Die Studie nimmt den Einfluss der Sonntagsfrage auf Wahlergebnisse in den Blick. Konkret wurde untersucht, wie Vorwahlumfragen die Wahlentscheidungen von Bürgerinnen und Bürgern für kleine politische Parteien beeinflussen können. Die Forschenden gehen davon aus, dass Umfrageergebnisse, die zeigen, dass Parteien geringfügig unter oder über der Wahlschwelle liegen, die Wahrscheinlichkeit, am Wahltag in das Parlament gewählt zu werden, systematisch beeinflussen.
Die Forschenden testeten dieses Argument in zwei Schritten. Zunächst untersuchten sie die Auswirkungen von Vorwahlumfragen auf der Grundlage eines neuen Datensatzes, der 903 Parteiergebnisse in 19 Ländern umfasst. Mithilfe eines sogenannten Regressions-Diskontinuitätsdesigns schätzten sie den kausalen Effekt von Umfragesignalen auf die Chancen der Parteien, in das nationale Parlament einzuziehen. Untermauert wurden die Ergebnisse in einem zweiten Schritt mit einem Umfrageexperiment, das in Österreich durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass Parteien, die knapp unter der Sperrklausel liegen, im Durchschnitt eine um etwa 45 Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit haben, in das nationale Parlament einzuziehen. Bei einigen Untergruppen steigt dieser Effekt auf nahezu 70 Prozentpunkte. „Dieser Effekt ist angesichts der statistischen Unsicherheiten in Umfrageergebnissen, die der Wählerschaft selten klar nachvollziehbar mitgeteilt werden, problematisch“, so Krause. In diesem Sinne zeigen die Befunde der Studie auch, dass dieser Effekt abnimmt, sobald den Wählenden die Unsicherheiten der Umfragewerte bewusstgemacht werden.
„Diese Studie erweitert unser Verständnis des Schicksals kleiner Parteien und beleuchtet weniger erforschte Kontextfaktoren. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse zu Debatten über die Ursachen der Fragmentierung von Parteiensystemen und die Rolle von Meinungsumfragen in modernen Demokratien, die für Akademiker, öffentliche Experten, Journalisten und Wähler gleichermaßen relevant sein werden“, fasst der Politikwissenschaftler zusammen.
Link zur Studie:https://www.dropbox.com/scl/fi/0kbs6fnaukoaozi4e72m6/KrauseGahn_PartiesPathToParliament_20250204.pdf?rlkey=h4trgfgq5yetfpxqjvvh54op5&e=1&dl=0
Kontakt: Dr. Werner Krause, Vergleichende Politikwissenschaft an der Universität Potsdam
Email: werner.krauseuuni-potsdampde
Tel.: +49 331-977-3482
Medieninformation 10-02-2025 / Nr. 014