„Wir wollen die Besten“, sagt Prof. Dr. Ulrike Demske, Vizepräsidentin für Internationales, Fundraising und Alumni, „die exzellenten Forscher. Aus Deutschland, Europa und allen anderen Teilen der Welt. Um sie an die Universität Potsdam zu holen, müssen wir uns natürlich im Wettbewerb mit anderen Forschungseinrichtungen behaupten – und es auch zeigen.“ Die Entscheidung, Charta & Code mittels einer universitätseigenen Personalstrategie durchzusetzen, hat das Präsidium im Herbst 2012 getroffen. In den kommenden Monaten erfolgen dazu Befragungen von Wissenschaftlern in allen Fakultäten. Sie sollen zeigen: In welchen Bereichen ist die Uni Spitze, wo läuft es rund – und wo noch nicht. Es ist eine von mehreren Aktivitäten, die gegenwärtig starten.
Wissenschaft ist schon länger weltweit zu Hause. Damit auch die Wissenschaftler es sind und genau dort forschen können, wo sie auf ihren Fachgebieten die besten Arbeitsbedingungen und das ideale Umfeld vorfinden, hat die Europäische Kommission die „Human Resources Strategy for Researches“ (HRS) ins Leben gerufen. Mit „Charta & Code“ hat die Initiative einen Katalog aufgestellt, der einen Rahmen für die Arbeit von Wissenschaftlern absteckt. Und zwar für die Forscher – Charta – und die Einrichtungen, in denen sie tätig sind – Code –, gleichermaßen. Bekennt sich eine Institution zu „Charta & Code“, haben beide schwarz auf weiß, was sie voneinander erwarten können. Denn in ihnen sind zentrale ethische und berufsständische Aspekte wissenschaftlicher Arbeit ebenso zusammengestellt wie Kriterien für faire und transparente Einstellungsverfahren, gute Arbeitsbedingungen und ein produktives Umfeld für Nachwuchswissenschaftler. Kann eine Einrichtung nachweisen, dass sie „Charta & Code“ umsetzt, erhält sie das Logo „HR Excellence in Research“, den europäischen Ausweis als attraktiver Arbeitgeber für Wissenschaftler.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten ist das Logo in Europa zu einem echten Gütesiegel gereift, wie Dr. Regina Gerber vom Dezernat für Planung, Statistik, Forschungsangelegenheiten sagt. Sie steht der Gruppe vor, die seit Oktober 2013 die Vorbereitungen für die individuelle „HR Strategy“ für die Universität Potsdam trifft, und betont deren wachsende Bedeutung: „Mittlerweile schauen viele Forscher vor einer Bewerbung darauf, ob eine Hochschule das Logo hat, und beim europäischen Förderprogramm Horizon 2020 ist es sogar unverzichtbares Kriterium.“
Die Universität Potsdam hatte sich indes bereits nach dem HRK-Audit zur „Internationalisierung der Hochschulen“ 2012 zur Teilnahme an der HRS entschlossen – als eine von nur wenigen deutschen Hochschulen. „Wissenschaftliches Umfeld, Arbeitsbedingungen, Kinderfreundlichkeit oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – viele Wissenschaftler haben bei ihrer Suche nach dem richtigen Arbeitgeber ganz eigene Wünsche“, sagt Prof. Demske, die als Vizepräsidentin für Internationales das Projekt verantwortlich leitet. „Es liegt an uns, ihnen – durch eine ausgewiesene transparente Personalpolitik – zu zeigen, dass wir viele dieser Wünsche bereits erfüllen können, andere erfüllen wollen.“
Keine Frage: Umsonst ist das Prädikat „attraktiver Arbeitgeber für Forscher“ nicht zu haben. Nach einer internen Analyse mithilfe der Kriterien von „Charta & Code“ gilt es, eine eigene HR-Strategie zu entwickeln und öffentlich zu machen. Diese sollte bereits Umgesetztes ebenso ausweisen wie sie für Verbesserungswürdiges neue Ziele formuliert. Dann erst kann sich die Universität um das Logo bewerben. Und auch danach wird die Strategie auf dem Prüfstand stehen: Alle zwei Jahre soll eine interne, alle vier Jahre eine externe Evaluation erfolgen. Nur so kann sich aus einem Aktionsplan eine nachhaltige Personalpolitik entwickeln.
Derzeit befindet sich die Uni Potsdam in der Phase der Analyse, zu der neben den Befragungen auch die Darstellung von gesetzlichen Grundlagen, Regeln, Zertifizierungen, Prädikaten und Willkommensstrukturen gehört. Erste Ergebnisse dürfte es noch Anfang 2014 geben. Bis 2015 soll die Strategie stehen und die Bewerbung für das Logo eingereicht werden.
Text: Matthias Zimmermann, Bearbeitung: Julia Schwaibold