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Naschen auf dem Campus

Obstbäume für eine grünere und nachhaltige Uni

Mirabellenbäume auf dem Campus bieten nicht nur Insekten Nahrung. Foto: Nadja Kath
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Mirabellenbäume auf dem Campus bieten nicht nur Insekten Nahrung. Foto: Nadja Kath

Seit dem vergangenen Sommer stehen sieben kleine Obstbäume zwischen den Häusern des Studentendorfs auf dem Campus Griebnitzsee. Die Kirschen, Pflaumen und Birnen pflanzte eine Gruppe von jungen Leuten, die sich in der „Studentischen Initiative für einen nachhaltigen Campus“ (SiNC) engagieren.

Sie heißen „Gute Luise“, „Schwarze Knorpel“ oder „Mirabelle von Nancy“. Noch sind ihre Äste kahl, doch mit der Frühlingswärme werden ihre Knospen aufbrechen und vielleicht werden sie im Sommer die ersten Früchte tragen. Und dann ist Naschen erwünscht: „Ich hoffe, die Studierenden nehmen das an und bedienen sich“, erklärt Nadja Kath, die die Obstbäumchen gemeinsam mit ihren Mitstreitern in brütender Sommerhitze gepflanzt hat. Damals, im Juli 2018, kamen die Pflanzen auf dem Campus an. Eine Gruppe von fünf Studierenden hob Pflanzlöcher aus, gab etwas Mutterboden in die Gruben, band die Bäume sorgfältig an den Pfählen fest und goss kräftig an. Ein Gärtner unterstützte die Aktion fachkundig und mit wachsamem Auge. „Das Anbinden haben wir am Anfang verkehrt gemacht“, erinnert sich Kath lachend. Doch nun stehen die Bäume fest und sicher.

„Die Obstbäume sollen ein sanfter Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit sein“, sagt die Biologin, die derzeit ihre Dissertation schreibt und sich nebenbei an mehreren Projekten zur Nachhaltigkeit an der Uni engagiert. Urban Gardening und Selbstversorgung sind die Stichworte. Wenn die Bäume auf dem Campus etwas größer sind, sollen sie nicht nur die Studierenden in ihren Pausen mit kostenlosem Obst versorgen. Sie sollen auch Nahrung für Insekten und Lebensraum für Vögel bieten.

Das Studentenwerk Potsdam stellte die Flächen für die Pflanzung zur Verfügung und schloss mit den Studierenden einen Pflegevertrag für die Bäume ab. Denn diese müssen vor allem in den ersten Jahren ihres Lebens regelmäßig gegossen und beschnitten werden. Dafür organisierten die Studierenden nicht nur Gießgruppen, die sich besonders in der Urlaubszeit und in den heißen Monaten abwechseln, sie wollen sich auch von Experten in alle Geheimnisse des richtigen Beschneidens von Bäumen einführen lassen. „Diese Workshops sollen für alle Interessierten offen sein“, sagt Nadja Kath.

Sponsor der Bäume ist der Verein UniSolar Potsdam – ebenfalls ein studentisches Projekt, das in Golm eine Solaranlage betreibt und Teil der SiNC-Initiative ist.Von einer Potsdamer Baumschule ließen sich die Studierenden beraten. Robust und pflegeleicht sollten die Sorten sein, die man pflanzen wollte – und
Chmackhaft.

Die Obstbaumwiese ist nur eines von vielen Projekten, die SiNC bereits angestoßen hat. In Golm und Am Neuen Palais betreut die Gruppe vier Wiesenflächen, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Die „Bunten Wiesen“ werden nur zweimal im Jahr gemäht und sind dadurch viel artenreicher als die intensiver gepflegten Rasenflächen. Die Arbeitseinsätze auf den Flächen und das Monitoring gehören für die Studierenden ebenso dazu wie die Öffentlichkeitsarbeit. Drei weitere Flächen gibt es außerhalb der Uni in der Stadt.

Nachhaltigkeit durch Langlebigkeit und Wiederverwendung ist das Konzept der „Zellteilung“: Eine alte Telefonzelle nahe der Mensa in Golm dient hier als Verschenketisch. Wer Bücher, Geschirr oder andere nutzbare Dinge nicht mehr benötigt, legt sie in die Regale der Telefonzelle. Jeder, der etwas braucht, kann sich kostenlos daran bedienen. „In Golm funktioniert das sehr gut“, betont Kath, die bereits eine weitere umfunktionierte und aufgepeppte Telefonzelle für den Campus Griebnitzsee plant. Im „Fairteiler“ geht es ebenfalls ums Teilen. In dem besonderen Kühlschrank im Lesecafé Golm kann jeder, der seine noch haltbaren Lebensmittel nicht mehr benötigt – etwa, weil er in den Urlaub oder ins Wochenende fährt –, für andere hinterlassen. An weiteren Einfällen für einen nachhaltigen Campus mangelt es den SiNC-Aktiven nicht. In einem Nachhaltigkeitsbüro, das die Initiative an der Uni gründen möchte, sollen künftig alle Ideen gebündelt und umgesetzt werden.

Auch die Obstbaumwiese wird in den kommenden Jahren weiter wachsen: Zu den Kirschen, Birnen und Pflaumen sollen sich noch einige Apfelbäume gesellen. „Insgesamt wollen wir etwa 20 Bäume auf dem Campus haben“, so Kath.

SiNC freut sich über weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter: www.uni-potsdam.de/de/sinc

Text: Heike Kampe
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde