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Von Potsdam nach Tel Aviv – Die Verwaltung der Universität Potsdam sucht an der Tel Aviv University (TAU) den internationalen Erfahrungsaustausch

Vertreter der TAU und die Gäste von der Universität Potsdam. Foto: Ilanit Kessel.
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Vertreter der TAU und die Gäste von der Universität Potsdam. Foto: Ilanit Kessel.

„Der Campus ist öffentlich, alle haben Zugang. Allerdings müssen manchmal, je nach Sicherheitslage, die Taschen vorgezeigt werden“, erzählt Ilanit Kessel. Sie nimmt uns am Gate 4 hinter einer massiven Drehtür aus Eisen in Empfang. Kessel spricht perfekt Deutsch, hat in München studiert und ist an der Tel Aviv University (TAU) für Fundraising in den deutschsprachigen Ländern zuständig.

Als eine Delegation der Uni Potsdam sind wir nach Israel gereist, um uns über Verwaltungsabläufe und -strukturen an der TAU zu informieren. Innerhalb unserer Hochschulkooperation suchen hier nicht nur Studierende und Wissenschaftler, sondern auch Mitarbeiter der Verwaltung den Erfahrungsaustausch.

In der Internationalisierungsstrategie der Universität Potsdam gehört Israel zu den Schwerpunktregionen. Die Hochschulen kooperieren im Wissens- und Technologietransfer, in der Gründungsförderung und im Wissenschaftsmanagement. In diesem Jahr konnten drei Gründerteams der Universität Potsdam an der TAU Innovation Conference teilnehmen, gemeinsame Summer Schools und Workshops sind in Planung. Ein Nachwuchswissenschaftler aus Potsdam weilt derzeit in Tel Aviv, im Januar 2017 erwartet die Universität Potsdam eine israelische Gastwissenschaftlerin, die am Department Psychologie forschen wird.

Ilanit führt uns über den Campus in Israel und lässt den Blick über den einzigen Standort der Universität schweifen. Der Campus liegt leicht erhöht, nur wenige Busminuten vom Stadtzentrum Tel Aviv entfernt. Sie bleibt vor einem halbrunden Konstrukt aus Steintafeln stehen. „Eine Art Denkmal“, sagt sie. „Es wurde vor zehn Jahren zum 50. Geburtstag der Universität errichtet, um den Großspendern zu danken.“ Doch nicht nur dort, sondern auf jeder Mauer, an jedem Gebäude und in jedem Klassenzimmer steht ein Name. Gebäude und Stipendien werden in Israel üblicherweise nicht aus staatlichen Geldern finanziert. Insofern muss die Tel Aviv University jährlich Millionenbeträge von privaten Spendern einwerben. Da überrascht es nicht, dass sich Ilanit zusammen mit über 60 Mitarbeitern und einem internationalen Netzwerk um Fundraising kümmert.

Bänke unter Palmen, von Ferne schallt die Musik der Erstsemester-Begrüßung. Anfang November liegt der weitläufige Campus friedlich da. „Um die Internationalisierungsstrategie einer Universität mit Leben zu füllen, muss die Verwaltung mitgenommen werden“, sagt der Vizepräsident der Tel Aviv University, Raanan Rein, zum Auftakt unseres Besuchs. „Andernfalls werden ausländische Gäste als Last wahrgenommen. Nach dem Motto: ‚Was wollen die, wir haben auch ohne sie genug zu tun.‘“ Präsident Joseph Klafter ergänzt: „Wir merken, wenn wir zu schnell vorangehen und unsere Verwaltung nicht Schritt halten kann.“ Der Austausch ist von Anfang an offen und herzlich. Mal nicken beide Seiten, wenn ihnen beschriebene Arbeitsabläufe bekannt vorkommen. Dann wiederum zeigen verblüffte Gesichter, dass Welten zwischen Tel Aviv und Potsdam liegen.

Hendrik Woithe, Dezernent für Haushalt und Beschaffung, ist begeistert von den strukturierten Prozessen in der Tel Aviv University. Mitunter hat er Mühe, den Israelis die Haushaltsbestimmungen des Landes Brandenburg zu erklären. „Doch der Austausch über ähnlich gelagerte Herausforderungen im Sinne einer ‚best practice‘ bringt neue Impulse“, so Woithe – „eine fruchtbare Horizonterweiterung“. Die TAU mit ihren 30 000 Studierenden finanziert sich zum größten Teil wie die Universität Potsdam aus Landesmitteln. Doch dazu kommen Einnahmen aus Studiengebühren und Fördergelder von privaten Spendern.

Rony Goldstein leitet das Büro von TAU-Präsident Joseph Klafter. Sie führt ein straffes Regiment, das sie sich von ihrer dreijährigen Armee-Zeit bewahrt hat. Inzwischen wohnt sie nur fünf Minuten vom Campus entfernt und pflegt bei aller Strenge ein herzliches Klima auf der Leitungsebene. Ihr Potsdamer Pendant, die Leiterin des Präsidialamtes, Vera Ziegeldorf, ist beeindruckt, wie in Tel Aviv alles Hand in Hand geht. Sie hofft, dass der Erfahrungsaustausch auf Verwaltungsebene sich nicht nur als fester Bestandteil der bestehenden Kooperation etabliert, sondern dass der Blick über den Tellerrand mit jedem neuen Besuch weiter vertieft wird. „Geplant ist, den Staff Exchange auf ein konzeptionelles Gerüst zu stellen“, so Ziegeldorf, „damit neben Wissens- und Technologietransfer, den Forschungsbeziehungen auch diese Ebene der deutsch-israelischen Beziehungen gelebt wird.“

Der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther, Ph.D., hatte die Kooperation mit Israel angeregt. „Es ist eine große Freude zu sehen, wie schnell die Kontakte auf- und ausgebaut werden – auch in innovativen Bereichen wie dem Technologietransfer und dem Austausch von Mitarbeitern aus der Verwaltung“, betont Günther. Für Ende November ist ein erster Gegenbesuch aus Tel Aviv geplant. Dann präsentiert die Universitätsverwaltung Potsdam den Gästen aus Israel ihre Abläufe.

 

Text: Silke Engel
Online gestellt: Daniela Großmann
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde