Zum Hauptinhalt springen

Die Entschlossenen – Hatim Shehata und Sarah Djellab sind Potsdamer Universitätsstipendiaten

Politikstudent und Stipendiat Hatim Shehata | Foto: Wiebke Heiss
Psychologiestudentin und Stipendiatin Sarah Djellab | Foto: Wiebke Heiss
Dr. Monika Schmitt-Vockenhausen und Dr. Heinz-Joseph Loddenkemper von der Dr. Hermann Schmitt-Vockenhausen-Stiftung | Foto: Wiebke Heiss
Foto : Wiebke Heiss
Politikstudent und Stipendiat Hatim Shehata
Foto : Wiebke Heiss
Psychologiestudentin und Stipendiatin Sarah Djellab
Foto : Wiebke Heiss
Dr. Monika Schmitt-Vockenhausen und Dr. Heinz-Joseph Loddenkemper von der Dr. Hermann Schmitt-Vockenhausen-Stiftung
Erfolg im Studium und gesellschaftliches Engagement, aber auch finanzielle Bedürftigkeit, Bildungsherkunft und soziale Umstände – das sind die Kriterien, die bei der Vergabe des Deutschlandstipendiums berücksichtigt werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert es gemeinsam mit privaten Förderern. Die ausgewählten Studierenden glänzen nicht nur mit außergewöhnlichen Leistungen, sondern oftmals auch mit einer besonderen Eigenschaft: Sie wissen genau, was sie wollen.

Hatim Shehata, zum Beispiel, kritzelte schon als Kind seinen Berufswunsch in ein Freundschafts-buch: Bundeskanzler! Heute studiert der 25-Jähri-ge im dritten Semester Internationale Beziehungen, ein Masterstudiengang, den die Uni Potsdam gemeinsam mit der Freien und der Humboldt-Universität Berlin anbietet. Hatim grinst, wenn er über seine frühen Ambitionen spricht. Auch wenn es aktuell nicht mehr darum geht, Regierungschef Deutschlands zu werden, so ist die Politik doch sein Ziel geblieben. „Ich fand weltpolitische Zusammenhänge schon immer interessant. Und ich will verstehen, warum Menschen in der Politik so handeln, wie sie es tun“, erklärt der gebürtige Bayer.

Dass es auf internationaler Ebene angesichts unterschiedlichster Interessen und Systeme oft unmöglich ist, einen Konsens zu finden, erlebte Hatim als Bachelor-Student hautnah – in Passau 2015: „Ich sah, wie die Geflüchteten aus Syrien zu Fuß über die Grenze kamen.“ Er entschloss sich zu handeln und half: am Anfang in der Suppenausgabe und bei der Kleiderverteilung, später in Deutschkursen für Geflüchtete. „Dass soziales Engagement wichtig für eine Gesellschaft ist, hatte ich schon in der Schulzeit verstanden. Doch dann war die Notwendigkeit plötzlich ganz unmittelbar da.“ Die Begeisterung für das Ehrenamt war geweckt. Jetzt, im Masterstudium, engagiert er sich in der politischen Bildung und arbeitet im Europäischen Haus in Berlin mit Kindern und Jugendlichen.

Menschen wie Hatim Shehata sind es, die die Dr. Hermann Schmitt-Vockenhausen-Stiftung mit ihrem Beitrag zum Deutschlandstipendium fördern will, um den Stellenwert des Ehrenamtes zu heben. „Sehr gute Studienleistungen und ein soziales Engagement für Integration und Völkerverständigung – das sind unsere Auswahlkriterien“, erklärt die Vorsitzende Dr. Monika Schmitt-Vockenhausen. Das Studium werde für viele immer mehr zu einer zeitlichen Herausforderung, vor allem dann, wenn sie für den eigenen Lebensunterhalt sorgen müssen, sagt die Förderin. „Mit dem Stipendium möchten wir Studierende finanziell entlasten, damit sie weiterhin ehrenamtlich tätig sein können.“

Die Stiftung, die sie gemeinsam mit Dr. Heinz-Joseph Loddenkemper leitet, legt viel Wert darauf, die Studierenden miteinander zu vernetzen. So organisiert sie jährliche Treffen, auf denen sich die Potsdamer und Berliner Stipendiaten kennenlernen können. Und es gibt ein Sommerfest im Garten des Geschäftssitzes in der Nähe des Grunewalds. „Die Studierenden kommen aus allen Gesellschaftsschichten und Fachbereichen. Wenn man sich in dieser Konstellation untereinander austauscht, hat das für alle einen Wert – da können Synergien entstehen, auf die man zunächst einmal gar nicht kommt“, erklärt Heinz-Joseph Loddenkemper das nachhaltige Förderkonzept.

