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Bewegte Beziehung

„Erste Brandenburgische Landesausstellung“ beleuchtet die spannungsreiche Beziehungsgeschichte zwischen Brandenburg-Preußen und Sachsen

Im Schloss Doberlug wird vom 6. Juni bis zum 2. November 2014 die Erste Brandenburgische Landesausstellung präsentiert. Foto: Stadt Doberlug-Kirchhain/Lehmann
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Im Schloss Doberlug wird vom 6. Juni bis zum 2. November 2014 die Erste Brandenburgische Landesausstellung präsentiert. Foto: Stadt Doberlug-Kirchhain/Lehmann

Anlässlich des 200. Jubiläums des Wiener Kongresses von 1814/15, in dessen Folge die Grenzen innerhalb Europas neu gezogen wurden und große Teile von Sachsen an Preußen fielen, startet zu Pfingsten die „Erste Brandenburgische Landesausstellung. Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft“. In Verbindung mit dem Historischen Institut der Universität Potsdam und anderen brandenburgischen und sächsischen Einrichtungen beleuchtet die Ausstellung die Höhen und Tiefen der preußisch-sächsischen Beziehungen und ihrer sozial-, kultur- und geistesgeschichtlichen Aspekte.

Brandenburg und Sachsen verbinden jahrhundertlange Nachbarschaftsbeziehungen, die gleichermaßen von kriegerischer Rivalität wie von friedlichem Austausch geprägt waren. Die Ambivalenz dieser Beziehung lässt sich für den Potsdamer Historiker Prof. Dr. Frank Göse, Sprecher des wissenschaftlichen Beirats der Exposition, prägnant an zwei Beispielen verdeutlichen: So finden sich für die im Süden des heutigen Landes Brandenburg liegenden Grenzlandschaften für das 18. Jahrhundert etliche Quellenbelege dafür, dass viele Bewohner sächsischer Dörfer sonntags in brandenburgische Orte gingen, um dort die Predigt zu hören. In einigen brandenburgischen Gemeinden dieser Region wiederum orientierte man sich an der kursächsischen Landesordnung, also nicht an den Gesetzen des brandenburgisch-preußischen Staates. Von tiefsitzenden Ressentiments zwischen den Bewohnern der sächsisch-brandenburgischen Grenzregion zeugen hingegen die Bezeichnungen des hochgiftigen Pantherpilzes als „Sachsentöter“ oder „Sachsenschreck“, die im Südosten Brandenburgs auch heute noch geläufig sind.
Die Landesausstellung bietet dem Publikum ein breites Themenspektrum. Sie findet vom 6. Juni bis zum 2. November 2014 auf Schloss Doberlug im südbrandenburgischen Elbe-Elster-Kreis statt und präsentiert mit zahlreichen Kunstwerken, Originaldokumenten und Medien unterschiedlichste Facetten der brandenburgisch-sächsischen Beziehungsgeschichte aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Ausgerichtet wird sie vom Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte und zahlreichen Kooperationspartnern aus Brandenburg und Sachsen. Neben Frank Göse, der in seiner Sprecherfunktion die inhaltlichen Vorbereitungen der Landesausstellung von Anfang an begleitet hat, sind auch weitere Historiker der Universität Potsdam beteiligt: Vorbereitend auf die Ausstellung hatte es bereits letztes Jahr eine Konferenz auf Schloss Doberlug gegeben, bei der die Teilnehmenden aktuelle Forschungsergebnisse zur preußisch-sächsischen Beziehungsgeschichte diskutierten. Diese werden nun in einem wissenschaftlichen Begleitkatalog zur Ausstellung publiziert. Prof. Dr. Frank Göse, Dr. Agnieszka Pufelska und Prof. Dr. Peter Michael- Hahn beleuchten dabei in ihrem Beitrag das Verhältnis zwischen Brandenburg und Sachsen im 16./17. Jahrhundert beziehungsweise zwischen Wettinern und Hohenzollern im 17./18. Jahrhundert; Prof. Dr. Ralf Pröve widmet sich der Kommunalverfassung und Felix Engel der Steuerpolitik in Sachsen und Brandenburg-Preußen des 18./19. Jahrhunderts. In den Ausführungen von Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D’Aprile und Dr. Vinzenz Czech stehen der Aufklärungstransfer zwischen Sachsen und Preußen und die Einbindung der ehemals sächsischen Gebiete in den preußischen Staat nach 1815 im Mittelpunkt.

Mit dem Schloss- und Klostergelände Doberlug wurde bewusst ein dezentral gelegener Ausstellungsort gewählt. Der Standort ist Programm: Denn das Renaissanceschloss aus dem 17. Jhd. ist ein authentisches Exponat aus der wechselvollen Grenzbeziehung der beiden Regionen. Nach jahrelanger Sanierung öffnet der Komplex erstmals wieder seine Türen. 

Weitere Informationen finden Sie auf den Webseiten des Hauses der Brandenburg-Preußischen Geschichte.

Text: Nina Weller, Online gestellt: Silvana Seppä

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