Der Nordirak – die „Autonome Region Kurdistan“ – gilt für Flüchtlinge aus benachbarten Staaten wie Syrien, der Türkei oder dem Zentralirak als sicherer Hafen. Unter Saddam Husseins Regime und während des Angriffs des Islamischen Staats (IS) sind Zehntausende dorthin geflohen: Jesiden, orientalische Christen, Baha’i. Das Institut für Religionswissenschaft pflegt seit 2018 einen regen Austausch mit dortigen Universitäten und hat zwei Projekte angestoßen: „Wir haben Berichte von Überlebenden des Genozids an den Jesiden ins Deutsche übersetzt und die Ereignisse im Buch ‚Ferman 74‘ wissenschaftlich kommentiert. Der Band ist seit einer Woche erhältlich und wird in Dohuk (Nordkurdistan) der Öffentlichkeit vorgestellt“, erklärt der Religionswissenschaftler und Leiter der Exkursion, Prof. Dr. Johann Ev. Hafner. Im Anschluss wird die Gruppe Flüchtlingscamps und zerstörte Dörfer besuchen.
Das zweite Ziel der Reise ist die Arbeit am Forschungsprojekt „Mapping Erbil“: Darin werden die Potsdamer Forschenden und Studierenden gemeinsam mit kurdischen Dozierenden die religiöse Standlandschaft Erbils kartieren. „Neben der Mehrheitsreligion des Sunnitentums existieren noch die viel älteren Kirchen der Syro-Orthodoxen, Chaldäer und Armenier. Einerseits wandern sie in Scharen in andere Länder aus, andererseits entstehen neue Gemeinden“, erklärt Hafner. „Auch kaum bekannte Richtungen wie die Neo-Zoroastrier oder Mandäer werden wir besuchen und Relikte jüdischen Lebens erkunden. Wir interviewen die Gläubigen und ihre Prediger, beschreiben die Gebäude und Riten und analysieren die Strukturen der Gemeinden. Von diesen Begegnungen werden wir berichten.“
Weitere Informationen zu Prof. Hafner sowie der Veröffentlichung „Ferman 74“: https://www.uni-potsdam.de/de/js-rw/das-institut/profchristentum/prof-dr-johann-ev-hafner
Kontakt:
Prof. Dr. Johann Ev. Hafner, Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Christentum
Telefon: 0331 977-1506
E-Mail: hafneruuni-potsdampde
Medieninformation 17-09-2021 / Nr. 087