Westafrika südlich der Sahara ist ein Klima-Hotspot, da es genau zwischen den feuchten Tropen und den trockenen Subtropen liegt. Selbst kleine Verschiebungen in den Monsun-Mustern der Regenzeit können dort große Veränderungen in der Wasserverfügbarkeit und extreme Niederschläge verursachen. In großen Ballungsräumen wie Dakar, Senegal, leben viele Menschen in Slums, von denen einige in überschwemmungsgefährdeten Gebieten wie Flussbetten errichtet wurden. Große Regenmengen bei Extremgewittern können in solchen niedrig gelegenen Gebieten sogenannte Sturzfluten verursachen. Hinzu kommt, dass die Nahrungsmittelversorgung und die Wirtschaft Senegals einerseits von kleinen traditionellen Fischereibetrieben abhängt, die durch unerwartete Stürme vor der Küste beeinträchtigt werden, und andererseits von der Landwirtschaft, bei der die Ernteerträge verbunden sind mit der Häufigkeit der saisonalen Niederschläge, da Bewässerung nicht sehr weit verbreitet ist.
Über die künftige Entwicklung der Niederschlagsmuster ist bisher wenig bekannt, da die extremen Niederschläge größtenteils auf selbstorganisierte Gewittersysteme zurückzuführen sind, die sich nur schwer vorhersagen lassen. Andererseits stehen kaum Beobachtungsdaten aus der Region zur Verfügung, sodass es nahezu unmöglich ist, bestehende Niederschlagsmodelle anhand von Beobachtungen zu testen. Frühwarnsysteme für die lokale Bevölkerung sind deswegen unzuverlässig.
DakE zielt darauf ab, einige dieser Herausforderungen durch den Aufbau eines hochauflösenden Beobachtungsnetzes in der Region östlich von Dakar anzugehen. Gewittersysteme sollen damit nahezu in Echtzeit beobachten werden, um das Risiko von Extremereignissen im Großraum Dakar besser einschätzen zu können. Das Projekt wird in Abstimmung mit lokalen Forschungspartnern durchgeführt: ”Wir werden ein Netz von 30 bis 40 automatischen Wetterstationen, einschließlich Bodenfeuchtesensoren, errichten, die über das lokale Mobilfunknetz frei zugängliche Daten mit einer zeitlichen Auflösung von einer Minute aufzeichnen”, erläutert Projektleiter Jan Härter den Ablauf der Feldarbeiten. ”In einem zweiten Schritt wird ein Nowcasting-Flutwarnsystem für Dakar entwickelt. Schließlich wird dieses System mit den lokalen Behörden koordiniert, um ein auf Textnachrichten basierendes Frühwarnsystem für die örtliche Bevölkerung einzuführen, das vor allem den Bewohnern von Hochwasserrisikogebieten hilft.”
Die Proof-of-Concept-Förderung des European Research Council für DakE wird zusätzlich zum ERC Consolidator Grant gewährt, den Prof. Härter bereits innehat. Sie richtet sich an Forschende, die das kommerzielle oder gesellschaftliche Potenzial ihres laufenden Projekts erkunden wollen, und unterstützt den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis.
Link zur ERC-Pressemeldung:
https://erc.europa.eu/news-events/news/Proof-of-Concept-Grants-2023
Fotos:
2024_009_JanHärter_KevinRyl: Prof. Dr. Jan Härter. Foto: Kevin Ryl
2024_009_Dakar1_ILKruse: Überschwemmung in Dakar, wie sie häufig auftreten nach starken Niederschlägen. Foto: Irene Livia Kruse
2024_009_Dakar2_ILKruse: Ein mesoskaliges Gewittersystem an der Küste von Dakar. Foto: Irene Livia Kruse
2024_009_Dakar3_ILKruse: Eine automatische Wetterstation auf dem Dach eines Gebäudes der Universität Cheikh Anta Diop in Dakar. Foto: Irene Livia Kruse
Kontakt:
Prof. Dr. Jan Härter, Institut für Physik und Astronomie
Tel.: 0331 977-5467
E-Mail: jan.haerteruuni-potsdampde
Medieninformation 19-01-2024 / Nr. 009