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Space Mining-Rohstoffe aus dem Kosmos – Potsdamer Geoforscher untersuchen vor 200 Jahren gefundenen Meteoriten

Das in Potsdam untersuchte Bruchstück des Santa Rosa de Viterbo Meteorit | Quelle: Ana Concha (Universidad Nacional, Bogota)
Analyse des Meteoriten mit dem Rasterelektronenmiksorpo: Die Hauptminerale des Meteorites: Taenit γ-(FeNi), Schreibersit (Fe,Ni,Cr)3P, Kamacit (α-(FeNi). Schreibersit ist das Mineral mit den höchsten Goldgehalten im Meteoriten. | Quelle: Uwe Altenberger, Universität Potsdam
Foto : Ana Concha (Universidad Nacional, Bogota)
Das in Potsdam untersuchte Bruchstück des Santa Rosa de Viterbo Meteorit
Foto : Uwe Altenberger, Universität Potsdam
Analyse des Meteoriten mit dem Rasterelektronenmiksorpo: Die Hauptminerale des Meteorites: Taenit γ-(FeNi), Schreibersit (Fe,Ni,Cr)3P, Kamacit (α-(FeNi). Schreibersit ist das Mineral mit den höchsten Goldgehalten im Meteoriten.
Meteoriten gehören nicht zu den Georisiken, über die wir viel nachdenken. Dennoch spielen diese außerirdischen Besucher eine wichtige Rolle. Wissenschaftler diskutieren heute sogar, ob das Leben auf der Erde durch Meteoriten überhaupt erst möglich gemacht wurde. So deutet zum Beispiel vieles darauf hin, dass das Wasser, das für uns und jedes andere Leben auf unserem Planeten essenziell ist, von Meteoriten stammt.

Rund 22.000 größere Meteoriten-Fragmente wurden bisher auf der Erde gefunden. 45 solcher „Außerirdischen“ sogar in Deutschland. Aber nur die wenigsten von ihnen – die schnellsten und schwersten – haben einen Einschlagskrater in die Erdkruste gesprengt. Einige der Fragmente sind nur wenige Gramm schwer, andere Brocken wiegen bis zu 60.000 Kilogramm – wie der Hoba-Meteorit in Namibia. Insgesamt prasseln rund 40.000 Tonnen außerirdischen Materials pro Jahr auf die Erde nieder.

Etwa einmal im Monat sind irgendwo auf der Welt helle Leuchterscheinungen am Himmel zu beobachten. Meist verglühen dabei Meteore vollständig in der Atmosphäre. Doch immer wieder treffen kleine Fragmente auf der Erdoberfläche auf. Geschieht dies, werden sie als Meteoriten bezeichnet. Da die Erdoberfläche zu knapp 75 Prozent mit Wasser bedeckt ist, liegen die meisten Fragmente auf dem Grund der Meere. Die wenigen, die auf dem Land auftreffen, verwittern dank Wind und Wetter schnell und werden daher nie gefunden. Im ewigen Eis der Pole und in den trockensten Wüsten der Erde besteht die größte Chance, einen Meteoriten zu finden, denn hier kommt es kaum zu Verwitterung.

200 Jahre alter Meteorit wurde in Potsdam analysiert

Einen solchen Meteorit, den 1810 entdeckten Santa Rosa de Viterbo-Meteorit aus Kolumbien, hat nun ein Forschungsteam aus Potsdam genauer unter die Lupe genommen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um apl. Prof. Dr. Uwe Altenberger möchten mit ihren Analysen neue und wertvolle Hinweise auf die Entstehung unseres Sonnensystems finden. Da die kosmischen Reisenden teils aus den Kernen alter Sterne stammen, können die Mineralogen und Geochemiker durch ihre Analyse herausfinden, welche chemischen Elemente seit Jahrmilliarden den Aufbau von Sternen bestimmen.

Der Santa Rosa de Viterbo-Meteorit gehört in die Klasse der sogenannten Eisen-Nickel-Meteoriten. Diese enthalten in aller Regel Metalle und metallische Verbindungen, die aufgrund der zunehmenden Rohstoffverknappung inzwischen auch als potenzielle Lagerstätten angesehen werden. So konnten in Meteoriten bereits seltene Metalle wie Germanium, Palladium oder Iridium nachgewiesen werden. Uwe Altenberger und Barbara Bsdok vom Institut für Geowissenschaften der UP, Prof. Ana Concha von der Universidad Nacional in Bogota und Dr. Franziska Wilke vom GeoForschungsZentrum Potsdam haben im Santa Rosa de Viterbo-Meteorit aus Kolumbien nun eine sehr hohe Konzentration von Gold nachweisen können. In ihrer unlängst veröffentlichten Studie zeigen sie, dass der Getseinsbrocken mit einem Goldanteil von rund 400 Gramm pro Tonne der bisher goldreichste Eisen-Nickel-Meteorit ist, der jemals beschrieben wurde. Im Vergleich dazu mutet eine Konzentration von 3 bis 5 Gramm pro Tonne, bei der irdisches Gestein in Bergwerken abgebaut wird, geradezu spärlich an. Inwieweit der Abbau von erdnahen Asteroiden wirklich wirtschaftlich werden könnte, ist abzuwarten; industrielle Initiativen gibt es bereits zahlreich.

Publikation:
B. Bsdok, U. Altenberger, A. . Concha-Perdomo, F. D. H. Wilke, J. G. Gil-Rodríguez. The Santa Rosa de Viterbo meteorite, Colombia. New work on it's petrological, geochemical and economical characterization. Journal of South American Earth Sciences. Volume 104. December 2020. DOI: 10.1016/j.jsames.2020.102779