Auch Sarah Djellab gehört zu den Studierenden, die ein Stipendium erhalten. Sarahs besonderes Interesse gilt „dem Menschen als komplexes Wesen“. „Schon seit der siebenten Klasse weiß ich, dass ich Psychologin werden will“, erzählt die 19-Jährige. Und dieses Ziel verfolgt sie konsequent, sowohl in ihrem Studium an der Universität Potsdam als auch in ihrem ehrenamtlichen Engagement. Aufgewachsen in Berlin Kreuzberg, hat sie schon als 14-Jährige in Jugendkultureinrichtungen geholfen, etwa im Statthaus Böcklerpark, das für seine kunst- und sozialpädagogischen Projekte bekannt ist. Für Sarah eine prägende Erfahrung. „Man kann mit einfachen Dingen das Leben von Kindern und Jugendlichen erheblich verbessern“, erklärt sie und spricht dabei auch aus eigenem Erleben. In ihrer Schulzeit bewegte sie sich in einem problembeladenen sozialen Umfeld. Viele Kinder kamen aus konfliktreichen Familiensituationen und litten unter hohem psychischen Druck, vor allem dann, wenn sie mit Gewalt konfrontiert waren. „Eine Schulpsychologin hätte da viel verhindern und den Betroffenen helfen können, mit den Belastungen fertig zu werden“, sagt Sarah Djellab, die in dieser Zeit für sich selbst beschlossen hat, nach ihrem Studium als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche zu arbeiten.

Auf ihrem Weg dorthin wird Sarah nun von der Dr. Hermann Schmitt-Vockenhausen-Stiftung unterstützt. Sie ist dankbar, dass die Universität Potsdam sie für das Stipendium ausgewählt und für eine Stiftung vorgeschlagen hat, die so gut zu ihr passt. Die monatliche Hilfe nimmt ihr zeitlich und finanziell den Druck. Noch während des Abiturs hatte sie sich ein Zimmer mit drei Geschwistern teilen müssen. „Jetzt konnte ich ins Studentenwohnheim auf den Campus ziehen. Ich bin wirklich stolz!“

Das Potsdamer Universitätsstipendium

300 Euro monatlich für mindestens ein Jahr – das bietet das Potsdamer Universitätsstipendium im Rahmen des Deutschlandstipendienprogramms. 74 Studierende erhalten 2020 die begehrte Förderung an der Universität Potsdam. Es soll Anreize für Bestleistungen schaffen und Freiräume für neue Ideen und ehrenamtliches Engagement eröffnen. Das Programm wird von Unternehmen, gemeinnützigen Institutionen und Privatpersonen mit 150 Euro monatlich gefördert, eine Summe, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung verdoppelt wird. Eine Besonderheit in Potsdam ist die Förderung von „Smart Rooms“ und „Denkfabriken“. Stipendiaten verschiedener Fächer setzen sich hier zum Beispiel mit Fragen der Mobilität, Klimaanpassung, Gesundheit oder Demokratie auseinander, unterstützt von renommierten Potsdamer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. In den „Denkfabriken“ spielen sie Zukunftsszenarien oder Miniatur-Pilotprojekte durch und entwickeln daraus substanzielle Konzepte, die öffentlich präsentiert und von der Universität zertifiziert werden. Unternehmen, die Studierende in einem „Smart Room“ fördern, können hier bereits die Voraussetzungen für eine praxisnahe Weiterbildung schon während des Studiums schaffen. Für Stiftungen ist die Unterstützung eines „Smart Rooms“ oder auch einer „Denkfabrik“ interessant, um die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen voranzutreiben. Für diese neuen Formate, aber auch für einzelne Stipendien werden permanent Unterstützer aus Wirtschaft und Gesellschaft gesucht.

Mehr unter: www.uni-potsdam.de/universitaetsstipendium

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Transfer 2020/21 (PDF).