Unser zweiter Tag an der Universität verläuft schon viel routinierter. Wir kennen die Wege, die Räumlichkeiten und auch schon einige Studenten, mit denen wir uns auf den sich über den Campus schlängelnden Wegen grüßen. Auch die Gänse, die die Teiche und Wiesen des Campus schmücken, grüßen uns mit einem freudigen Konzert. Wir fühlen uns bereits als Teil des Campus und der Universität.
Zunächst sammeln wir uns alle in unserem Meetingraum. Susan stellt noch einmal alle Honor Students vor, anschließend erklären wir unsere sprachwissenschaftlichen Projekte. Eine Gruppe setzt sich mit multimedialen Metaphern auseinander, eine andere vergleicht die Unterschiede in der Aussprache des gesprochenen Englisch, abhängig von Herkunft sowie der „home language“ der Probanden. Eine weitere Gruppe untersucht, ob sich die Studenten darüber bewusst sind, welche Sprachen es in Südafrika gibt und wo sie gesprochen werden. Für jedes der Projekte müssen die Studenten der NorthWest University einen individualisierten Fragebogen zu ihrem kulturellen und sprachlichen Hintergrund ausfüllen.
Das Gespräch der Projektgruppe über multimediale Metaphern mit den Honor Students wird emotional, da wir uns – mit Blick auf die Erlebnisse im Apartheid Museum – vergleichend über die Geschichte Südafrikas (Apartheid) und Deutschlands (NaziRegime) austauschen. Eine der Studentinnen erzählt ihre eigene – exemplarische – Geschichte und vom Wandel der Generationen. Von ihrer Generation wurde erwartet, dass sie schon während der Studienzeit die Familien finanziell unterstützen. Nach dem Studium sollten sie einen Job finden, der es ihnen ermöglicht, sich fern der Townships ein Haus zu kaufen und so auch ihre Familien aus den Townships herauszuholen. Für ihre Kinder wünscht sie sich nun, dass sie ihr eigenes unabhängiges Leben führen und nur für sich sorgen müssen. Außerdem gibt es für die neuen Generationen viel mehr Möglichkeiten, dem Geist der Zeit nachzugehen und einige Zeit während des Studiums im Ausland zu verbringen sowie nach dem Studium eine gute Arbeit zu bekommen. Der Wandel der Generationen schließt aber auch einen demografischen Wandel mit ein. Die Menschen entscheiden sich dafür, weniger Kinder zu bekommen, da es für die Familie nicht bezahlbar ist, sie alle an die teuren Bildungseinrichtungen des Landes zu schicken.
Als krönenden Abschluss des sehr aufschlussreichen und spannenden Vormittags mit den Honor Students, hält Arne Peters, Doktorand am Lehrstuhl für Entwicklung und Variation der englischen Sprache an der Universität Potsdam, einen Vortrag über die multilinguale Sprachsituation in Irland. Der Vortrag erfährt viel Aufmerksamkeit, da die südafrikanischen Hörer viele Parallelen zu ihrer eigenen Sprachsituation erkennen und das Anlass zu angeregten Diskussionen gibt.
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Kontakt: Prof. Dr. Hans-Georg Wolf
Am Neuen Palais 10
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Text: Isabel Dückert
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