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An der Fünf-Prozent-Hürde – Studie zu Erfolgschancen kleiner Parteien veröffentlicht

Medieninformation 10-02-2025 / Nr. 014

Für kleine Parteien ist es von großer Bedeutung, ob sie unmittelbar vor einer Wahl in den Umfragen knapp über oder unterhalb der Sperrklausel von fünf Prozent liegen. Das sagt der Potsdamer Politikwissenschaftler Dr. Werner Krause, der hierzu gemeinsam mit Christina Gahn von der Universität Wien eine aktuelle Studie veröffentlicht hat. Die Forschenden zeigen, dass sich Wählerinnen und Wähler in solchen Fällen strategisch entscheiden, ob sie dieser Partei ihre Stimme geben wollen. Bewegen sich Parteien kurz vor der Wahl unterhalb der Sperrklausel, etwa bei 4,5 Prozent, so verringert sich die Wahrscheinlichkeit, am Wahltag in das Parlament einzuziehen, um durchschnittlich 45 Prozentpunkte im Vergleich zu Parteien knapp oberhalb der Sperrklausel. Konkret heißt das, dass im Schnitt nur eine von vier Parteien unmittelbar unter der Sperrklausel den Sprung ins Parlament schafft. Liegen die Parteien knapp darüber, sind es drei von vier.

Die Studie nimmt den Einfluss der Sonntagsfrage auf Wahlergebnisse in den Blick. Konkret wurde untersucht, wie Vorwahlumfragen die Wahlentscheidungen von Bürgerinnen und Bürgern für kleine politische Parteien beeinflussen können. Die Forschenden gehen davon aus, dass Umfrageergebnisse, die zeigen, dass Parteien geringfügig unter oder über der Wahlschwelle liegen, die Wahrscheinlichkeit, am Wahltag in das Parlament gewählt zu werden, systematisch beeinflussen.

Die Forschenden testeten dieses Argument in zwei Schritten. Zunächst untersuchten sie die Auswirkungen von Vorwahlumfragen auf der Grundlage eines neuen Datensatzes, der 903 Parteiergebnisse in 19 Ländern umfasst. Mithilfe eines sogenannten Regressions-Diskontinuitätsdesigns schätzten sie den kausalen Effekt von Umfragesignalen auf die Chancen der Parteien, in das nationale Parlament einzuziehen. Untermauert wurden die Ergebnisse in einem zweiten Schritt mit einem Umfrageexperiment, das in Österreich durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass Parteien, die knapp unter der Sperrklausel liegen, im Durchschnitt eine um etwa 45 Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit haben, in das nationale Parlament einzuziehen. Bei einigen Untergruppen steigt dieser Effekt auf nahezu 70 Prozentpunkte. „Dieser Effekt ist angesichts der statistischen Unsicherheiten in Umfrageergebnissen, die der Wählerschaft selten klar nachvollziehbar mitgeteilt werden, problematisch“, so Krause. In diesem Sinne zeigen die Befunde der Studie auch, dass dieser Effekt abnimmt, sobald den Wählenden die Unsicherheiten der Umfragewerte bewusstgemacht werden.

„Diese Studie erweitert unser Verständnis des Schicksals kleiner Parteien und beleuchtet weniger erforschte Kontextfaktoren. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse zu Debatten über die Ursachen der Fragmentierung von Parteiensystemen und die Rolle von Meinungsumfragen in modernen Demokratien, die für Akademiker, öffentliche Experten, Journalisten und Wähler gleichermaßen relevant sein werden“, fasst der Politikwissenschaftler zusammen.

 

Link zur Studie:https://www.dropbox.com/scl/fi/0kbs6fnaukoaozi4e72m6/KrauseGahn_PartiesPathToParliament_20250204.pdf?rlkey=h4trgfgq5yetfpxqjvvh54op5&e=1&dl=0


Kontakt: Dr. Werner Krause, Vergleichende Politikwissenschaft an der Universität Potsdam
Email: werner.krauseuni-potsdamde

Tel.: +49 331-977-3482

 

Medieninformation 10-02-2025 / Nr. 014