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Unterwegs in Nigeria – 5./6. Oktober 2017

Studierende der Anglistik und Amerikanistik auf Exkursion nach Ibadan

Lagos | Foto: Isabel Dückert/Valerie Pobloth
Foto : Isabel Dückert/Valerie Pobloth
Lagos

5. Oktober

Wo fängt die Reise an? Im Flugzeug? Auf dem Flughafen? Oder eher ein paar Monate vorher, wenn man beginnt, alles zu planen und sich mental auf die Reise vorzubereiten? Manchmal hat man sein Reiseziel schon klar vor Augen, kann sich die Bewohner, ihre Kleidung, ihre Gewohnheiten, ihr Essen und ihre Lebensart gut vorstellen. Bei Nigeria ist das nicht der Fall. Niemand von uns hatte wirklich eine Idee, was uns erwarten würde. Und ich traue mich zu sagen, dass selbst die, die eine Idee hatten, wahrscheinlich eher falsch lagen.

Von Chaos und ungewöhnlichen Geräuschen umgeben, von Menschen, die einen halb freundlich, halb verwundert anschauen, sind wir gestern in Lagos, der größten Stadt Nigerias angekommen. Das Abenteuer kann beginnen!

6. Oktober

Der erste Tag einer Reise ist immer etwas Besonderes. Und das hat sich bestätigt. Zunächst stehen wir den halben Tag lang im Stau. Unerträglich, könnte man denken, aber zugleich eine tolle kulturelle Erfahrung. Denn bei so viel Langsamkeit weitet sich der Blick für die Welt ringsum. So bestaunen wir auf dem Weg vom Lagos Festland zur Lekki-Insel Hütten, die auf Stelzen im Wasser stehen. Makoko, die angeblich größte schwimmende Stadt, ist nur mit Kanus erreichbar. Überall sind Menschen zu sehen, die verschiedenste Dinge auf dem Kopf tragen, dazu zahllose Stände, an denen von Bananen-Chips bis zu Staubsaugern alles zum Verkauf angeboten wird. 

Bemerkenswert ist auch die omnipräsente Polizei. Als unser Fahrer am Steuer telefoniert, wird er direkt zur Seite gewunken. Die Polizisten verlangen von ihm Führerschein, Fahrzeugpapiere und 15.000 Naira, rund 36 Euro. Daraufhin fängt der Fahrer an, mit den Polizisten zu diskutieren und dramatisch darum zu betteln, sie sollten ihm keinen Strafzettel ausstellen und weiterfahren lassen. Wir werden nervös, suchen schon nach unseren Pässen und stellen uns vor, wie wir den Rest des Tages im Polizeirevier verbringen. Doch auf einmal lenken die beiden Polizisten ein – und geben sich mit 1.000 Naira zufrieden. Der Fahrer kurbelt das Fenster hoch, lächelt uns an und sagte: „Welcome to Nigeria!“

Nach diesen ersten Abenteuern im Straßenverkehr treffen wir uns mit dem Yoruba-Aktivisten und Linguisten Kola Tubosun im Nigerian Culture Center. Während des Mittagessens mit lokalem Palmwein erklärt er uns einiges über die Sprachsituation in Nigeria. Danach besuchen wir eine Kunstgalerie namens Nike Art Centre, in der wir wunderschöne, typisch nigerianische Bilder und Skulpturen besichtigen. Vor Ort treffen wir sogar die Künstlerin selbst, die unfassbar offenherzig und voller Lebensfreude ist.

Schon am ersten Tag stellen wir fest, dass im Grunde fast alles, was wir in Nigeria erleben, eine kulturelle Erfahrung ist. Sogar eine SIM-Karte zu kaufen, ist hier etwas Besonderes. Denn um diese zu erhalten, muss man hier tatsächlich Fingerabdrücke und ein Porträtfoto machen lassen. Warum? Zur Sicherheit. Anscheinend wird Sicherheit in Nigeria doch großgeschrieben.
 

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Veröffentlicht

Online-Redaktion

Marieke Bäumer