Unter der Regie des Brandenburgischen Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen (BLB) wird aktuell ein denkmalgeschütztes Ensemble am Neuen Palais für die Universität Potsdam hergerichtet. Die Sanierung und Erweiterung des früheren königlichen Hofgärtnerhauses, des angrenzenden Stalls und der Orangerie soll zwölf Millionen Euro kosten. Im Ergebnis entsteht ein international bedeutendes Ausbildungszentrum für Jüdische Theologie und auch für jüdische Geistliche. Drei jüdische Studieneinrichtungen werden hier ab dem Winter-semester 2020/21 lehren und forschen. Im umgebauten Nordtorgebäude entstehen Räumlichkeiten für die beiden Rabbinerseminare, für das liberale Abraham Geiger Kolleg (AGK) und das konservative Zacharias Frankel College (ZFC). Die Orangerie wird für das Institut für Jüdische Theologie (IJTh), die School of Jewish Theology, hergerichtet. Am 19. Juni 2019 lud der BLB zum Richtfest ein.
Finanzminister Christian Görke: „Auf diese Investition des Landes Brandenburg bin ich besonders stolz. Einmal sichert die Sanierung und Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden historischen Gebäudeensembles dessen Erhalt. Weiterhin sind die wichtigsten jüdischen Bildungseinrichtungen Potsdams damit erstmals und in einem sehr gelungenen architektonischen Rahmen unter einem Dach vereint. Und insbesondere wird die kleine Synagoge, die das Nordtorgebäude und die Orangerie verbinden wird, nicht nur die erste in Potsdam nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern gleichzeitig auch ein Symbol für ein weltoffenes und tolerantes Brandenburg sein.“
Kultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Martina Münch: „Das Land unter-stützt seit den 1990er Jahren das Wiederentstehen jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in unserer Region. Die School of Jewish Theology an der Universität Potsdam – mit der erstmals eine jüdisch-theologische Ausbildung an einer deutschen Universität verankert wurde – sowie das Abraham Geiger Kolleg und das Zacharias Frankel College spielen hierbei eine zentrale Rolle. Diese drei Einrichtungen prägen maßgeblich das jüdische Geistesleben und den interreligiösen Dialog in Brandenburg. Ich freue mich, dass sie künftig eine eigene Heimstatt haben.“
Professor Oliver Günther, Ph.D., Präsident der Universität Potsdam: „Dieser Bau bildet den krönenden Abschluss eines in dieser Form einmaligen Projekts, dem man ohne zu übertreiben historische Bedeutung zusprechen darf: der erst-maligen Einrichtung einer Jüdischen Theologie an einer deutschen Universität. Der wunderbar renovierte Bau steht für die Besonderheit der Konstruktion, signalisiert aber gleichzeitig Bescheidenheit. Besonders freuen wir uns, dass nicht nur das Institut, sondern auch AGK und ZFC auf den Campus ziehen.“
Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka, Rektor des Abraham Geiger Kollegs: „Nordtorgebäude und Orangerie markieren künftig ein geistiges Zentrum jüdischer Renaissance in Europa: greifbares Zeugnis der Wiedergeburt jüdischen Denkens, Glaubens und Hoffens.“
Das Nordtorgebäude wurde 1768 von Carl von Gontard errichtet. Es handelt sich um ein ehemaliges Wohnhaus und Dienstgebäude für Kastellan und Hofgärtner. Als westlicher Anbau entstand gegen Anfang des 19. Jahrhunderts ein Stall- und Wohngebäude. Angrenzend befindet sich die ehemalige Orangerie.
Das Gebäudeensemble ist im Eigentum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) und wurde Ende 2016 an die Universität Potsdam zur Nutzung übergeben. Das Abraham Geiger Kolleg wird als An-Institut Mieter der Universität Potsdam.
Ein Highlight der anspruchsvollen und denkmalgerechten Sanierung ist das „Haus-im-Haus-Konzept“ des Architekturbüros Rüthnick. Die Orangerie bleibt in ihrer Kubatur erhalten. Im Innenraum werden die neuen Büro- und Seminarräume aus modernen Materialien wie Sichtbeton und Glas mit Abstand zum Dach, zur Nordfassade und zur Giebelseite errichtet. Die Südfassade wird rückgebaut und durch eine Glasfassade mit außenliegendem Sonnenschutz aus Holz ersetzt. Durch diese „Haus-im-Haus-Konstruktion“ entsteht eine moderne Interpretation einer Orangerie.
Text: MdF/MWFK/BLB
Online gestellt: Agnes Bressa
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