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Gut gerüstet ins Studium – Das Universitätskolleg sorgt für einen erfolgreichen Start an der Universität

Stand des ZfQ-Bereichs „Career Service und Universitätskolleg“ beim „WarmUP“ 2020 | Foto: ZfQ
BMBF-Workshop zur Studieneingangsphase aus dem Jahr 2018, ausgerichtet vom QueLL-Projekt | Foto: Robert Bergemann
Foto : ZfQ
Stand des ZfQ-Bereichs „Career Service und Universitätskolleg“ beim „WarmUP“ 2020
Foto : Robert Bergemann
BMBF-Workshop zur Studieneingangsphase aus dem Jahr 2018, ausgerichtet vom QueLL-Projekt

Oft entscheidet sich alles schon in den ersten zwei Semestern: Ist das gewählte Fach wirklich das richtige? Gibt es vielleicht noch attraktivere Ausbildungsmöglichkeiten? Entsprechen die Studieninhalte tatsächlich meinen Wünschen und Vorstellungen? Und schaffe ich das alles überhaupt? Die Herausforderungen am Studienbeginn sind so vielfältig wie die Studierenden selbst. Ob der Einstieg ins Studium gelingt, hängt von sozialen, fachlichen und organisatorischen Faktoren ab. Wer diese ersten Hürden meistert, hat gute Chancen auf einen erfolgreichen Studienverlauf.

„Die Studieneingangsphase erfordert eine besondere Aufmerksamkeit“, weiß auch Michaela Fuhrmann, Geschäftsführerin des Zentrums für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium (ZfQ). Seit 2016 hat die Universität mit dem „Universitätskolleg“ dafür ein eigenes Drittmittelprojekt. „Uns geht es darum, die Studieneingangsphase weiterzuentwickeln, die Fülle an schon vorhandenen Angeboten zu strukturieren und auch zu evaluieren und gezielt neue Angebote zu schaffen“, erklärt Projektkoordinatorin Dominique Last. Damit soll die Chance auf einen erfolgreichen Studienabschluss steigen.

Wenn Hans Reimann an den Beginn seines Studiums zurückdenkt, kann er sich an zahlreiche Kommilitoninnen und Kommilitonen erinnern, die rasch aufgegeben haben: Reimann studiert Mathematik und Englisch auf Lehramt und steht kurz vor dem Bachelor-Abschluss. Mathematik ist eines jener Fächer, in denen die Abbruchquote besonders hoch ist. „Mathematik und die Naturwissenschaften haben eine hohe Einstiegshürde, da das Studium meistens ganz anders ist, als man es aus der Schule erwarten würde“, erklärt er. Trotz des zweiwöchigen Mathematik-Brückenkurses für Studienanfänger scheitern viele Studierende in den ersten Semestern. „Aus dem Brückenkurs kannte ich noch vier andere Studierende, die mit mir angefangen haben“, erinnert sich Hans Reimann. „Am Ende bin ich der einzige, der weitergemacht hat.“

Heute ist Hans Reimann studentischer Vertreter in der Studienkommission zum MINT-Orientierungsstudium, das unter dem Dach des Universitätskollegs entstanden ist und ab dem Sommersemester 2022 angeboten werden soll. Es richtet sich an Studieninteressierte, die noch nicht so genau wissen, für welchen Studiengang im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich sie sich entscheiden sollen. Ein Semester lang können die Studienanfänger in der sogenannten Vorbereitungsphase verschiedene Einführungskurse für Mathematik, Physik, Biologie und weitere MINT-Fächer besuchen. Erst danach muss die Wahl für ein konkretes Studienfach, dessen Inhalte dann schon besser bekannt sind, fallen.

