„Ich kann halt nicht nein sagen“, meint Lisa Ihde und lacht. „Nein. Ich engagiere mich einfach gern. Außerdem lerne ich durch all diese Dinge selbst enorm viel – und vor allem spannende Leute kennen. Und es entstehen immer wieder neue Projekte daraus.“ Wie ihr Buch „Meine eigene Homepage“, das in der Dummies-Reihe des Wiley-Verlags erschienen ist. Zu Beginn ihres Bachelorstudiums in IT-Systems Engineering war Lisa Ihde in der Öffentlichkeitsarbeit am HPI tätig. „Dort wurde ich gefragt, ob ich etwas für Schülerinnen und Schüler machen könne.“ Die junge Studentin schlug einen Kurs zur Gestaltung von Webseiten vor. Drei Tage später meldeten sich die Organisatoren von openHPI, der E-Learning-Plattform des HPI, bei ihr und fragten, ob sie bereit sei, einen solchen Kurs selbst zu geben. „Ich hatte sowas noch nie gemacht“, meint sie. „Aber ich habe mich getraut und den Kurs zusammen mit zwei Kommilitonen erarbeitet und gehalten.“ Mit Erfolg. „Wir haben super viel gutes Feedback bekommen!“ Und einen weiteren Anruf: von Wiley. Der Verlag war auf der Suche nach Themen für eine Juniorreihe und begeistert vom Kurs der HPI-Studierenden. Auch ein Buch hatte die junge Frau noch nicht geschrieben. Ein Grund mehr, es zu probieren – gemeinsam mit einem ihrer Co-Kursleiter.
Dank Schülerakademie zum HPI
2017 war es geschafft. „Eine eigene Webseite zu bauen und sie online zu stellen, ist für viele Kinder und Jugendliche der erste Schritt. Dabei wollte ich helfen“, sagt sie. „Ohne Eigenlob: So ein Buch hätte ich auch gern gehabt, als ich mit elf Jahren anfing, mich in Webdesign einzulesen.“ Für Mathematik und Knobeleien habe sie sich schon immer interessiert, meint die Studentin. Dank der gezielten Förderung ihres Mathelehrers sei nach und nach auch die Informatik dazugekommen. Über Jahre hinweg gestaltete sie eine Jahrbuch-Webseite. Doch nach einem Jahr Informatikunterricht als Wahlpflichtkurs war Schluss, für einen Abikurs gab es nicht genug Interessenten. Dass sie dennoch den Weg zur Informatik und zum Studium nach Potsdam gefunden hat, ist dem HPI zu verdanken. Genauer: dessen Schülerakademie, auf die Lisa Ihde eines Tages aufmerksam wurde. „Mein Bruder studierte damals schon hier“, erklärt sie. „Ich wollte eigentlich nur wissen, was er so macht und habe mir das HPI online angeschaut.“ Ein Jahr lang pendelte sie von Oranienburg nach Potsdam, nach der Schule hin, abends zurück. Ein Aufwand, von dem sie bald wusste, dass er sich lohnte. Im Anschluss an das Abitur kam sie zum Studium wieder nach Potsdam – und als Betreuerin zur Schülerakademie. „Ich wollte etwas zurückgeben. Immerhin hat mich diese Initiative des HPI dazu gebracht, Informatik zu studieren.“
Sommercamp, MINT-Camp, BwInf-Camp (Bundeswettbewerb für Informatik), als Mitglied beim Schülerklub des HPI war Lisa Ihde bei so ziemlich allen Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler dabei – als Rednerin, Kursleiterin, Mentorin. „Ich werde nie den Moment vergessen, als ein Schüler bei einem Kurs es geschafft hatte, einen LED-Streifen zum Leuchten zu bringen. Er strahlte selbst über das ganze Gesicht. Solche Momente machen einfach Spaß!“ Ein besonderes Anliegen ist ihr bis heute die Förderung von Schülerinnen. Deshalb war sie auch in diesem Jahr, in dem sie sich eigentlich auf ihre Masterarbeit konzentrieren muss, wieder beim Sommercamp dabei. „Als ich sah, dass sich bislang nur Männer für die Betreuung gefunden hatten, musste ich einfach mitmachen!“ Immerhin seien zum ersten Mal überhaupt rund zwei Drittel der Teilnehmenden Schülerinnen gewesen. „Warum sollte man als Frau nicht Informatik studieren? Nur weil die IT-Branche wie eine Männerdomäne wirkt, sollte man sich nicht davon abbringen lassen, das zu studieren, was einem Spaß macht und spannend ist.“
Gleichstellungsbeauftragte und Gründerin
