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Die AfD dominiert TikTok – Studie zur Sichtbarkeit der Parteien in den Sozialen Medien

Medieninformation 02-09-2024 / Nr. 081

Die Alternative für Deutschland dominierte die Social-Media-Plattform TikTok im Vorfeld der ostdeutschen Landtagswahlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Universität Potsdam. Sie zeigt, dass die AfD auf TikTok bei den Erstwählerinnen und Erstwählern doppelt so erfolgreich ist wie alle anderen Parteien zusammen. Im Durchschnitt erhält diese Wählergruppe täglich ein Video auf TikTok, das AfD-Inhalte thematisiert. Doch auch die Inhalte des BSW werden auf dem Videoportal stark von Erstwählern konsumiert, die junge Partei übertrifft die etablierten Parteien deutlich in ihrer Sichtbarkeit.

Die AfD erzeugt sehr viel Diskussionen auf dem Videoportal: Hashtags, die mit der Partei in Verbindung gebracht werden (z.B. #AfD), waren doppelt so häufig in den Feeds von Erstwählern des Untersuchungssamples vertreten wie die Hashtags anderer Parteien. Im Durchschnitt sieht diese Wählergruppe wöchentlich neun Videos, die AfD-Inhalte thematisieren. Auf Platz 2 liegen das BSW und die CDU mit einem Video pro Woche. Alle anderen Parteien sind bedeutend seltener in den Feeds von Erstwählerinnen und Erstwählern zu finden.

Die offiziellen TikTok-Kanäle der AfD haben mit über 730.000 Followern außerdem deutlich mehr Reichweite als die Kanäle anderer Parteien. Gleichzeitig veröffentlichten diese Parteien in den acht Wochen vor den Landtagswahlen genauso viele oder sogar mehr Beiträge auf TikTok, mit denen sie aber nur eine geringe Sichtbarkeit in den Feeds der Erstwähler/innen erzielten (offizielle AfD-Accounts: ca. 160 Videos, SPD: über 200 Videos, Grüne und Linke jeweils über 160 Videos). Auffällig ist die breite Aufstellung der AfD: Bei den Top-10-Kandidatinnen und -kandidaten auf den Landeslisten sind 17 von 30 Personen auf der Plattform aktiv, während es bei den anderen Parteien im Durchschnitt nur 7 von 30 Kandidierenden sind.

Roland Verwiebe, einer der Koordinatoren der Studie, erklärt: „Aus meiner Sicht sind die Ergebnisse alarmierend, weil sie zeigen, wie es die AfD und in Teilen auch das BSW relativ einfach schaffen können, junge Menschen zu erreichen, die kein starkes Interesse an Politik auf TiKTok angeben und sich auch nicht explizit für bestimmte Parteien interessieren“, so der Potsdamer Professor für Sozialstrukturanalyse und Soziale Ungleichheit. „Der Content, der vom Algorithmus der Plattform ausgespielt wird, benachteiligt damit andere Parteien, die zum moderaten Spektrum zählen, massiv.“ Der deutliche Anstieg der Wahlstimmen in der Altersgruppe der 18 bis 24-Jährigen für die AfD in Thüringen (+20,5 Prozent) und Sachsen (+14 Prozent) und in Teilen für das BSW (+19 Prozent in Thüringen, +10 Prozent in Sachsen) spiegele die Social-Media-Dominanz dieser Parteien bei den Erstwählerinnen und -wählern.

Die Studie analysierte zwischen dem 13. August und dem 1. September 2024 über 75.000 Video-Beiträge auf TikTok. Erhoben wurden diese über zu Forschungszwecken angelegte Nutzerprofile von insgesamt 30 Personen (mehrheitlich Jahrgang 2006 sowie eine Kontrollgruppe des Jahrgangs 1980) aller Geschlechter aus Sachsen, Brandenburg und Thüringen, die parteilos und ohne politische Präferenzen auftreten. Von den 75.000 untersuchten Videos haben ca. 2.000 Videos eine explizit politische Ausrichtung. Andere Themen auf TikTok sind z.B. Comedy, Reisen, Food und Lifestyle. Zusätzlich wurden Videos der offiziellen Partei-Kanäle untersucht, um herauszufinden, wie die Parteien selbst auf der Plattform auftreten.

Initiiert wurde die Studie innerhalb des Projekts Potsdamer Social Media Monitor (PSMM), das 2024 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam entstand. Ziel des PSMM ist es, Methoden zur Messung der Nutzung, des Inhalts und der Auswirkungen sozialer Medien zu entwickeln und Instrumente zur Rechenschaftspflicht von Social-Media-Plattformen zu schaffen. Dem Team gehören Prof. Dr. Ulrich Kohler, Aaron Philipp, Prof. Dr. Jasper Tjaden, Prof. Dr. Roland Verwiebe, Sarah Weißmann und Johannes Wolfgram an.

Weitere Informationen: https://psmm.info/

Kontakt: Prof. Dr. Roland Verwiebe, Professor für Sozialstrukturanalyse und Soziale Ungleichheit
E-Mail: roland.verwiebeuni-potsdamde
Telefon: 0331 977-3558

Medieninformation 02-09-2024 / Nr. 081