11. Oktober – Ibadan
Heute treffen wir uns mit Studierenden des Linguistik-Departments. Unsere Gespräche kreisen um vieles, wie z.B. Kultismus (Studentengangs), Christentum und Multilingualismus, aber auch die Themen unserer Bachelor- und Masterarbeiten. Dabei stellen wir wieder einmal fest, dass Nigerianer ihre Traditionen und Kultur sehr gut kennen, stolz auf sie sind und erhalten wollten. Sie erklären uns die hiesige traditionelle Religion etwas genauer. Die Yorùbá glauben an einen Hauptgott namens Oludumare. Daneben existieren viele weitere Gottheiten, die als „Orishas“ bekannt sind und jeweils verschiedene Aspekte der Natur und des täglichen Lebens verkörpern. Erstaunt hören wir, dass diese traditionellen Religionen mit monotheistischen Religionen, wie dem Christentum und dem Islam, friedlich koexistieren und manche Menschen sogar beide praktizieren.
Anschließend führt unsere Campus-Tour ins Department der Europäischen Studien, da wir den dortigen Studierenden anbieten wollen, sich mit den russischen und deutschen Muttersprachlern unter uns auszutauschen. Dort begegnen wir einem Dozenten, der zehn Jahre lang in Berlin gewohnt und studiert hat und selbst einmal Student von Prof. Dr. Wolf war. Er verabschiedet uns mit den schönen Worten: „Das sind meine Leute. Sie kommen aus meiner Stadt.“ Zum Abschluss gehen wir im Institut für Afrikanische Studien vorbei, von dessen Direktor uns viel über afrikanische Kunst erzählt.
Den Rest des Tages verbringen wir in kleineren Gruppen. Während einige von uns Interviews führen, laufen die anderen zum campuseigenen Botanischen Garten. Dabei werden wir von fünf Studentinnen begleitet, die Russisch studieren und uns kurzerhand Yorùbá-Namen geben. In Yorùbá haben alle Namen eine unmittelbare Bedeutung – zum Beispiel Ire (Güte) und Ewá (Schönheit) – und eine Person kann bis zu sieben inoffizielle Namen haben, die ihren Charakter beschreiben soll. Es überrascht uns, wie passend die Namen unsere Charaktere beschreiben, obwohl die Studentinnen uns gerade erst kennengelernt haben. Der Botanische Garten erstreckt sich über 70 Hektar und dient der Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten. Wir unternehmen einen Spaziergang durch den Garten und probieren anschließend den dort produzierten Palmwein, der im Geschmack leicht an Federweißer erinnert.
Voller Eindrücke lassen wir zusammen mit unserem Professor sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmern der derzeitigen Yorùbá-Konferenz den Abend im Staff Club der Universität ausklingen. Dabei werden traditionelle Musik und Tänze aufgeführt und wir genießen nigerianische Speisen, wie z.B. Kochbanane, Maniok, frittierte Rinderhaut, gebratenen Reis und Fisch in scharfer Soße.