Sie haben Literaturwissenschaften, Amerikanistik und Psychologie an der Universität Potsdam studiert. Gab es eine Professorin oder Dozentin, die Sie besonders inspiriert hat?
Ja, und zwar Judith Klinger. Sie hat mir die Augen geöffnet für mittelalterliche Literatur, mir aber auch Michel Foucault und Judith Butler nahegebracht.
In Ihrem mit dem Buchpreis ausgezeichneten Roman „Blaue Frau“ geht es um eine junge Frau, die nach einer Vergewaltigung mit ihrer eigenen Sprachlosigkeit und der ihrer Umwelt konfrontiert ist. Hat Ihnen beim Schreiben Ihr Wissen aus dem Psychologie-Studium genützt?
Das Psychologiestudium hat meinen Horizont in jeder Hinsicht geweitet. Ich habe ein theoretisches Handwerkszeug bekommen und letztendlich auch gelernt, dass wir für einander und für uns selbst nie endgültig lesbar sind. Da bleibt immer Unerklärliches. Und genau darin steckt für mich der Anlass des Erzählens. Es geht nicht darum, das klinische Bild eines Traumas zu entwerfen. Ich spüre einer Figur nach, ihrer ganz besonderen Situation. Da hilft mir die Sprache weiter, sie bietet jede Menge Möglichkeiten. Und ich muss meiner schriftstellerischen Intuition vertrauen.
Sie sind in Potsdam geboren und leben heute wieder hier. Läuft Ihnen Ihre Alma Mater dort gelegentlich über den Weg?
Wenn Sie meinen, ob ich noch hin und wieder an der Uni bin: nein, es hat sich bisher keine Gelegenheit dazu ergeben. Aber das Uni-Gelände in Potsdam-Golm hat immerhin einen kleinen Auftritt in meinem Roman!