Zeitdruck, Leistungsdruck, Überforderung – Studierende stehen unter Stress. So ist zumindest die öffentliche Wahrnehmung. Bislang fehlten jedoch umfassende empirische Untersuchungen zum Studierendenstress. Nun liegen Daten einer deutschlandweiten Online-Befragung vor, die die Universität Potsdam in Kooperation mit der Universität Hohenheim erhoben hat. Sie zeigen, dass Studierende insgesamt tatsächlich unter großem Stress stehen und sich beanspruchter fühlen als der Durchschnitt der Beschäftigten in Deutschland. Die Daten für die Universität Potsdam haben allerdings ergeben, dass hier im Vergleich zur Gesamtstudie weniger Studierende unter zu hohem Stress leiden.
Mehr als 18.000 Studierende von über 200 deutschen Hochschulen wurden in der nun vorliegenden, von der AOK geförderten Studie befragt. Den Ergebnissen zufolge leidet der überwiegende Teil von ihnen unter einem hohen Stresslevel: 53 Prozent der Befragten gaben dies nach eigener Einschätzung an. Lediglich fünf Prozent fühlten sich nicht gestresst. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Studierendengruppen. Das Geschlecht, die Hochschulform, die Abschlussart, das Studienfach und auch das Bundesland haben großen Einfluss auf die Höhe des Levels. So fühlen sich Frauen gestresster als Männer und Bachelor-Studierende gestresster als Master- oder Diplom-Studierende. Den größten Druck erleben Studierende aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. „Insgesamt zeigt die Studie, dass Studierende Stress mit Zeitdruck, Leistungsdruck, Angst vor Überforderung beziehungsweise Erwartungsdruck in Verbindung bringen“, erklärt Studienleiterin Uta Herbst, Professorin für Marketing II an der Universität Potsdam. „Ein nicht unerheblicher Teil des empfundenen Stresses ist auf die hohen eigenen Erwartungen zurückzuführen“, so Herbst weiter. Weitere Studienergebnisse zeigen, dass das Stressempfinden auch von den Organisationsfähigkeiten der Studierenden abhängt. Bemerkenswert ist, dass sich Studierende mit einem Nebenjob weniger gestresst fühlen als ihre Kommilitonen ohne Nebenbeschäftigung.
Eine Teilstudie an der Universität Potsdam, an der sich 232 Studierende beteiligten, hat gezeigt, dass das Stresslevel hier insgesamt geringer ist als in der Gesamtstudie. 43 Prozent der Befragten gaben an, unter hohem Stress zu leiden. Sechs Prozent fühlten sich nicht gestresst. Bedeutsam: über 70 Prozent der Studierenden der Universität Potsdam gehen einer Nebenbeschäftigung nach, im Bundesdurchschnitt sind es 55 Prozent. Zudem sind die Studierenden aus Potsdam scheinbar weniger anfällig für Stress: Die Daten der Studie deuten darauf hin, dass sie Stress besser bewältigen können. Während die Mehrzahl der Studierenden deutschlandweit über eine geringe Stressresilienz (Resilienz: die Fähigkeit, Herausforderungen aufgrund von persönlichen und sozial vermittelten Kompetenzen zu bewältigen) verfügt, ist diese unter den Studierenden der Uni Potsdam immerhin mittelmäßig ausgeprägt. „Dies ist eine mögliche Erklärung dafür, dass die Studierenden der Uni Potsdam den Stress im Studium vergleichsweise weniger stressig empfinden“, erklärt Uta Herbst.
Für Fragen zu den Studienergebnissen steht Prof. Uta Herbst zur Verfügung.
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Prof. Dr. Uta Herbst, Lehrstuhl für Marketing II
Telefon: 0331 977-3854
E-Mail: uta_herbstuuni-potsdampde
Text: Heike Kampe
Online gestellt: Agnetha Lang
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde