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Besser lesen und schreiben - Studierende der Universität Potsdam unterstützen Grundschulkinder in Stahnsdorf beim Lernen

„Studierende fördern Kinder mit Schriftspracherwerbs-Schwierigkeiten“, kurz StufKiSS, heißt ein Lehr- und Forschungsprojekt am Department Lehrerbildung der Humanwissenschaftlichen Fakultät. Die Idee: Masterstudierende des Bereichs Grundschulpädagogik/Deutsch fördern Kinder mit Lese-Rechtschreibproblemen und sie lernen dabei selbst mehr über den Schriftspracherwerb und mögliche Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten. Im Projekt kooperieren die Universität Potsdam, die Gemeinde Stahnsdorf sowie die beiden dortigen Grundschulen.

Den Anstoß zur Zusammenarbeit gab die Gemeinde Stahnsdorf. Hier ansässige Eltern hatten den Wunsch geäußert, Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) stärker zu fördern. Mit Dr. Carola Schnitzler, akademische Mitarbeiterin im Bereich Grundschulpädagogik/Deutsch, fand die Gemeinde schließlich eine kompetente Ansprechpartnerin, die auch die Projektleitung übernahm. Die Wissenschaftlerin entwickelte im Zuge der Kooperation mit den zwei beteiligten Schulen eine praxisorientierte Lehrveranstaltung, um Theorie und Unterricht vor Ort sinnvoll zu verbinden.
Rund 20 Masterstudierende beteiligen sich inzwischen pro Semester am Projekt. Im Seminar befassen sie sich zunächst theoretisch mit diagnostischen Verfahren, die es ermöglichen, den Lernstand der Schüler zu ermitteln. Im zweiten Schritt können die angehenden Lehrerinnen und Lehrer diese dann selbstständig bei den Förderkindern anwenden. Später werden auch der schriftsprachliche Lernstand bestimmt und die Ergebnisse interpretiert. Ziel ist es, die individuellen Förderziele festzulegen und geeignete Methoden und Fördermaterialien zu finden. Letzteres passiert in den begleitenden Lehrveranstaltungen. So gewinnen nicht nur die beteiligten Kinder, sondern auch die Studierenden: Sie vertiefen praxisbezogen ihr Fachwissen sowie ihre fachdidaktischen Kenntnisse und erlernen erste Handlungskompetenzen in der Schriftsprachinstruktion.

Als günstiger Zeitpunkt für den Beginn einer zusätzlichen schulischen Förderung hat sich das zweite Schuljahr erwiesen. Am Ende des ersten Halbjahres wählen die Klassenlehrerinnen die Schülerinnen und Schüler dafür aus. Neben ihrer persönlichen Einschätzung erfolgt die Entscheidung auf Basis der Auswertung von Aufgaben aus den individuellen Lernstandsanalysen (ILeA). Lesegeschwindigkeit und lautorientiertes Schreiben dienen dabei als Parameter zur Einschätzung der grundlegenden Lese- und Rechtschreibfertigkeiten. Die meisten Kinder, die derzeit am StufKiSS-Projekt teilnehmen, haben Probleme mit dem lautorientierten Schreiben. Gefördert wurden 26 Kinder in einer ersten Gruppe, aktuell befinden sich 23 in einer zweiten. Der entsprechende Unterricht findet einmal wöchentlich während der Hortzeit statt. Und zwar bisher mit großem Erfolg: Von den 26 Kindern in der ersten Gruppe benötigen 18 inzwischen keine Förderung mehr.

Um die Qualität der Unterstützung – auch im regulären Unterricht – weiter zu optimieren, soll nun eine Plattform entstehen, auf der sich Universität und Grundschulen austauschen und ihre Kenntnisse erweitern können. Die Studierenden sehen das StufKiSS-Projekt positiv. Trotz des Aufwands schätzen sie die Möglichkeit sehr, den Schriftspracherwerb praktisch mitzuerleben und mitzugestalten, die verschiedenen Methoden und Materialien bewusst einzusetzen. „Ich konnte meine Stärken und Schwächen gut erkennen“, so eine der Teilnehmerinnen. Wie ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen hat sie ein Zertifikat erhalten, das die ungewöhnliche Lehrveranstaltung dokumentiert.
Die Gemeinde Stahnsdorf unterstützt das Projekt mit einem Etat für Verbrauchsmaterialien. Carola Schnitzler plant bereits, das Vorhaben auszubauen. Schon ab dem Wintersemester steht eine Hilfskraft zur Verfügung. Im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung, so hofft die Wissenschaftlerin, könnte weiter aufgestockt werden.

Die Gemeinde Stahnsdorf fördert das Projekt StufKiSS seit März 2016 finanziell. Geplant ist, dass der Unterricht mit der zweiten Schülergruppe, zu der 23 Kinder gehören, auch im Wintersemester 2017/18 durchgeführt wird.

Text: Ulrike Szameitat
Online gestellt: Alina Grünky
Kontakt zur Online-Redaktion: 
onlineredaktionuni-potsdamde