Im Büro wird bei kreativem Chaos und guter Laune konzentriert gearbeitet. An den Wänden motivierende und lustige Sprüche. Ein Spielzeugblaster und einzelne Gummigeschosse liegen im Raum verteilt. Heute sind zwei Mitarbeiter im Büro, dazu die Gründer Marco Trippler, Jerome Lange und Lasse Steffen. Der Rest des 14-köpfigen Teams ist im Homeoffice. „Wir haben auch Leute, die von weiter weg für uns arbeiten. Etwa in München“, erzählt Trippler und fügt an, dass das Unternehmen in den letzten Monaten stark gewachsen sei. „Wir haben zu Dritt angefangen und mittlerweile sind wir schon 14. Das muss auch so sein, weil wir genug Arbeit haben.“
„koppla“ verbindet Handwerker und Planer
Die drei gründeten „koppla“, nachdem BWL-Absolvent Trippler während seiner Arbeit für Handwerksunternehmen gemerkt hatte, dass die Prozesse – vor allem in der Kommunikation zwischen Büro und Baustelle – im Handwerk vereinfacht werden müssen. „Es gibt natürlich schon Software für das Handwerk. Aber die ist schwierig zu bedienen, macht die Prozesse dadurch nicht einfacher und wird verständlicherweise kaum genutzt. Die Koordination läuft quasi noch über Brieftauben – also Zettelwirtschaft und Telefonanrufe.“ Was die Software von „koppla“ besser macht, erläutert Jerome Lange: „Auf dem Bau sind viele Schritte notwendig: Es wird Zement gegossen, Elektriker müssen ins Haus, Fenster werden eingebaut. Ein Arbeitsschritt folgt dem nächsten, was aber nur erfolgreich umzusetzen ist, wenn die vorhergehenden Schritte bereits erledigt sind.“ Und das ziehe sich oft unnötig hin: Manchmal komme Material später an als gedacht, ein anderes Mal stießen die Handwerkerinnen und Handwerker auf Probleme, die den Bau verzögerten. Dann müssten sie die Unternehmen, die nach ihrem Bauschritt dran sind, informieren. „Das wird mit unserer Software einfacher“, verspricht Lange. Der Handwerker vor Ort könne den Baufortschritt dokumentieren. „Er kann mit einem Klick bestätigen, dass seine Arbeit getan ist, kann Fotos hochladen, die das dokumentieren. Es gibt Checklisten und man kann so, was für die Rechnungslegung wichtig ist, auch einfach seine Arbeitszeit erfassen.“ Mitgründer Lasse Steffen ergänzt: „Wenn man will, kann auch der Bauherr auf die Daten oder Teile der Daten zugreifen und sehen, ob etwas fertig ist. Das spart Telefonanrufe vom Auftraggeber und damit Zeit.“ Zeitsparender sei die Software auch für den Bauleiter. „Von seiner Arbeitszeit gehen bislang drei bis fünf Stunden für Telefonanrufe drauf – zwei bis vier Stunden für wiederkehrende Kommunikation. Mit unserer Software wird er entlastet, weil die Handwerker selbst Daten über ihr Smartphone hochladen können.“ Letztlich sollen die Unternehmen mithilfe der „koppla“-Software wertvolle Zeit sparen. „Man kann sich einfacher koordinieren und planen. Und das mit Software, die so einfach ist, dass sie wirklich jeder bedienen kann“, sagt Lange.
Doch sie „so einfach“ zu machen, war die eigentliche Herausforderung für die drei. „Wir hatten eine Idee und haben uns gefragt: Wie geht es noch simpler? Das war schon herausfordernd“, berichtet Lasse Steffen. Bremsen ließen sie sich davon freilich nicht. „Wir wären kein Start-up, wenn wir nicht öfter mal mit Widrigkeiten zu kämpfen hätten. Aber es war nie so, dass wir ans Aufgeben dachten“, ergänzt Jerome Lange.
