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Weiden für den Biber – Masterstudentin untersucht Biberreviere in der Stadt

Zwei Jungtiere im Friedensteich des Parks Sanssouci. Foto: Janine Treue.
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Zwei Jungtiere im Friedensteich des Parks Sanssouci. Foto: Janine Treue.

Er ist possierlich, doch nicht immer gern gesehen. Wie kaum ein anderes Tier verändert der Biber durch seine Lebensweise ganze Landschaften. Nicht selten gerät er deshalb ins Visier von Landwirten und Hochwasserschutzbeauftragten. Doch dass sich der größte europäische Nager in Brandenburg wieder heimisch fühlt, ist für Ökologen eine gute Nachricht. Die Tiere renaturieren Fließgewässer, schaffen neue Lebensräume für Lurche, Insekten und auch Pflanzen. Sogar in urbanen Räumen fühlen sie sich wohl. Die Ökologie-Studentin Janine Treue untersucht in ihrer Masterarbeit, wo sich die putzigen Säuger in der Stadt aufhalten, welche Vegetation es dort gibt und wie Schäden an Bäumen minimiert werden können.

Am Maschinenteich im Park Sanssouci sind sie zuhause, auch an der Nuthe im Schlaatz und natürlich an der Havel – rund 100 Biber leben in Potsdam, schätzt Janine Treue. „Sie sind den Stadtlärm gewohnt.“ Die junge Frau weiß, wann und wo sie die Nager zu Gesicht bekommt. In der abendlichen Dämmerung macht sie sich regelmäßig auf den Weg und beobachtet „ihre“ Biber. „Es fällt schwer einen Ort zu finden, an dem noch keine sind“, erklärt die Biowissenschaftlerin. „Die Flussbereiche im Potsdamer Stadtgebiet sind eigentlich alle besiedelt, nur einige Seen sind noch biberfrei.“

Am Havelufer direkt neben dem Strandbad Babelsberg fallen ihre Spuren erst auf den zweiten Blick auf. Ein junger Weidenbusch am Ufer verrät das Biberrevier: Zwei armdicke Äste sind sauber abgenagt. Die große alte Linde daneben, nur zehn Meter vom Ufer entfernt, ist für die Biber scheinbar uninteressant. Kein einziger Biss ist auf der Rinde zu sehen. „An ältere Bäume geht der Biber selten und auch nur dann, wenn er keine andere geeignete Nahrung vorfindet“, erklärt Janine Treue.

Die Studentin zückt Stift und Klemmbrett. „Wasserdost, Uferwolfstrapp und Zweizahn“, notiert sie. Auf dem Speisezettel des Bibers stehen rund 150 Pflanzenarten. Die Rinde von Bäumen – vor allem von jungen Weiden und Pappeln – ist seine Winternahrung. Insgesamt neun Standorte untersucht Janine Treue in ihrer Arbeit, erfasst die Ufervegetation und Störquellen wie Straßen oder große Häuser. Fünf der Untersuchungsflächen sind bereits von Bibern besiedelt, vier sind potenzielle Lebensräume, die bisher nicht zu einem seiner Quartiere gehören. Janine Treue wertet statistisch aus, ob die Artenvielfalt der Futterpflanzen und das Vorhandensein von Störfaktoren die städtische Biberpopulation beeinflussen.

Dass sich das Tier in Potsdam wieder heimisch fühlen, ist für Ökologen eine Erfolgsgeschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es in Deutschland vom Aussterben bedroht. Eine Restpopulation von 200 Exemplaren überlebte im Elbegebiet. In den 1950er und 1960er Jahren eroberten die Biber davon ausgehend und auch über gezielten Besatz wieder ihre ursprünglichen Lebensräume zurück. „1955 wurde der erste Biber wieder im Havelland entdeckt“, erzählt Ralf-Udo Mühle, der Janine Treue bei ihrer Masterarbeit betreut. Der Leiter der Ökologischen Station Gülpe betont: „Der Biber ist eine Bereicherung, auch wenn er im Agrarraum inzwischen als Schädling gilt.“

In Potsdam steht wohl die Sorge vor Schäden an der Vegetation gerade in den alten Parks und Gärten im Vordergrund. Dass es zu einer Überbevölkerung von Bibern kommt, die im Schlosspark wüten und massenhaft alte Bäume fällen, bezweifeln die Biologen: „Je mehr von ihnen in einem Gebiet vorkommen, desto kleiner werden die Reviere und desto weniger Nachkommen werden geboren“, so Janine Treue. „In wenigen Jahren wird sich die Population von selbst reguliert haben.“

Nicht alle sehen das so gelassen wie die Wissenschaftler. Um Konflikte zwischen Mensch und Biber zu vermeiden, sind seit einigen Jahren spezielle Manager im Einsatz. Auch Janine Treue wird in ihrer Masterarbeit mögliche Ansätze für ein städtisches Bibermanagement entwickeln. Einige Ratschläge hat sie bereits parat: „Schäden an alten Bäumen lassen sich durch Drahtmanschetten vermeiden, Zäune um Grundstücke halten ihn fern und Baumschnitt von Weiden sollte am Ufer als Nahrungsquelle liegengelassen werden.“ Und sie rät auch zur Gelassenheit. Denn schließlich sei der Biber nur in Ufernähe aktiv: „Mehr als 20 Meter entfernt er sich nicht vom Wasser.“

Text: Heike Kampe
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde

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