Als Lisa Ihde selbst 2014 mit ihrem Studium begann, war sie nur eine von wenigen Frauen. „Das war nicht immer einfach und es kamen auch mal blöde Sprüche von Kommilitonen.“ Die wenigen anderen Studentinnen am HPI kannte sie schnell, sich zu vernetzen war wichtig, um durchzuhalten. Als 2017 eine Gleichstellungsbeauftragte an der neu gegründeten Digital Engineering Fakultät gesucht wurde, bewarb sie sich und wurde gewählt. Seitdem engagiert sie sich für Chancengleichheit, Familienfreundlichkeit und Diversität. Einen Gleichstellungsplan schreiben, „Women in Tech“-Events organisieren oder für Familienfreundlichkeit streiten – Lisa Ihde hat all das getan. Gemeinsam mit ihren Stellvertreterinnen, denn für sie ist Gleichstellungsarbeit Teamwork. „Wir haben zusammen schon viel erreicht. Das ist ein gutes Gefühl!“
Dass sie durch ihr Engagement kein Studium in Rekordzeit geschafft hat, stört Lisa Ihde nicht. Viel lieber hat sie sich weitere zusätzliche Ziele gesetzt. Eine Firma zu gründen zum Beispiel. Während des Studiums hat sie an mehreren Hackathons teilgenommen, verschiedene Apps entwickelt. Nun will sie eine bis zur Geschäftsidee entwickeln. Hilfe findet sie in createF, einer Sendung und gleichzeitig Netzwerk für Gründerinnen, das Kontakte und Gründungs-Know-how vermittelt. Bei ihrer Gründungsidee entwickelt sie eine Smartphone-App um den Durchblick im Kleiderschrank zu behalten und sich Stylingvorschläge zu generieren – das Ganze in 3D. „Ich habe eine Menge Spaß daran und schaue einfach, wie weit ich mit meiner Idee komme“, sagt sie.
Einstweilen wird ihr nicht langweilig. Immerhin steht aktuell auch die Masterarbeit noch auf dem Programm. Dafür, dass diese wie geplant fertig wird, sorgt auch ein Universitätsstipendium, dass ihr den Rücken freihält. Normalerweise wird das Stipendium nur an Studierende innerhalb der Regelstudienzeit vergeben. Durch ihre Gleichstellungsarbeit und die Engagements im Schülerklub hat Lisa Ihde diese schon überschritten. Da Gremienarbeit aber als Grund für ein längeres Studium anerkannt wird, konnte sie sich trotzdem bewerben und hat ein Stipendium erhalten. Dadurch konnte sie den Umfang ihrer Nebenjobs zur Studienfinanzierung reduzieren. Auf ihre ehrenamtliche Camparbeit – wie im Sommercamp des HPI – wollte sie nicht verzichten. „Das Feedback der Schülerinnen war überwältigend! Ich hoffe, die eine oder andere für ein Studium begeistern zu können. Vor allem aber freue ich mich, dass sie hier Spaß hatten!“
Das Potsdamer Universitätsstipendium
Werden Sie Bildungsbotschafter für die Uni Potsdam und geben Sie Studierenden die Chance zu wachsen
Während wir uns vorsichtig auf die anstehenden Sommerferien freuen, fragen sich viele Studierende, wie sie das nächste Semester finanzieren sollen. Daher hat die Uni Potsdam die Aktion „Bildung statt Blumen“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, zum 30. Geburtstag der Universität 30 Jubiläumsstipendien für in finanzielle Not geratene Studierende einzuwerben. Jede Spende wird vom Bund verdoppelt und kommt zu 200 Prozent bei den Betroffenen an. Unsere Bitte: Werden Sie unsere Botschafter, indem Sie über diesen Aufruf in Ihrem Unternehmen, mit Freunden oder Mitgliedern Ihres Vereins sprechen. Schließen Sie sich mit Kolleginnen und Kollegen zusammen und fördern Sie mit einem Jubiläumsstipendium gezielt Studierende eines bestimmten Studienfachs. Jeder Beitrag zählt und ist ein schönes Geburtstagsgeschenk für die Universität.
https://www.uni-potsdam.de/universitaetsstipendium/bildung-statt-blumen
Studierende können sich bis zum 25. Juli auf ein Potsdamer Universitätsstipendium bewerben
Vom 1. Juli bis 25. Juli 2021 findet die Bewerbungsphase für das Potsdamer Universitätsstipendium im Rahmen des Deutschlandstipendien-Programms statt. Die Höhe des Stipendiums beträgt 300 Euro monatlich und wird jeweils zur Hälfte aus Mitteln des Bundes und Mitteln von privaten Förderern finanziert. Die Stipendien werden zum Wintersemester 2021/22 für ein Jahr vergeben. Bewerben können sich alle immatrikulierten Studierenden jeglicher Fachrichtungen unter Berücksichtigung bestimmter Kriterien. Besonders lohnt sich die Bewerbung auf eine unserer neuen Denkfabriken. Weitere Informationen und den Link zur Online-Bewerbung finden Sie hier:
https://www.uni-potsdam.de/universitaetsstipendium/bewerbung