Wie sich essenzielle Spurenelemente im menschlichen Körper gegenseitig beeinflussen, will eine neue DFG-Forschergruppe um die Lebensmittelchemikerin Prof. Dr. Tanja Schwerdtle von der Universität Potsdam untersuchen. Ziel ist es, alters- und geschlechtsspezifische Spurenelement-Fingerabdrücke zu bestimmen. Langfristig sollen sie dabei helfen, wirksamer vor altersbedingten Krankheiten zu schützen und gesundes Altern zu ermöglichen.
Selen, Kupfer, Zink, Mangan, Eisen und Jod haben eines gemeinsam – sie alle gehören zu den Spurenelementen, die im menschlichen Körper wichtige Funktionen besitzen. Fehlen sie, kann das negative Auswirkungen haben. Sind sie im Übermaß vorhanden, auch. Wie Spurenelemente im Körper verstoffwechselt werden und welche Folgen eine Über- oder Unterversorgung nach sich zieht, ist mittlerweile recht gut erforscht. So führt ein Mangel an Mangan dazu, dass sich das Gehirn nicht richtig entwickelt. Zuviel Mangan wiederum wird für neurodegenerative Erkrankungen verantwortlich gemacht. „Man hat verstanden, dass für Spurenelemente im menschlichen Körper die Balance entscheidend ist“, sagt die Sprecherin der Forschergruppe Prof. Dr. Tanja Schwerdtle vom Institut für Ernährungswissenschaft.
Doch die genannten Spurenelemente verbindet noch mehr: Sie beeinflussen sich im menschlichen Körper gegenseitig. Wie, ist allerdings weitgehend unbekannt. „Beispielsweise weiß man, dass der Jod- und der Selenstoffwechsel eng aneinander gekoppelt sind“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Ansatzpunkt unserer Gruppe ist daher, dass sich die Versorgung mit Spurenelementen und ihre Auswirkungen nur untersuchen lassen, wenn wir die wichtigsten sechs zusammen betrachten.“ Aus diesem Grund will die neue DFG-Forschergruppe „Interaktionen von essenziellen Spurenelementen in gesunden und erkrankten älteren Menschen (TraceAge)“ den Status dieser sechs Spurenelemente im Blut mit verschiedenen Biomarkern charakterisieren – und zwar bei Frauen und Männern unterschiedlichen Alters. Im Ergebnis erhalten die Forscher alters- und geschlechtsspezifische Spurenelement-Fingerabdrücke, die helfen, sowohl genetische als auch umweltbedingte Veränderungen zu identifizieren.
Langfristig könnten die Erkenntnisse der Forschergruppe das Verständnis über die Bedeutung von Spurenelementen für die Gesundheit und den Einfluss auf die Entstehung von Krankheiten vertiefen, sagt Schwerdtle. „Wir schaffen eine zentrale Grundlage für eine bessere Vorsorge hinsichtlich eines gesunden Alterns und für zukünftige Interventionsstudien. Eines unserer zentralen Ziele ist es, den Spurenelement-Status von Senioren zu verbessern, um sie dadurch effektiver vor altersbedingten Krankheiten zu schützen.“
Um die Relevanz der Spurenelement-Fingerabdrücke zu überprüfen, planen die Forscher u.a., Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Musterbeispiel dafür zu untersuchen, wie sehr solche Beschwerden mit erheblichen Veränderungen in Mobilität und Ernährung einhergehen. Daneben sollen die Auswirkungen einer inadäquaten Spurenelementversorgung anhand von Fütterungsstudien an der Maus sowie mithilfe von Alternativmethoden zum Tierversuch genauer in den Blick genommen werden.
Die Aufgabe, die vor ihnen liegt, ist gewaltig, weiß Schwerdtle. „Bislang sind die Biomarker, mit deren Hilfe sich erkennen lässt, ob jemand mit einem Spurenelement adäquat versorgt ist, nicht wirklich erforscht. Von Indikatoren für eine Balance zwischen mehreren Spurenelementen ganz zu schweigen.“ Umso ambitionierter ist das Vorhaben: In den kommenden Monaten wollen die Forscherinnen und Forscher in verschiedenen Teilprojekten Tausende Bioproben auf rund 40 verschiedene Biomarker untersuchen.
Dafür haben sich in der Gruppe Experten für die einzelnen Spurenelemente, aber auch Epidemiologen, Mediziner und Toxikologen – wie Tanja Schwerdtle selbst – zusammengefunden, deren Arbeit in „TraceAge“ eng ineinandergreift. Die Mitglieder des Teams sind über ganz Deutschland verstreut. Sie arbeiten an der Technischen Universität Berlin, der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der Universität Jena sowie dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Dennoch komme die Arbeit gut voran, betont Schwerdtle. „Wir treffen uns alle zwei Monate, stimmen uns regelmäßig ab. Für uns gibt es derzeit nichts Wichtigeres als dieses Projekt.“
Text: Matthias Zimmermann
Online gestellt: Alina Grünky
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