Durchgeführt wurde die Studie vom Sozialforschungsinstitut forsa, das insgesamt 1005 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren mithilfe eines bevölkerungsrepräsentativen Panels befragt hat. Finanziell unterstützt wurde der Test von der Klaus Tschira Stiftung. 29 Aufgaben mit Alltagsbezug waren zu lösen, die überwiegend das Niveau der 8. Klasse nicht überschreiten. Die Aufgaben waren identisch mit einer Umfrage, die im Jahr 2013 durchgeführt wurde. Vor allem beim Umrechnen von Maßeinheiten, beim Herauslesen von Informationen aus Texten und Grafiken sowie beim Übersetzen von Alltagsphänomenen in Rechenoperationen und umgekehrt tun sich die Deutschen schwer. Die Hälfte der Deutschen kann nicht ausrechnen, wie sich eine geänderte Geschwindigkeit auf eine Fahrtzeit auswirkt. Auch bei Grundlagen der Prozentrechnung und der Wahrscheinlichkeitsrechnung gibt es Probleme.
Gegenüber der Umfrage vor zehn Jahren ist allerdings eine leichte Verbesserung zu beobachten: Lösten die Teilnehmer damals im Mittel 19,4 Aufgaben korrekt, so waren es diesmal 20,4. Das ist vor allem auf die jüngeren Teilnehmer zurückzuführen: Von den Baby-Boomern über Generation X und Millennials bis zur Generation Z werden die Ergebnisse für manche Aufgaben besser. „Diese Verbesserung kann man allerdings nicht eindeutig auf den veränderten Schulunterricht zurückführen“, sagt Ulrich Kortenkamp, der schon die Umfrage von 2013 mit konzipiert hatte. „Es kann auch damit zusammenhängen, dass wir im täglichen Leben zunehmend mit Aufgaben zu tun haben, die zumindest minimale mathematische Fähigkeiten erfordern.“
Ein Ergebnis hat sich leider in den letzten Jahren nicht geändert: Noch immer liegen die Testresultate der Männer deutlich über denen der Frauen. In diesem Jahr hat die Redaktion der ZEIT sämtliche Fragen auch der KI-Software ChatGPT vorgelegt. Der Chatbot löste 27 von 29 Aufgaben korrekt und war damit besser als 92 Prozent der Deutschen. Das heißt aber nicht, dass wir in Zukunft auf die Vermittlung grundlegender mathematischer Fähigkeiten in der Schule verzichten könnten. „Wir werden vielleicht in Zukunft öfter Künstliche Intelligenzen die Lösungen von mathematischen oder anderen Aufgaben generieren lassen“, sagt Kortenkamp, „aber wir müssen in der Lage sein, diese zu überprüfen und zu verifizieren.“
Die ausführlichen Studienergebnisse erhalten Sie gerne auf Anfrage.
Kontakt:
Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp, Institut für Mathematik
Telefon: 0331-977-1470
E-Mail: ulrich.kortenkampuuni-potsdampde
Medieninformation 25-10-2023 / Nr. 113