Vor zwei Jahren startete die Universität Potsdam ein einzigartiges Programm zur Qualifizierung geflüchteter Lehrkräfte für das deutsche Schulsystem, das bundesweit für Aufsehen sorgte. Nachdem im Herbst die ersten Absolventinnen und Absolventen in die Schulpraxis entlassen werden konnten, erhielten nun die Teilnehmenden des zweiten Durchgangs ihren Abschluss. Anlass für den Vizepräsidenten für Studium und Lehre, Prof. Dr. Andreas Musil, die Zertifikate feierlich zu überreichen. Zu den ersten Gratulanten gehörten die Wissenschaftsstaatssekretärin Dr. Ulrike Gutheil und Bildungsstaatssekretär Dr. Thomas Drescher.
Wissenschaftsstaatssekretärin Gutheil würdigte in ihrem Grußwort das bundesweit einmalige Qualifizierungsprogramm als Erfolgskonzept: „Die große Resonanz und die erfolgreichen Absolventen zeigen, dass es für solche innovativen Programme einen erheblichen Bedarf gibt. Wir unterstützen die Hochschulen im Land auch in diesem Jahr mit 1,2 Millionen Euro, um studieninteressierten Geflüchteten den Einstieg in das Hochschulsystem zu ermöglichen – sei es zur Vorbereitung, Aufnahme oder Fortsetzung eines Studiums. Unser Land wird davon profitieren, wenn es uns gelingt, Zuwanderinnen und Zuwanderer für unsere Hochschulen zu gewinnen – gelungene Integration birgt ein enormes Potenzial für unsere Zukunft“, so Gutheil. „Mit diesem Engagement setzen wir gemeinsam mit den Hochschulen ein wichtiges Zeichen der Offenheit und Solidarität: Studieninteressierte Flüchtlinge sind uns willkommen. Dieses Zeichen ist gerade heute, angesichts des massiven Schürens von Populismus, Nationalismus und Hass, wichtiger denn je.“
Nach Monaten des intensiven Sprachtrainings und des pädagogischen Erfahrungsaustauschs werden die vor Krieg und Verfolgung geflohenen Lehrerinnen und Lehrer nun in ihren Beruf zurückkehren. Im Unterricht sollen sie bei der Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher mitwirken und als wichtige Brückenbauer fungieren. „Wir sind sehr stolz auf unsere 21 Absolventinnen und Absolventen, die so schnell nach ihrer Ankunft in Deutschland dieses äußerst intensive und anspruchsvolle Programm gemeistert haben. Alle sind hoch motiviert und freuen sich darauf, bald wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können. Die Lehrerinnen und Lehrer werden in den Schulen zunächst als zusätzliche Assistenzlehrkräfte eingesetzt und werden dort die Lehrkräfte unterstützen“, sagte die Initiatorin des Projekts, die Bildungswissenschaftlerin Prof. Dr. Miriam Vock.
Zahlreiche Schulen in Brandenburg erklärten von Beginn an ihre Bereitschaft, den größtenteils aus Syrien stammenden Lehrkräften Einblicke in die Unterrichtspraxis zu ermöglichen. So konnten frühzeitig Kontakte geknüpft und eine passgenaue Anstellung vorbereitet werden. Im Anschluss an die Übergabe der Zertifikate wurde in einer Gesprächsrunde darüber gesprochen, ob die Absolventen des Programms nun „Gut gerüstet in die Schule?!“ gehen können. Die Absolventin Victoria Kerkorian erzählte von ihren positiven Erfahrungen in einer Willkommensklasse an der Potsdamer Coubertin-Oberschule, und die Leiterin der Goethe-Grundschule Potsdam, Anja Henkes, konnte von der erfolgreichen Integration der Absolventin Alesar Saed berichten, die jetzt als Assistenzlehrerin Mathematik unterrichtet. Bildungsstaatssekretär Dr. Thomas Drescher erklärte, dass die Absolventen die Möglichkeit erhalten werden, sich auch über das Programm hinaus weiter zu qualifizieren, um als Lehrkräfte eine langfristige berufliche Perspektive zu erhalten. Über die wissenschaftliche Begleitung und Weiterentwicklung des Programms sprach Projektkoordinatorin Dr. Anna Aleksandra Wojciechowicz, die auch als Dozentin des pädagogischen Seminars arbeitet.
Text: Antje Horn-Conrad
Online gestellt: Marieke Bäumer
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde