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Erdrutschgefahr – Siedlungsdruck führt zu höherem Katastrophenrisiko in Gebirgsregionen

Siedlungen auf einem sich langsam bewegenden Erdrutsch im Poqueira-Tal, Spanien.
Bild : Cristina Reyes-Carmona
Siedlungen auf einem sich langsam bewegenden Erdrutsch im Poqueira-Tal, Spanien.

Der Klimawandel wird – vor allem angesichts der weiter wachsenden Weltbevölkerung – das Katastrophenrisiko insbesondere für Menschen in Gebirgsregionen erhöhen. Eine unterschätzte Gefahr im Gebirge sind sich langsam bewegende Erdrutsche, die Gebäude und Infrastrukturen beschädigen und bei einem plötzlichen Einsturz viele Todesopfer fordern können. Immer mehr Menschen, die bei weiter zunehmender Bevölkerung auf steileren Hängen siedeln, sind dieser Gefahr ausgesetzt, wie Forschende der Universität Potsdam und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern herausgefunden haben. Die Ergebnisse ihrer Studie sind jetzt im Journal „Earth’s Future“ erschienen.

Der Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) von 2022 zeigt, dass Menschen künftig anfälliger für die vom Klimawandel verstärkten Naturgefahren sein werden. Das ist insbesondere für eine wachsende Bevölkerung relevant: Rund 1,28 Milliarden Menschen leben in den Gebirgsregionen der Erde, von denen bis zu 40% in Städte abgewandert ist und deren Häuser inmitten steiler, erdrutschgefährdeter Hänge stehen. An diesen scheinbar sicheren Hängen können unauffällige, sich langsam bewegende Erdrutsche auftreten. Sollten diese sich plötzlich beschleunigen, muss die Bevölkerung sofort evakuiert werden, da ein rascher Einsturz innerhalb weniger Minuten viele Todesopfer fordern kann. „Wir haben weder einen globalen Überblick noch eine Schätzung der derzeitigen Gefährdung von Siedlungen, die an instabilen Hängen errichtet wurden“, sagt Joaquin Vicente Ferrer, Doktorand an der Universität Potsdam und Erstautor der Studie.

Für eine nahezu globale Gefährdungsbewertung entwickelten die Autorinnen und Autoren eine Datenbank zu 7.764 sich langsam bewegenden Erdrutschen mit einer Fläche von jeweils mindestens 0,1 Quadratkilometern, die Daten, Verzeichnisse und Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenführt. Anhand dieser Datenbank erforschten sie regionale und globale Einflussfaktoren auf die Gefährdung mithilfe statistischer Modelle. Dabei fanden sie heraus, dass die Verstädterung in den meisten Regionen ein wichtiger Faktor ist, während Hangneigung und Überschwemmungen regional unterschiedliche Einflüsse haben. „Unsere Studie liefert die erste globale Schätzung der Gefährdung durch diese Naturgewalt“, fasst Joaquin Vicente Ferrer zusammen. „Mit unseren Methoden können wir die zugrundeliegenden Unsicherheiten quantifizieren, die sich aus dem unterschiedlichen Stand der Überwachung und des zugänglichen Wissens über Erdrutsche ergeben.“

Die im Journal „Earth’s Future“ veröffentlichte Arbeit soll dazu beitragen, Forschungsgemeinschaften zum Katastrophenrisikomanagement und zur Klimawandelanpassung miteinander zu verbinden. Die verknüpften Risiken aus Erdrutschen und Überschwemmungen in den Einzugsgebieten von Flüssen müssen gemeinsam bewältigt werden, um damit der Migration und Bevölkerungsausbreitung auf instabile Hänge zuvorzukommen.

Link zur Publikation:
Ferrer, J. V., Samprogna Mohor, G., Dewitte, O., Pánek, T., Reyes‐Carmona, C., Handwerger, A. L., et al. (2024). Human settlement pressure drives slow-moving landslide exposure. Earth's Future, 12, e2024EF004830. https://doi.org/10.1029/2024EF004830

Abbildung: Siedlungen auf einem sich langsam bewegenden Erdrutsch im Poqueira-Tal, Spanien. Bildrechte: Cristina Reyes-Carmona

Kontakt:
M.Sc. Joaquin Vicente Ferrer, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie
Tel.: 0331 977-6257
E-Mail: ferreruni-potsdamde

Medieninformation 18-09-2024 / Nr. 086