Wo geht es hin in der Filmbranche und den Medienwissenschaften? Beim Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquium (FFK) diskutieren Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler aktuelle Trends und stellen eigene Forschungsthemen und Projekte vor. Vom 7. bis 9. März fanden an der Filmuniversität Babelsberg thematisch breit gefächerte Vorträge, Panels und Workshops statt. Diskutiert wurden u.a. transnationale Filmräume, Performance, mediale Zeitgeschichte und vieles mehr. Im Rahmenprogramm lag der Fokus auf „Gender und Medien“. Zum Auftakt sprachen Filmemacherin und „Pro Quote Film“-Aktivistin Tatjana Turanskyi und Genderforscherin Dr. Katrin Köppert von der Universität der Künste Berlin über Feminismus in Filmpraxis und Medienwissenschaft. Organisiert wurde das 32. FFK von der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, dem Studiengang Europäische Medienwissenschaft (Universität Potsdam und Fachhochschule Potsdam) und dem Brandenburgischen Zentrum für Medienwissenschaft (ZeM).
„Gemeinsam in einem solidarischen Klima diskutieren und es dem akademischen Nachwuchs ermöglichen, in einem geschützten Rahmen wissenschaftliche Skills zu üben“, fasst Dr. Anna Luise Kiss, Mitorganisatorin des FFK und Leiterin des Bereichs „Forschung & Transfer“ an der Filmuniversität Babelsberg, den Charakter des FFK zusammen. Das 1988 ins Leben gerufene Kolloquium findet jedes Jahr an einer anderen Universität statt. Nach 25 Jahren war es zum zweiten Mal an der Filmuniversität zu Gast. „Wir engagieren uns sehr im Nachwuchsbereich und haben dafür Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung eingeworben. Mit dem FFK wollten wir nun auch junge Forschende anderer Universitäten unterstützen und zu uns einladen“, so Kiss.
Insgesamt 118 Teilnehmende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz folgten der Einladung. Manche waren erstmals dabei, andere schon häufiger, so z.B. Franziska Wagner, Doktorandin an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, die bereits zum dritten Mal teilnahm: „Mir gefällt die Offenheit des FFK, man ist thematisch an nichts gebunden und kann sich auf Augenhöhe austauschen.“ Das vielfältige Vortragsprogramm widmete sich u.a. Formen der Burlesque, VR-Filmen, Videospielen, Horrorfilmen, Diversity und Queerness, Filmerlebnissen mit GoPro-Kameras oder der Historizität der Serie „Babylon Berlin“, um nur einige zu nennen.
Im Rahmenprogramm des Kolloquiums ging es um vor allem um Gleichberechtigung und Genderfragen in der Film- und Medienbranche. „Frauen in der Branche werden systematisch diskriminiert. Es braucht Gesetze um diese sexistischen Strukturen zu bekämpfen“, so Filmemacherin Tatjana Turankskyi, die sich in der Initiative „Pro Quote Film“ für ausgewogene Verhältnisse zwischen weiblichen und männlichen Akteuren in beim Film einsetzt. Momentan würden beispielsweise nur 15 Prozent der Kino- und Fernsehfilme von Frauen inszeniert. Neben feministischem Engagement wurden auch die prekäre Beschäftigungssituation wissenschaftlichen Personals in befristeten Verträgen und rassistische Strukturen thematisiert. Dr. Katrin Köppert regte einen Prozess des „Verlernens“ etablierter diskriminierender Strukturen an, um einen feministisch geprägten Wandel in der Medienbranche und den akademischen Institutionen ermöglichen zu können.
Text: Carolin Krafzik
Online gestellt: Carolin Krafzik
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