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Die Pariserin – Fotoausstellung des Alumnus Jean-Baptiste Lhuillier

Foto: Jean-Baptiste Lhuillier.
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Foto: Jean-Baptiste Lhuillier.

Sie ist ein Mythos: die Pariserin, im Französischen „la Parisienne“. Seit vielen Jahrzehnten geistert sie durch die Welt der Mode, die Kunst und die Literatur. In seinen Porträts spürt der gebürtige Franzose Jean-Baptiste Lhuillier diesem Mythos nach. Seine Bilder inszenieren die flüchtige Begegnung in der großen Stadt. Lhuillier studierte und promovierte an der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam. In der Ausstellung „Parisienne“ zeigt er Bilder, die in den Jahren 2016 und 2017 in der französischen Metropole entstanden sind. Die Vernissage in der Fotogalerie Potsdam findet am 23. August ab 19 Uhr statt. 

Herr Lhuillier, Sie sind Jurist und Künstler. Wie geht das zusammen?

Schlecht. Viele, die als weltbekannte Künstler in Erinnerung geblieben sind, arbeiteten vorher als Juristen: Caillebotte, Kandinsky, die Gebrüder Grimm, Kafka und viele andere. Möglicherweise schafft das Studium der Rechtswissenschaften diesen Künstlern eine gewisse Autorität. Ein studierter Jurist kann doch keine ganz schlechten Werke schaffen und präsentieren – so meinen viele. Das ist zwar schmeichelhaft, aber vermutlich nicht wahr. Und wenn man mal mit Juristen zu tun hatte, ist dieser Gedanke erst recht amüsant. Ich sehe da keinen unmittelbaren Zusammenhang. Vielmehr sehe ich Menschen, die ihre Grenzen kennen und  das machen möchten, was sie herausfordert und was ihnen Spaß und Anerkennung bringt. Leider muss man feststellen, dass die Menschen, die damals wie heute solche Entscheidungen treffen dürfen, eher aus bürgerlichen Familien stammen. 

Für mich ist das eigentlich eine komfortable Situation. Mutig sind diejenigen, die Widerständen zum Trotz verstanden haben, dass ihre künstlerische Arbeit eine Bereicherung darstellt. Ich betrachte mich jedoch weder als Künstler noch als Fotokünstler. Genauso wenig betrachte ich meine Bilder als meine Arbeit oder mein Werk. Vielleicht ändert sich das allerdings schon nach diesen wenigen Fragen. Das Künstlerdasein und das Bewusstsein kommen von außen. Von innen kommt nur die Lust zu schaffen.

Das bedeutet nicht, dass meine Bilder willkürlich entstehen oder dass es hinter der analogen Fotografie keine Arbeit steckt, ganz im Gegenteil. Es bedeutet nur, dass man am Tag Jurist und nachts Künstler sein kann.

Nach dem Abitur in Frankreich kamen Sie nach Potsdam, um deutsches und französisches Recht zu studieren. Anschließend haben Sie parallel an den Universitäten Paris Ouest und Potsdam promoviert. Was war Ihr Forschungsthema?

Gesellschaftsrecht. Meine rechtsvergleichende Doktorarbeit befasst sich mit dem Einfluss der Kommunikationstechnologien auf das Gesellschaftsrecht. 

Und wann haben Sie die Fotografie für sich entdeckt?

Die Shootings hab ich mir erst vor vier Jahren zugetraut. Ich habe nie eine digitale Kamera für solche Portraits benutzt. Ich fotografiere hauptsächlich mit der kleinen Nikon meines Vaters aus den 1980er und mit einer Rolleiflex aus den frühen 1950er Jahren. Einige andere Kameras habe ich im Bodenraum meiner Wohnung in Wannsee entdeckt und oft dabei gehabt. Die haben erst mein Interesse geweckt. 

Ich bin auch süchtig nach Bildern, ich schaue mir hunderte von Fotos am Tag an. Dank der Bilder anderer Fotografen –oft Bekannte und Freunde – habe ich mich dann aufgerafft, mehr aus meinen Kameras zu machen. Ich entwickle meine Filme selbst und scanne sie zuhause ein. 

Sie haben ein paar Jahre in Potsdam gelebt. Die Ausstellung zeigt Fotografien aus Paris. Kommt Potsdam für Sie als fotografischer Schauplatz nicht infrage? 

Ich bin mit 18 Jahren aus der Bretagne nach Schlaatz gezogen und meine Freunde waren alle in Babelsberg und Griebnitzsee. Ich habe dort sicherlich die zwei besten Jahre meines Lebens gehabt. Nach zwei Jahren in Paris zog ich dann für sieben Jahre nach Wannsee und habe mich in die Umgebung definitiv verliebt. Max Liebermann und Philipp Franck gehören seitdem zu meinen absoluten Lieblingskünstlern. Ich habe viele Bilder in Potsdam und in Berlin gemacht. Portraits sowie Stadt- und Landschaftsbilder.

Heute leben und arbeiten Sie als Rechtsanwalt in Luxemburg. Wie viel Zeit bleibt da für die Kunst?

Die Kraft fehlt eher. Wie damals im Studium muss ich viele freie Stunden vor mir haben, bevor ich überhaupt etwas anfange. In Luxemburg gibt es weniger Models als in Paris, daher tobe ich mich zurzeit mit Pinseln und Bürsten in meiner Dunkelkammer aus. Das ist das Aufregendste, was ich je gemacht habe. Ein, zwei Bilder davon sind in der Ausstellung zu sehen. Vielleicht Stoff für eine nächste Ausstellung?

Zeit: 24. August bis 9. Oktober 2018, montags bis freitags 8:00 bis 21:30 Uhr

Ort: Fotogalerie Potsdam, Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, 14469 Potsdam

Internet: www.fotogalerie-potsdam.de

Der Künstler auf Instagram

Text: Jana Scholz
Online gestellt: Alina Grünky
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktion@uni-potsdam.de

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