Den ersten Eindruck von Israel bekommen viele schon am Flughafen in Deutschland. Reist man, wie die meisten unserer achtköpfigen Reisegruppe, mit der israelischen Fluglinie el al an, wird man schon hier mit dem hohen Sicherheitsbedürfnis konfrontiert. Noch vor dem Check-in wird man eingehend vom Sicherheitspersonal befragt und es gibt im Gegensatz zu anderen Flügen mehrfache Sicherheitschecks, ehe man endlich im Flugzeug sitzt. Die Prozedur wiederholt sich bei der Einreise am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv.
Sicherheit ist dann auch immer wieder Thema in den offiziellen Reden zur Eröffnung der Tel Aviv University (TAU) Innovation Conference. Neben dem amerikanischen Botschafter sprechen in einer Podiumsdiskussion die Botschafter aus Australien, Ungarn, Peru und der stellvertretende Botschafter aus Kanada. Und alle wollen irgendwie deutlich machen, warum israelische Start-ups unbedingt in ihr Land kommen sollen.
Es muss also doch mehr geben als nur das Sicherheitsthema, auf das Israel auch in den Nachrichten häufig reduziert wird. Diversität ist das Erste, was einem einfällt, wenn man zum ersten Mal durch Tel Aviv läuft. Es ist eine unglaublich bunte Stadt, sogar im Wortsinn, denn überall in den Straßen hängen noch Regenbogenflaggen von der Tel Aviv Pride Parade am vergangenen Wochenende, einer der größten Veranstaltungen dieser Art weltweit. Außerdem scheint die Stadt förmlich zu pulsieren. Das Leben findet draußen statt, in den vollen Straßen mit unzähligen Cafés, Restaurants und Straßenhändlern, oder im Verkehr, auf grundsätzlich verstopften Straßen und mit der Hupe als Instrument zur Ermunterung, Unmutsbekundung, zum Hallo-sagen oder Parkplatz-Freihupen. Und dann ist da der Strand als Oase im Großstadtdschungel. Ein klassischer Stadtstrand, der plötzlich zwischen den Häuserschluchten auftaucht. Das nutzen viele, die in Tel Aviv leben und arbeiten, zur Entspannung oder auch nur für eine Pause – und so ist selbst dieser Ort bis spät in die Nacht belebt.
Strand und Stadt zeigen auch die zweite Eigenheit Israels: Es ist ein Land der Gegensätze. Einige aus unserer Gruppe sind schon früher angereist und haben ein paar Tage das Land erkundet. Es gibt wohl wenige Länder, in denen es auf einer ähnlich kleinen Fläche – Israel ist nur wenig größer als Hessen – so gegensätzliche Landschaften gibt. Von der Mittelmeerküste und dem grünen flachen Norden über dicht bewaldete Hügel- und Berglandschaften bis hin zur kargen Stein- und Sandwüste im Süden. Die Gegensätze zeigen sich aber gleichermaßen in den Städten. Ein israelisches Sprichwort, dass man hier in Tel Aviv häufiger scherzhaft zu hören bekommt, lautet: „In Jerusalem wird gebetet, in Haifa wird gearbeitet und in Tel Aviv wird gefeiert.“
Ganz so ist es dann bei der Eröffnung der TAU Innovation Conference nicht. Auch wenn das Ambiente zum Feiern einlädt, es ist es ein Anlass, um neue Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu schaffen. Unsere drei Start-ups aus der Uni Potsdam haben wahrscheinlich noch nie so häufig spontan ihre Geschäftsidee gepitcht wie heute Abend. Und das ist nur der Anfang. Gleichzeitig erleben wir hier die dritte Eigenschaft Israels: die Offenheit und Hilfsbereitschaft. Dass jemand – begeistert von der Geschäftsidee seines Gesprächspartners – schnell sein Telefon zückt, um direkt jemanden anzurufen, weil er einen passenden Kontakt für das Team kennt, kommt auf vergleichbaren Veranstaltungen in Deutschland nicht sehr häufig vor.
Es wird also heute gearbeitet … und gefeiert.
Text: Wulf Bickenbach
Online gestellt: Daniela Großmann
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuuni-potsdampde
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