Ob die Abbrecherquoten im MINT-Bereich damit sinken, muss sich erst noch beweisen. Hans Reimann ist optimistisch: „Ich war lange Nachhilfslehrkraft und hatte häufig Schülerinnen und Schüler, die sich für Naturwissenschaften stark interessierten. Die Unsicherheit über ein künftiges Studium ist trotzdem oft hoch und jede Orientierungshilfe wird sehr dankbar angenommen.“

Für Alexander Manteufel hat sich ein weiteres Angebot aus dem Universitätskolleg schon gelohnt: Der 21-Jährige studiert Betriebswirtschaftslehre und sagt: „Mein Weg an die Uni war auf jeden Fall ganz spannend.“ Denn seine Hochschulzugangsberechtigung hat er nicht über das Abitur, sondern über eine berufliche Qualifizierung erworben. „Nach der 10. Klasse wollte ich erst einmal Geld verdienen und habe eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann begonnen“, erzählt er. Nach zweieinhalb Jahren schloss er diese erfolgreich ab und arbeitete ein halbes Jahr in seinem Ausbildungsbetrieb. Anschließend machte er sich in der Immobilienbranche selbstständig.

„Ich wusste schon während meiner Ausbildung, dass ich irgendwann einmal studieren möchte“, sagt Alexander Manteufel. Ein paar Jahre arbeiten und dann das Abi nachholen – so sollte der Weg dorthin aussehen. Doch wer mindestens drei Jahre berufstätig war, darf auch ohne Abitur ein fachgebundenes Studium aufnehmen. Für Alexander Manteufel öffnete sich damit eine ganz andere Perspektive.

Speziell für Studieninteressierte wie ihn hat das Universitätskolleg die Studienberatung für beruflich Qualifizierte entwickelt. Seit 2016 haben mehr als 1.800 Menschen dieses Angebot genutzt – Alexander Manteufel war einer von ihnen. Welche Möglichkeiten des Hochschulzugangs gibt es? Wie läuft das Bewerbungsverfahren ab? Welche Unterlagen benötige ich? Und wie sieht das Studium überhaupt aus? Auf all diese Fragen gibt die Beratung Auskunft. Alexander Manteufel erfuhr außerdem, dass er sich für ein spezielles Stipendium bewerben und damit sein Studium finanzieren kann.

Neben der Studienberatung und dem MINT-Orientierungsstudium entstanden im Universitätskolleg weitere Angebote, die den Studieneingang und -verlauf erleichtern sollen. „Es gibt nicht das eine Konzept, das für alle gut ist“, betont Michaela Fuhrmann. Jede Fakultät habe ihre eigenen Ansprüche an die Studieneingangsphase. In der Juristischen Fakultät entstand mit „Moot Courts“ etwa ein Programm, in dem Gerichtverfahren simuliert und damit die Praxisrelevanz der Lerninhalte deutlich werden. Außerdem gibt es speziell für Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler schon in den ersten Semestern ein Angebot zur umfassenden Berufsorientierung, um die Studienmotivation zu steigern.

Nach fünf Jahren Unikolleg sind Dominique Last und Michaela Fuhrmann mit den Ergebnissen zufrieden: „An der gesamten Universität ist die Sensibilisierung für die Studieneingangsphase gestiegen“, sagt Dominique Last. Und Michaela Fuhrmann ergänzt: „Das, was wir an neuen Strukturen gewonnen haben, bleibt uns auch in Zukunft erhalten.“

Universitätskolleg

Das am Zentrum für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium (ZfQ) angesiedelte Projekt „Universitätskolleg“ entwickelt Orientierungs- und Lernangebote für Studieninteressierte und Studienanfängerinnen und -anfänger. Es wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert und startete 2016. ZU den neu geschaffenen Angeboten gehören Online-Self-Assessments für verschiedene Studiengänge und ein Gruppenmentoring an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät für beruflich Qualifizierte. Im März 2021 endete das Förderprojekt. Das Universitätskolleg wird aber – in abgewandelter Form – fortgeführt.

https://www.uni-potsdam.de/de/zfq/

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Eins 2021 „30 Jahre Uni Potsdam“ (PDF).