Wann war Ihnen klar, dass Sie zur Sprachentwicklung von Kindern forschen würden?
Relativ spät. Während meines Studiums hat mich Spracherwerb bei Kindern gar nicht interessiert. Ich habe auch noch zu einem anderen Thema promoviert, nämlich zu erwachsenen Patienten mit Sprachstörungen nach Hirnschädigungen. Zum Spracherwerb bin ich erst als Post-Doc gekommen, als mir angeboten wurde, in Potsdam am Aufbau eines Babylabors mitzuwirken.
Warum sind Sie Psycholinguistin geworden?
Das ist eine gute Frage. In der Schule waren eigentlich naturwissenschaftliche Fächer, vor allen Dingen Mathe und Chemie, meine stärkere Seite. Es gab dann unterschiedliche Gründe, warum ich trotzdem ein Linguistikstudium begonnen habe – es war letztlich auch ein Parkstudium. Ich wusste nicht genau, welche Inhalte mich eigentlich erwarten. Aber die formale Herangehensweise an das Verständnis von Sprachstruktur, die ich während des Studiums kennengelernt habe, hat mich für die Linguistik begeistert. Und während des Studiums wuchs dann mein Interesse am Zusammenhang von Sprache und Kognition.
Mit wem, tot oder lebendig, würden Sie gern forschen?
In meinem Forschungsbereich ist die internationale Kooperation ein Muss, denn die menschliche Fähigkeit, Sprache zu erwerben, können wir nur verstehen, wenn wir sprachvergleichend forschen. Daher gibt es viele Kollegen in vielen Ländern, mit denen ich hervorragend und gerne zusammenarbeite.
Wenn Sie etwas erforschen könnten, egal, was es kosten würde, was wäre das?
Eine große Studie über den frühen Spracherwerb, die eine große Menge unterschiedlicher Sprachen erfasst, ist ein Traum von mir. Ca. 90 Prozent der Forschung in meinem Gebiet stammt aus noch nicht einmal zehn Prozent der über 6.000 Sprachen, die auf der Welt existieren. Diese zehn Prozent mindestens zu verdoppeln – vor allen Dingen mit Sprachen über deren Erwerb wir bislang gar nichts wissen –, wäre ein großes Ziel
Wenn Sie den Wissenschaftsbetrieb ändern könnten, würden Sie ...
... versuchen, jungen Wissenschaftlern bessere Perspektiven zu verschaffen.
Womit können Sie schlecht umgehen?
Mit langwierigen Diskussionsprozessen, die zu keiner Entscheidung und keinem Ergebnis führen.
Nach Potsdam sind Sie gekommen, weil ...
... ich die besten Bedingungen gefunden habe, meine Lehr- und Forschungsinteressen umzusetzen, und weil der Berlin-Potsdamer Raum eine wunderbare Natur- und Kulturumgebung bietet.
Worüber haben Sie sich zuletzt gefreut?
Über den Kauf eines E-Bikes, mit dem ich jetzt auch möglichst oft zur Uni fahre.
Haben Sie Lieblingsorte in Potsdam?
Den Park Sanssouci am frühen Morgen und die Sacrower Heilandskirche.
Berge oder Meer?
Beides.
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2020 „Digitalisierung“ (PDF).