespannt darauf und immer offen für Anregungen und Beiträge.
Wenn Sie könnten, würden sie sich für das Buch einen Preis verleihen - und wenn ja, welchen?
Das – finde ich – ist ehrlich gesagt schwer über sein eigenes Buch zu sagen. Natürlich brennt man selbst für das Thema und ist auch stolz auf seine eigene Leistung, aber das sollen dann vielleicht lieber andere entscheiden und bewerten. Zudem bin ich der Ansicht, dass man seine eigene Leistung für sich selbst bestimmen und sie nicht daran messen sollte, ob jemand einem einen Preis für die Arbeit verleiht.
und nun noch 3 Sätze zu Ihnen …
Ich bin derzeit Regierungsrätin bei der Freien und Hansestadt Hamburg, wo ich als Sachgebietsleiterin in den Bereichen Vollstreckung, Einkommensteuer und Datenschutz in der Steuerverwaltung arbeite. Vorher war ich akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Marcus Schladebach LL.M. und Doktorandin im Bereich des internationalen Seerechts. Leider hat es nicht ganz geklappt weiter im Bereich des internationalen Rechts tätig zu sein, aber wie beim Seerecht auch schon bin ich immer noch interessiert daran, mich in neue Bereiche einzuarbeiten und Neues zu lernen. Meine derzeitige Tätigkeit macht mir wahnsinnig viel Spaß und internationales Steuerrecht gibt es ja auch noch.
„Zehn Fragen für ein Buch“ öffnet die Tür zum Potsdamer Universitätsverlag und stellt regelmäßig Neuerscheinungen vor. „Unbemannte Schiffe im Internationalen Seerecht“ ist hier online verfügbar – oder hier als Buch zu bestellen. Weitere Neuerscheinungen aus dem Universitätsverlag hier.