Was steht in Ihrem Buch – in drei Sätzen?
Es finden sich zum einen Einblicke in den Geographieunterricht in der DDR und seinem Beitrag dazu, Kinder und Jugendliche zu guten Sozialisten zu erziehen. Zum anderen wird untersucht, was im Grunde genommen von diesem Unterricht nach der Deutschen Einheit für das Fach durch die Lehrkräfte übernommen bzw. weitergeführt wurde und wie sich das bis heute auf den Geographieunterricht auswirkt. Die Erkenntnisse fußen auf Interviews mit Lehrkräften, die sowohl in der DDR als auch im wiedervereinten Deutschland Geographie unterrichtet haben.
Hat Ihr Buch eine Geschichte?
Das Buch ist das Resultat meiner Promotion am Institut für Umweltwissenschaften und Geographie.
Warum ist Ihr Buch wie kein anderes?
Hat sich hier schon jemals jemand Gedanken darüber gemacht, inwieweit er bzw. sie sich durch den Geographieunterricht hat politisch erziehen oder beeinflussen lassen? ... Eben!
Sie veröffentlichen im Universitätsverlag Potsdam – und damit open access. Warum?
Die Arbeit ist hier an der Universität Potsdam entstanden und sollte deshalb auch hier quasi das Licht der Welt erblicken. Der problemlose Austausch mit dem Verlag hat mich in meiner Entscheidung letztendlich nur bestätigt. Im Open Access zu veröffentlichen erhöht aus meiner Sicht die Sichtbarkeit der Arbeit. So wurde ich z.B. bei Research Gate, ohne mein Zutun, schon kurz nach der Veröffentlichung gefragt, ob ich der Autor dieser Arbeit sei.
Wer sollte Ihr Buch lesen – und wann?
Vor allem junge Lehrkräfte, die Fächer mit gesellschaftswissenschaftlichem Hintergrund – wie Geschichte, Geographie oder Politische Bildung – unterrichten, sollten jederzeit hier einen Blick reinwerfen. Denn es sind gerade diese Fächer, die eine hohe Verantwortung bei der politischen Bildung nachwachsender Generationen haben. An der Geschichte des Faches Geographie wird hier deutlich, wie schnell sich solche Fächer instrumentalisieren lassen, um eine politische oder ideologische Richtung auf den Weg zu bringen. Natürlich ist das Buch auch für alle, die noch in der DDR zur Schule gegangen sind, eine lohnenswerte Reise in die eigene Vergangenheit. Beim Blick zurück wird einem viel mehr bewusst, wieso viele Dinge so gelaufen sind.
Was lesen Sie selbst?
Abseits der Wissenschaft stehen Biographien von Musikerinnen und Musikern bei mir hoch im Kurs. Ich finde auch ost- und nordeuropäische Literatur, die im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert verfasst wurde, sehr spannend, weil man hier bereichernde Einblicke in eine oft unbekannte Geschichte erhält. Der kleine Verlag „Guggolz“ ist hierfür eine Goldgrube.
An wissenschaftlicher Literatur nehme ich gerne etwas in die Hand, was mich in Bezug auf Exkursionsmöglichkeiten, sowohl was die Auswahl an Orten als auch die Umsetzung betrifft, neugierig macht. Außerdem ist mir geschichtswissenschaftliche Lektüre, besonders wenn sie sich mit regionalen und/oder neuzeitlichen Aspekten beschäftigt, immer willkommen.
Was hat Spaß gemacht beim „Buchmachen“ – und was eher nicht?
Die Interviews und deren Auswertung waren für mich die schönste Zeit bei der Anfertigung der Arbeit. Quälend waren natürlich das wiederholte Lesen und dabei immer wieder neue Abzweigungen zu entdecken, auf denen man noch weitergehen könnte. Ganz nebenbei galt es ja dann auch noch, sich der Anmerkungen und Anregungen anzunehmen, die vonseiten des Doktorvaters und anderer Probeleserinnen platziert wurden. Das war oft wie „Täglich grüßt das Murmeltier“.
Auf einer Skala von 1 bis 10: wie gut ist Ihr Buch?
7
Wenn Sie könnten: Würden Sie sich für das Buch einen Preis verleihen – und wenn ja, welchen?
Den Preis für das längste Durchhaltevermögen.
Und nun noch drei Sätze zu Ihnen ...
Ich tanze beruflich mit Geschichte, Geographie und Politischer Bildung auf drei Hochzeiten und finde das bereichernd, weil hier ja vieles miteinander zusammenhängt. Das versuche ich auch meinem Nachwuchs mit auf den Weg zu geben. Abgesehen davon, bin auch zufrieden, wenn sich irgendwo eine Schallplatte dreht oder eine Band spielt und mir schöne Klänge ans Ohr wirft.
„Zehn Fragen für ein Buch“ öffnet die Tür zum Potsdamer Universitätsverlag und stellt regelmäßig Neuerscheinungen vor. „Wohin mit der sozialistischen Persönlichkeit? Transformatives Lehren und Lernen von Geographielehrkräften in Ostdeutschland“ ist hier online verfügbar – oder hier als Buch zu bestellen.
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