Mit der richtigen Idee durchstarten
Das Gründungsteam hat dies gemeinsam mit Potsdam Transfer geschafft, dem Gründungsservice der Universität Potsdam. „Wir sind mit unserer Idee einfach in einer ganz frühen Phase hingegangen und wurden mit allem Wissen versorgt, das wir brauchten. Wir konnten Workshops besuchen und hatten Beratungskontingente“, so Lange. Auch die ersten Büros im Media Tech Hub Accelerator wurden ihnen von Potsdam Transfer gestellt. Inzwischen steht „koppla“ langsam aber sicher auf eigenen Beinen und ist in der Potsdamer Innenstadt zu finden. Auch an der Digital Engineering Fakultät haben sie eine Mentorin: die Expertin für Innovationsmanagement und Entrepreneurship Prof. Katharina Hölzle. Das Hasso-Plattner- Institut fand die Idee der drei Freunde sogar so gut, dass der HPI Seed Fund in Koppla investiert hat.
Marco Trippler, der ein BWL-Studium an der Universität Potsdam absolviert hat, bringt den Bezug zum Handwerk mit und Lasse Steffen den technischen Hintergrund. Er hat an der gemeinsamen Digital Engineering Fakultät von Universität Potsdam und Hasso Plattner Institut studiert. Genau wie Jerome Lange kennt er die Start-up-Szene. Sogar zu scheitern und wieder aufzustehen haben die drei schon gelernt. Denn vor der Gründung von „koppla“ haben sie sich an einer Babysitter-App versucht, die Idee aber schnell wieder verworfen. „Eine Babysitter-App. Total bescheuert“, meint Trippler. „Aber wir haben gemerkt, dass wir super zusammenarbeiten können“, ergänzt Lange. „Und dann kam der Anruf von Marco, der wirklich eine extrem gute Idee hatte.“
Eine Idee, die auch bei Unternehmen gut ankommt: Die einfach zu bedienende Plattform eignet sich für große Generalunternehmen ebenso wie für kleine Handwerksbetriebe. Und sie wird inzwischen bereits von großen Firmen wie MBM und Schrobsdorff, aber auch kleineren Unternehmen, darunter Glasereien, Werbetechnikfirmen, Maler- und Dachdeckerbetrieben genutzt. Die Software wird dabei in Abstimmung mit den ersten Kunden immer noch weiterentwickelt. „Unser Produktteam steht in stetigem Austausch mit den Unternehmen, damit wir die Software immer besser und benutzerfreundlicher machen. Es werden zwar keine einzelnen Wünsche berücksichtigt und umgesetzt, aber wir merken, wenn mehrere Firmen dasselbe ansprechen, dass wir da noch Entwicklungsbedarf haben und setzen das um“, sagt Jerome Lange. Den jungen Unternehmern ist wichtig, dass ihre Software für die Betriebe wirklich praktikabel ist und die Kommunikationswege so bündelt, dass eine reale Arbeitserleichterung bemerkbar wird. Denn sie haben sich das Ziel gesetzt, dass „koppla“ in den nächsten Jahren in jedem Handwerkskoffer zu finden ist. „Wir wollen das neue Handwerkszeug für das Handwerk sein“, so Lange.
Die Gründer
Marco Trippler, 24 und B.A.-Absolvent der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Potsdam. Bevor er „koppla“ gründete, war er in einigen Handwerksbetrieben tätig.
Lasse Steffen, 23, ist B.A.-Absolvent der Digital Engineering Fakultät, die gemeinsam von Universität Potsdam und Hasso-Plattner-Institut gegründet wurde. Vor der Gründung von „koppla“ war er bei SAP in Los Angeles und hat auch Erfahrungen bei Start-ups gesammelt.
Jerome Lange, 24, ist B.A.-Absolvent der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Er studierte Politik und Wirtschaft und war, bevor er „koppla“ mitgründete, in Start-ups in Berlin tätig.
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Wissen - Eins 2021 „Wandel“.