„Es gibt natürlich schon Software für das Handwerk. Aber die ist schwierig zu bedienen und wird deshalb kaum genutzt. Die Koordination läuft quasi noch über Brieftauben – also Zettelwirtschaft und Telefonanrufe“, erzählt Marco Trippler, der an der Universität Potsdam Betriebswirtschaft studierte und danach in einigen Handwerksbetrieben praktische Erfahrungen gesammelt hat. Was die Software von „koppla“ besser macht als andere, erklärt Jerome Lange, Absolvent der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin: „Auf dem Bau sind viele Schritte notwendig. Es wird Zement gegossen, Elektriker müssen rein, Fenster werden eingebaut. Ein Arbeitsschritt folgt dem nächsten.“ Manchmal aber komme Material später an als gedacht oder es gebe bauliche Probleme, die den Ablauf verzögerten. Dann müssten die Unternehmen informiert werden, die als nächstes dran sind. „Das wird mit unserer Software einfacher“, verspricht Lange. Mit ihr könne der Handwerker vor Ort den Baufortschritt dokumentieren. „Er kann mit einem Klick bestätigen, dass seine Arbeit getan ist, kann Fotos hochladen, die das belegen. Es gibt Checklisten und man kann, was für die Rechnungslegung wichtig ist, auch Arbeitszeiten erfassen.“
Mitgründer Lasse Steffen ergänzt, dass selbst der Bauherr auf die Daten oder Teile davon zugreifen und sehen kann, ob etwas fertig ist. „Das spart Telefonanrufe vom Auftraggeber und damit Zeit.“ Besonders natürlich für den Bauleiter. „Von seiner Arbeitszeit gehen bislang drei bis fünf Stunden für Telefonanrufe drauf – zwei bis vier Stunden für wiederkehrende Kommunikation. Mit unserer Software wird er entlastet, weil die Handwerker selbst Daten über ihr Smartphone hochladen können“, sagt Lange. „Man kann besser koordinieren und planen. Und das mit Software, die so einfach ist, dass sie wirklich jeder bedienen kann.“
Doch sie „so einfach“ zu machen, war die eigentliche Herausforderung für die drei. „Wir hatten eine Idee und haben uns gefragt: Wie geht es noch simpler?“, berichtet Lasse Steffen der an der gemeinsamen Digital Engineering Fakultät von Universität Potsdam und Hasso-Plattner-Institut (HPI) studiert hat und das technische Know-how ins Unternehmen bringt.
Von kniffligen Problemen ließ sich das Trio nicht bremsen. „Wir wären kein Start-up, wenn wir nicht öfter mal mit Widrigkeiten zu kämpfen hätten. Aber es war nie so, dass wir ans Aufgeben dachten“, erzählt Jerome Lange. Unterstützung kam vor allem von Potsdam Transfer, dem Gründungsservice der Universität Potsdam. „Wir sind mit unserer Idee in einer ganz frühen Phase hingegangen und wurden mit allem Wissen versorgt, das wir brauchten. Wir konnten Workshops besuchen und erhielten etliche Beratungen.“ Auch die ersten Büros im Babelsberger Media Tech Hub Accelerator wurden ihnen von Potsdam Transfer gestellt. Eine weitere Mentorin fanden sie an der Digital Engineering Fakultät in der Expertin für Innovationsmanagement und Entrepreneurship, Professorin Katharina Hölzle. Das Hasso-Plattner-Institut fand die Idee der drei Freunde sogar so gut, dass es investiert hat.
Inzwischen steht „koppla“ auf eigenen Beinen und hat unlängst eine Seed-Finanzierung über 1,6 Millionen Euro von den Venture Capital-Investoren Earlybird und coparion erhalten. Das Team wird sich vergrößern, den Vertrieb ausbauen und verstärkt in die Entwicklung der Construction-Intelligence-Plattform investieren, die eine automatisierte Terminplanung und -steuerung ermöglicht. Den jungen Unternehmern ist es wichtig, dass ihre Software für die Betriebe wirklich praktikabel ist und die Kommunikationswege so bündelt, dass eine reale Arbeitserleichterung bemerkbar wird. „Der Bau eines Hauses ist wie das Fliegen eines Flugzeugs mit 20 Piloten, ohne Monitore im Cockpit und ohne Notfallpläne. Zudem fließen alle Daten in eine verschlossene Blackbox“, beschreibt Jerome Lange das Problem. „koppla“ entwickelt das Cockpit, durch das alle Produktionsvariablen visualisiert werden und Prozesse auf Autopilot gestellt werden können, erklärt Lange und nennt ein Beispiel: „Auf einer unserer ersten Baustellen war eine Taktzeit von fünf Tagen pro Geschoss für den Maler reserviert. Unser System hat hier jedoch eine Fertigstellung nach jeweils drei Tagen registriert. Der Prozess konnte beschleunigt werden und das Projekt wurde insgesamt zwei Wochen früher fertig als geplant.“
Tauchen Probleme auf, werden alle Beteiligten in Echtzeit informiert und der Terminplan kann in Minutenschnelle angepasst werden. Auf diese Weise können bei Bauprojekten bis zu zehn Prozent Kosten und bis zu einem Viertel der Zeit gespart werden. Das hat sich rumgesprochen: Die Software ist derzeit an über 20 Projekten mit einem Bauvolumen von mehr als 500 Millionen Euro im Einsatz und wird mittlerweile von einigen der größten Bauunternehmen Deutschlands genutzt.
Zur Meldung des Innovationspreis Berlin Brandenburg: https://www.innovationspreis.de/pn/preistraeger-2021/