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Zehn Fragen für ein Buch – Die Migration bulgarischer Staatsbürger nach Deutschland. Ursachen und Auswirkungen auf die Heimatgesellschaft

Bildquelle: Janina Schulz.
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Bildquelle: Janina Schulz.

Zehn Fragen* für ein Buch, gestellt an Tobias Thimm, Autor von „Die Migration bulgarischer Staatsbürger nach Deutschland. Ursachen und Auswirkungen auf die Heimatgesellschaft“. Universitätsverlag 2018. 

Was steht in Ihrem Buch – in drei Sätzen?

Viele der mittelost- und südosteuropäischen Länder haben mit der Migration ihrer Staatsbürger nach Westeuropa zu kämpfen und beklagen den „brain drain“ ihrer jungen und gut ausgebildeten Generation. Dieses Buch widmet sich der Migration bulgarischer Staatsbürger nach Deutschland und analysiert die positiven sowie negativen Auswirkungen der Migration auf Bulgarien als Herkunftsland selbst. Zudem steht die Frage im Vordergrund, wie der bulgarische Staat und die Zivilgesellschaft mit dem Phänomen der Massenmigration umgehen und was zusätzlich getan werden könnte, um die Migration gezielter zu steuern und so mehr Bulgaren für eine Zukunft in der Heimat zu begeistern.

Wie ist es entstanden?

Durch mehrere Auslandsaufenthalte und Reisen habe ich ein großes Interesse für die Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der mittelost- und südosteuropäischen Länder Europas entwickelt. Umso schöner ist es, diesem Interesse auch wissenschaftlich nachgehen zu können.

Die Idee für das Buch entstand zusammen mit einem bulgarischen Arbeitskollegen der Deutschen Botschaft in Sofia. Am Mittagstisch – in einem wunderbar rustikalen und traditionsreichen Restaurant – unterhielten wir uns darüber, dass ein überwiegender Teil der bulgarischen Schülerinnen und Schüler, insbesondere deutsch- und englischsprachiger Schulen, das Land nach Westeuropa verlassen. Für mich war interessant zu erfahren, welche Motive dahinterstecken und welche Konsequenzen der Wegzug von jungen, qualifizierten Leuten für Bulgarien hat. 

Warum ist Ihr Buch wie kein anderes?

Beim Thema Migration dominieren in der wissenschaftlichen Diskussion oft negative Auswirkungen und Fakten. Ich wollte daher, im Gegensatz zu vielen anderen Werken, die Chancen der Migration in den Mittelpunkt stellen. Es soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass Migration positiv gesteuert werden kann, auch wenn es dazu vieler Anstrengungen auf den unterschiedlichsten Ebenen bedarf. Dabei wollte ich insbesondere einen Blick auf die lokale Zivilgesellschaft werfen, die im wissenschaftlichen Kontext nicht immer die nötige Beachtung findet.  Meine Arbeit bildet einen guten Überblick über die diversen Motive und Personen der Migration. Zudem bilde ich aktuellstes Zahlenmaterial ab und stelle interessante Praxisbeispiele aus der Zivilgesellschaft vor, die neue Perspektiven für die Bulgarinnen und Bulgaren ermöglichen. 

Sie veröffentlichen im Universitätsverlag Potsdam – und damit open access. Warum?

Als Absolvent der Universität Potsdam, an der ich sowohl meinen Bachelor als auch meinen Master gemacht habe, besitze ich eine persönliche Bindung zur Universität. Ich publiziere sehr gerne open access, um meine Inhalte, Gedanken und praxisnahen Forschungsergebnisse für alle Interessierten zugänglich zu machen. Außerdem möchte ich eine Diskussionsgrundlage schaffen und neue Impulse und Gedankengänge anbieten. Da dieses Buch im Rahmen meiner Masterarbeit entstanden ist, wäre es doch schade, wenn das Ergebnis nun im Schrank verstauben würde.

Wer sollte Ihr Buch lesen?

Jeder, der Interesse an der Zukunft Bulgariens und der Europäischen Union im Allgemeinen hat. Genauso wie jeder, der sich für Migration innerhalb der Europäischen Union interessiert. Bulgarien ist schließlich kein Einzelfall. Ähnliche Chancen und Herausforderungen gibt es in jedem mittelost- und südosteuropäischen Land.

Was lesen Sie selbst?

Ich lese sehr gerne Bücher mit politischem und historischem Bezug, insbesondere aus den dunkelsten Zeiten des europäischen Kontinents. Aber auch aktuelle und lebendige Politikreportagen. Momentan lese ich „Die Schulz-Story: Ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz“ von Markus Feldenkirchen.

Was hat besonders Spaß gemacht beim „Buchmachen“?

Ganz besonders Spaß gemacht hat das Kennenlernen interessanter lokaler Projekte in Bulgarien und die hochgradig engagierten Persönlichkeiten, die abseits der Politik versuchen, eine attraktive Zukunft für die heutige Jugend und für die kommenden Generationen zu gestalten. Oder auch einfach die Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken. 

Wenn Sie könnten: Würden Sie sich für das Buch einen Preis verleihen – und wenn ja, welchen?

Preise sind immer eine gute Möglichkeit, um auf die Inhalte des eigenen Werkes aufmerksam zu machen. Wer sagt da schon nein? Ein toller Preis wird beispielsweise jährlich vom Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung mit dem „n-ost-Reportagepreis“ vergeben, der hier eine Erwähnung verdient. n-ost lenkt den Blick durch eine multimediale Herangehensweise auf Osteuropa und zeigt das Alltagsleben fernab der Metropolen –  lesenswert!

Und nun noch ein paar Sätze zu Ihnen …

Als gebürtiger Brandenburger führte mich mein Weg zur Universität Potsdam. Während meines Studiums absolvierte ich ein Auslandssemester an der Corvinus-Universität Budapest und Praktika an der Deutschen Botschaft in Sofia sowie dem Referat Mittel- und Osteuropa der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Über lange Jahre begleitete ich zudem die Arbeit des Neuköllner Bundestagsabgeordneten Dr. Fritz Felgentreu. Als Politik- und Verwaltungswissenschaftler M.A. unterstütze ich nun als Projekt- und Pressereferent die Digitalisierung des deutschen Mittelstandes in einem öffentlich geförderten Projekt der Initiative Mittelstand-Digital des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

* Den Autorinnen und Autoren steht es frei, welche der zehn gestellten Fragen sie beantworten wollen. Deshalb kann es passieren, dass letztlich nicht zehn Fragen und Antworten veröffentlicht werden.

Text: Jana Scholz
Online gestellt: Alina Grünky
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktion@uni-potsdam.de

 

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