Bilder von gebrochenen Deichen, überfluteten Straßen, vollgelaufenen Kellern und Rettungskräften im Dauereinsatz: In den vergangenen Wochen haben intensive, langanhaltende Regenfälle zu großflächigen Überflutungen geführt – zuerst im Saarland und Rheinland-Pfalz, dann in weiten Teilen Süddeutschlands. Doch auch abseits von Gewässern können kurze, intensive Starkregen Überflutungen mit hohen Schäden verursachen. Insbesondere im urbanen Raum, wo die Besiedlungsdichte hoch und die Böden großflächig versiegelt sind, oder in Hanglagen können gefährliche Sturzfluten entstehen. In Erinnerung geblieben sind die Ereignisse in Münster 2014 oder in Braunsbach und Simbach 2016.
Durch den Klimawandel nehmen Intensität und Häufigkeit von Starkregen zu. Sie können grundsätzlich jeden Ort in Deutschland treffen. In dem Impulspapier wurden nun aktuelle Erkenntnisse für einen nachhaltigen und vorsorgenden Umgang mit Starkregen- und Sturzflutereignissen zusammengefasst, die aus WaX hervorgegangen sind. Anhand von sechs Punkten werden unter anderem praxisnahe, digitale Anwendungstools vorgestellt, die Städte und Kommunen beim Umgang mit Starkregengefahren unterstützen sollen.
So können naturbasierte dezentrale Wasserrückhaltemaßnahmen, wie die Renaturierung von Gewässerläufen, Abflussspitzen mildern und die Grundwasserneubildung fördern. Auch im städtischen Raum verzögern sogenannte blau-grüne Infrastrukturen, wie begrünte Dächer, Baumrigolen oder Versickerungsmulden, den Oberflächenabfluss. Das Kanalnetz kann dort durch eine flexible und vorausschauende Steuerung besser ausgelastet werden. Als ergänzende Maßnahme für extreme Starkregenfälle kann der urbane Straßenraum selbst genutzt und Wassermassen über sogenannte Notabflusswege möglichst schadfrei abgeleitet werden. Neue Verfahren ermöglichen zudem genauere Niederschlagsvorhersagen für Starkregenereignisse, die beispielsweise in Kombination mit Bodenfeuchte oder Gefälle Vorhersagen zu den tatsächlichen Überflutungen erlauben. Alternative Ansätze für eine bessere Risikokommunikation ergänzen die Maßnahmen, um das Bewusstsein zum Umgang mit Wasserextremen zu schärfen. Zielgruppe des Impulspapiers sind die kommunale Verwaltung und Wasserbehörden sowie privatwirtschaftliche und öffentliche Akteure, die auf kommunaler und regionaler Ebene tätig sind, wie Abwasserbetriebe, Wasserverbände oder Planungsbüros.
„Aufgrund ihrer hohen Dynamik sind Starkregenereignisse, die häufig in Verbindung mit Gewittern auftreten, schwer vorhersagbar. Neue Verfahren können dazu beitragen, das tatsächlich abfließende Wasser und daraus resultierende Schäden besser und in Echtzeit abzuschätzen“, sagt Annegret Thieken, Professorin für Geographie und Naturrisikenforschung an der Universität Potsdam, die sowohl in einem begleitenden Vernetzungsvorhaben Aqua-X-Net als auch in einem der Verbundprojekte in WaX forscht.
Dr. Benni Thiebes, Koordinator des Vernetzungsvorhabens und Geschäftsführer beim Deutschen Komitee Katastrophenvorsorge e.V. (DKKV), ergänzt: „Wir brauchen neue Anpassungsmaßnahmen in den Kommunen, die schnell abfließendes Wasser gezielt zurückhalten, auffangen und möglichst schadfrei abführen können, beispielsweise blau-grüne Infrastrukturen, aber auch technische Lösungen, wie Regenwasserrückhaltebecken.“
Die Fördermaßnahme WaX ist im Bundesprogramm „Wasser: N – Forschung und Innovation für Nachhaltigkeit“ angesiedelt, das Teil der BMBF-Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit (FONA)“ ist.
Link zur Fördermaßnahme: https://www.bmbf-wax.de/
Link zum Impulspapier: https://www.bmbf-wax.de/wp-content/uploads/WaX-Impulspapier_Starkregen-Sturzfluten.pdf
Kontakt:
Prof. Dr. Annegret Thieken, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie
Tel.: 0331 977-2984
E-Mail: annegret.thiekenuuni-potsdampde
Dr. Benni Thiebes, Koordinator Vernetzungsvorhaben und Geschäftsführer Deutsches Komitee Katastrophenvorsorge e.V.
Tel.: 0228 26 199-570
E-Mail: benni.thiebesudkkvporg
Medieninformation 18-06-2024 / Nr. 056